(08. 08. 2021, 22:13)Micha schrieb: ... und noch ein neuer Zweizeiler - als Novum "über..."
Eine sehr gute Umsetzung, wie ich finde !
Foto copyright © Michael P., Stuttgart
Sorry, aber das ist ja nicht mal auf dem Foto gut lesbar! Wie kann man das für eine gute Idee halten?
Ich frage mich wirklich, wer dachte, dass das eine gute Idee wäre, auf einmal so viele Zugzielanzeigen 50% kleiner und zweizeilig zu machen. Was soll das? Das Argument "wir wollen eine einheitliche Schreibweise" lasse ich nicht zählen, das ist eine total absurde Begründung.
Einfache Frage:
- Wie viele Personen haben sich bisher täglich den Netzplan oder die Beschriftung an den Haltestellen angeschaut und dann die Zugzielanzeige und haben gesagt: "Das versteh ich nicht, das ist nicht einheitlich!" und sind deswegen an einem falschen Ziel rausgekommen? Eine Person? Zwei Personen? Wenn überhaupt?
- Und im Vergleich dazu, wie viele Personen schauen täglich auf die Zugzielanzeige vorbeifahrender oder einfahrender Bahnen um sich zu orientieren? Kleiner Tipp: Es sind rund 600.000 Fahrgäste täglich bei der SSB!
Egal ob jung oder alt, egal ob eingeschränktes Sehvermögen oder nicht - die Anzeigen sind deutlich schlechter lesbar als bisher. Zugzielanzeigen dienen nur einem Zweck:
Möglichst gut lesbar und möglichst schnell erfassbar die wichtige Information anzuzeigen: nämlich welche Linie und wo sie hinfährt. Das ist der einzige Zweck! Für alles andere gibt es Fahrpläne, Netzpläne, DFIs, Apps, Haltestellenschilder sowie die seitliche Zugzielanzeige.
Wenn die SSB täglich rund 600.000 Fahrgäste hat, sollte bei einer solchen Entscheidung jemand einbezogen werden, der Ahnung von Kommunikationsdesign, Grafikdesign und Leitsystemen hat - das war hier offensichtlich nicht der Fall, sonst hätte man so eine "nur dass es einheitlich ist"-Entscheidung nicht getroffen. Auf der einen Seite spricht man bei jeder Gelegenheit von Barrierefreiheit (Ausbau der Haltestellen und Fahrzeuge, Schriftgröße und Buttons auf der neuen Website usw.) und gleichzeitig verkleinert man die Schriftgröße der Zugzielanzeigen ohne wirklichen Mehrwehrt um 50% und nutzt nur noch einen Bruchteil des Anzeigenfeldes? Hä? Gerade die älteren Menschen im ÖPNV haben es oft schwer genug sich zu orientieren, vor allem mit verringerter Sehkraft.
Es ist vollkommen ausreichend Ziele wie Feuerbach, Fellbach, NeckarPark, Heslach, Untertürkheim, Ostfildern, Möhringen usw. anzuzeigen - mehr braucht es vorne nicht, es dient der Orientierung!
Ich wiederhole noch mal meinen Vorschlag von anderer Stelle (man soll ja nicht immer nur kritisieren, sondern auch Vorschläge machen): Einfache Zugzielanzeige vorne, zusätzliche Info an der seitlichen Anzeige und am DFI sowie an der Beschilderung am Bahnsteig.
Beispiel: Bahn Vorne: U1 Fellbach, Bahn Seitlich: U1 Fellbach Lutherkirche, DFI Übersicht: U1 Fellbach, DFI Detail bei der Einfahrt: U1 Fellbach Lutherkirche, Haltestellenschild mit Linienanzeige: U1 Fellbach Lutherkirche, Ansage in unterirdischen Stationen: U1 nach Fellbach Lutherkirche, usw ...).
In diesem Zuge sollte man sich auch endlich mal um die Thematik der Zugzielanzeige von Einrückern und Ausrückern kümmern. Man kann keinem normalen Fahrgast logisch erklären, warum manchmal eine "U14 Heslach" am Rotebühlplatz einfährt, eine "U2 Mühlhausen" an den Mineralbädern oder eine "U7 Möhringen" am Bopser. Kein normaler Mensch versteht das, wenn Linien irgendwo unterwegs sind, wo sie laut Netzplan nichts verloren haben.
Es macht auch absolut keinen Sinn. Wie sehr möchte man die Fahrgäste verwirren? Liniennummern sind dazu da, dass Fahrgäste sich daran orientieren können ("Meine Linie ist die U1"). Wenn eine Bahn vorzeitig endet, bspw. "U1 Südheimer Platz", dann ist das ja kein Problem und ja auch durchaus üblich, dass es innerhalb einer Linie Fahrten gibt, die schon vorzeitig enden (siehe vgl. S-Bahn Stuttgart oder S/U-Bahn in anderen Städten), aber sobald die Bahn ihre normale Streckenführung verlässt sollte sie das nicht mehr unter der alten Liniennummer tun. Der Vorschlag wäre hier, wie schon mal erwähnt, einfach nur das Fahrtziel anzuzeigen und auf die Liniennummer zu verzichten, bzw. ein neutrales U ohne Zahl ("U Mühlhausen"). In anderen Städten gibts das ja auch mit den "E" Fahrten, wobei das hier in Stuttgart ja nicht mehr bekannt ist und für den Ersatzverkehr genutzt wird.
Sinnvoll wäre es auch, Einrücker "logisch" umzuschildern wenn es sich anbietet, bspw. eine "U2 Mineralbäder" kann ab Berliner Platz Hohe Str. einfach direkt als "U14 Mühlhausen" fahren - der Streckenabschnitt ist ab dort der selbe und man sammelt auf der ganzen Strecke bis dahin keine Fahrgäste ein, die eigentlich in Richtung Neugereut wollen. Oder die "U7 Bopser" kann man ab Pragsattel als "U6 Möhringen" fahren lassen, auch hier vermeidet man damit falsche Zustiege und entlastet gleichzeitig noch die Bahnen in Richtung Möhringen. Warum wird sowas nicht bedacht?
Auch hier wiederhole ich gerne meinen Test: Wer glaubt, dass ich hier ein Problem beschreibe, das nicht existiert, darf sich gerne Abends an der Wilhelma stadtauswärts hinstellen und alle aus Einrückern aussteigende Fahrgäste fragen, ob sie wirklich dort hin fahren wollten. In fast jeder Bahn sitzen 5-10 Fahrgäste, die unwissentlich ab Mineralbäder oder Mercedesstraße Richtung Betriebshof weitergefahren sind, weil sie nur auf die Liniennummer U1/U2 geschaut haben. Ich habe es selber schon 3-4 aus dem Freundeskreis gehört ("Meine U1 ist heute falsch abgebogen und dann musste ich zurückfahren") und letztes Jahr hatte ich einer älteren Dame mit Rollator an der Rosensteinbrücke erklärt, wie sie zurück zu ihrem "normalen Zweier" kommt, der "heute wohl falsch gefahren sein muss".