Hallo,
wie in Antwort auf den Originalbeitrag von Stephan schon angekündigt, waren auch wir diesen Sommer zwei Wochen in England, davon die zweite Woche in London. Vorrangig war dies ein Familienurlaub, aber ein wenig Bahnprogramm konnte ich schon einbauen. Alles, was Stephan schon von London gezeigt hat, werde ich nicht nochmal zeigen, eher solche Dinge die in Stephans Beitrag nicht zu sehen waren. So habe ich selbstverständlich viele Bilder der Straßenbahn in Croydon (dort war auch unser Quartier) und wir sind auch mit der DLR gefahren, ohne dass ich davon Bilder zeige.
Die erste Woche waren wir allerdings in einem kleinen Kaff namens Lymington in der Nähe zu Southampton. Auf diesen Ort sind wir eher zufällig gekommen, da wir in den Bereich der Südküste wollten, aber nicht die teuren Quartiere in den bekannten Badeorten wollten. Wir sind ja nicht zum Baden hin. Neben dem Hauptgrund, dort eine schöne Ferienwohnung gefunden zu haben, sprach für Lymington auch noch ein weiteres Argument. Dazu später mehr.
Die meisten gezeigten Bilder werden von Bahnen sein, aber ein paar Off-Topic-Bilder werde ich auch einstreuen. Die Bilder sind nicht immer in Aufnahmereihenfolge, sondern so dass es thematisch besser passt.
Aber fangen wir an. Die Anreise erfolgte mit der Fähre über Dover, und da wir eine früher als geplant erreicht hatten, haben wir uns dann entschlossen, der Südküste entlang zu fahren, statt den Motorway zu nehmen.
Sehr schnell erreicht man dabei einen Ort namens Hythe, und von dort kommt man weiter nach St. Marys Bay. In diesem Ort gibt es einen Bahnübergang, bei dem einem schnell auffällt, dass da etwas nicht stimmt.
Da scheinen doch die Dimensionen durcheinander geraten zu sein.
Schnell am Bahnhof gegenüber geschaut, und der Fahrplan verrät, dass in nächster Zeit zwei Züge zu erwarten sind:
Lok 10 mit einem Zug von New Romney nach Hythe
Lok 12 mit einem Gegenzug. Wir sind bei der der Romney, Hythe and Dymchurch Railway (RH&DR), der vermutlich kleinsten reguären Eisenbahn der Welt. Auf 381 mm Spurweite (wie die Killesbergbahn) wird hier täglicher regulärer öffentlicher Personenverkehr nach Fahrplan geboten, auch der Schülerverkehr der Gegend wird mit der Bahn abgewickelt.
Weiter ging es dann mit weiteren touristischen Zwischenhalten zu unserem Ziel in Lymington, welches der Endpunkt der elektrifizierten Nebenstrecke von Brockenhurst ist. Elektrifizierung heißt bei südenglischen Eisenbahnen übrigens grundsätzlich Stromschiene.
Auf dieser Strecke verkehren am Wochenende vierteilige Elektrotriebwagen der Class 450, während Montag bis Freitag Dieseltriebwagen der Class 158 eingesetzt werden.
450 014 im Endbahnhof Lymington Pier, gut ist die Stromschiene und der Schleifer zu sehen.
Dieseltriebwagen 158 884 an einem anderen Tag an gleicher Stelle.
Ganz grundsätzlich gibt es in der Gegend und besonders an dieser Strecke nicht viele Fotomöglichkeiten, da es nur eine Zwischenstation Lymington Town gibt und der Rest der Strecke entweder durch Wald oder die Heide des New Forest-Nationalparks führt. Die meisten Abschnitte sind unzugänglich eingezäunt.
Die Heide mit freilebenden Tieren: Pferde, Kühe und Esel.
Hier verläuft die Strecke
Ein Class 158 in der Heide
An der Station Lymington Town geht es auch eng zu.
Eine von Crosscountry (Arriva) betriebener Class 220 im Anschlußbahnhof Brockenhurst.
Natürlich kann man nicht in Südengland gewesen sein, ohne *DAS* Highlight zu besuchen:
Morgens noch mit wenigen Besuchern
Besuchermassen am frühen Mittag
Natürlich muß man vom Parkplatz nicht laufen, man kann gefahren werden. Die Busse werden übrigens von Go-Ahead betrieben, dürfte ja auch hier ein Begriff sein.
Außerdem stand wegen der Kinder und der Frau auch das National Motor Museum und das Schloss Beaulieu auf dem Programm, wobei mir Exbury Gardens mit der Parkbahn nur 5 km weiter lieber gewesen wäre. Aber man kann nicht alles bekommen.
An sich habe ich nicht damit gerechnet, dort viel für das Forum hier zu Gesicht zu bekommen, aber ein wenig gab es schon:
Ein Londoner Routemaster (genauer ein RT, RT1808)
Und ein weiterer historischer Bus, der Rundfahrten im Park machte. Beschriftet und gehalten in Farben und Beschriftung der London General Omnibus Company, zu der ich später nochmal etwas habe.
Aber auch bei den Autos gab es etwas zu sehen, womit ich nicht gerechnet habe: der originale "TGV 12" aus der BBC-Fernsehserie "Top Gear":
https://www.youtube.com/watch?v=mkpCzp0CmjY (Teil 1)
https://www.youtube.com/watch?v=PMWBPrFVwLk (Teil 2)
Eine Einschienenbahn gab es auch noch.
Außerdem gab es im Museum noch mehrere Origial-Filmautos zu sehen, sollte hier jemand Interesse haben, so kann ich da auch noch ein paar Bilder zeigen.
Von dort war es nicht weit in das Örtchen Hythe, nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Ort von weiter oben.
Dort gibt es die älteste noch in Betrieb befindliche Pierbahn Englands, erbaut 1922. Die beiden Lokomotiven ("Traktoren") stammen aus dem Jahr 1917 und waren ihre ersten Jahre in einer Senfgasfabrik (1. Weltkrieg!) in Bristol eingesetzt.
Im Anschluß an die Fotos wurde mir von dem sehr freundlichen Personal in der Zugpause auch noch die fast original Werkstatt gezeigt.
Ein Nachbarort von Hythe ist Marchwood. Außer Hafenanlagen gibt es dort nicht viel zu sehen, und natürlich sind diese Hafenanlagen per Bahn angebunden. Aus den Zeiten, als es auf dieser Bahn auch noch Personenverkehr gab, gibt es in Machwood auch noch einen Bahnhof, welcher aber leider komplett unzugänglich eingezäunt ist. Die Strecke ist noch befahren, aber leider kam in der Zeit als wir dort waren, kein Zug. Aber der Bahnhof hat es mir angetan, so dass ich doch einige Bilder gemacht habe. Formsignale und einen Bahnübergang mit von Hand zu schließendem Gatter sieht man ja auch nicht mehr oft. Der Bahnübergang der nächsten querenden Straße hatte übrigens normale Halbschranken und Lichtzeichen.
Außerdem hat es mit diesem Bahnhof eine besondere Bewandtnis. Weiß es jemand, oder kommt anhand der Bilder jemand drauf (außer demjenigen, dem ich es schon angedeutet habe)? Ich hätte dazu gerne das Gebäude besser gezeigt, aber es war kein besserer Zugang möglich. Außerdemdem gibt es dazu in diesem Beitrag noch an anderer Stelle einen weiteren Hint. Ich könnte dazu dann bei Interesse weitere Bilder zeigen, das wäre hier dann aber völlig Off-Topic.
Auf der Rückfahrt sorgten die frei lebenden Tiere mal wieder für Verkehrsprobleme :-)
Außerdem auf dem Heimweg eine schöne ländliche Brücke über einen Bach und ein Blick in die entgegengesetzte Richtung. :-)
Zwei Bilder entstanden am Bahnhof in Poole, auf dem zweiten kann man im Hintergrund die Stromschienenführung im Weichenfeld gut sehen.
So, das war es in Lymington, jetzt geht es dann für die zweite Woche das Urlaubs nach London.
Da wurden wir gleich von einem schönen alten Zug der Tube empfangen. Ist der Zug nicht schön? Tube Stock 1938...
Und dann dieser Bahnhof mit der schönen alten Fußgängerüberführung
Äh Moment?!?!?
Stimmt das so?
Tube? Ja schon, aber das ist doch nie und nimmer London?
...
Nein, natürlich nicht.
Das ist auf der Isle of Wight. Dort werden auf der einzigen noch verbliebenen Bahnlinie ehemalige Londoner U-Bahn-Züge vom Tube Stock 1938 eingesetzt. Es gibt auf der Strecke einen Tunnel, dessen Lichtraumprofil zu klein ist, um dort reguläre Eisenbahnfahrzeuge einsetzen zu können. Aus diesem Grund wurden schon mehrfach ausgemusterte Züge der Londonder Tube übernommen und für den Betrieb auf der Inselbahn angepasst. Dies Züge (bei British Rail als Class 483 bezeichnet) sind schon die zweite Generation U-Bahn-Wagen auf der Insel und wurden 1988 aus London übernommen. Nachdem sie im Laufe der Zeit verschiedene Lackierungen hatten, haben sie heute wieder bis auf die gelbe Front ihre originale Lackierung.
Der Besuch dieser Insel (die auch touristisch viel zu bieten hat) war auch der oben erwähne Grund für das Quartier in Lymington, denn eine der Fähren zur Insel fährt ab dort.
Hier noch weitere Bilder.
Warnschild an einem Bahnübergang
Stromschiene an einem Bahnübergang
Betriebswerk
Auf dem Pier gab es parallel zur Inselbahn auch mal eine Straßenbahn. Von der Strecke ist nur noch das Gerüst übrig.
Um auf die Isle of Wight zu kommen, gibt es außer den Fähren auch noch ein anderes Verkehrsmittel. Hier verkehren die letzten zur Personenbeförderung eingesetzten Luftkissenboote Europas.
Außerdem gibt es auf der Insel noch eine Museumsbahn, die mein Sohn unbedingt sehen wollte
Im Museum steht auch noch ein Triebwagen der oben erwähnten Straßenbahn
Jetzt geht es aber wirklich nach London. Nach Bezug des Quartiers in Croydon ging es von dort mit der Straßenbahn nach Wimbledon und weiter mit dem Zug nach London. An dem Wochenende war die Tube nach Wimbledon wegen Bauarbeiten gesperrt, aus dem Zug heraus konnte ich eher schlecht als recht eine Bauzuglok der Tube aufnehmen.
Bauzuglok in Wimbledon
Und einen Tube-Zug habe ich am Leicester-Square auch fotografiert, wenn auch irgendwie seltsam gepixelt. Aber die Kinder wollten einfach den größten Lego-Store mal besuchen :-)
War mir im Beitrag von Stephan noch gefeht hat, war das hier:
Routemaster-Busse auf der Linie 15.
Beim Einkaufsbummel auf der Regent-Street in einem Laden entdeckt
Genau 13.00h (Sommerzeit!) auf dem Null-Meridian in Greenwich, die Sonne genau senkrecht darüber. Der heutige Null-Meridian befindet sich übrigens ca. 105 m weiter östlich, weil man damals noch nicht wusste, dass die Erde keine exakte Kugel ist. Und weil man den Kreuzungspunkt des Nullmeridians mit dem Äquator nicht verändern wollte, liegt er in London nun etwas daneben. Die Ursache dafür ist, dass die Gravitation in Greenwich etwas abgelenkt ist und nicht auf den Erdmittelpunkt zeigt. Daduch hat man damals den Sonnenstand falsch gemessen. Aber das wusste man bei der Festlegung alles noch nicht ...
Einer der Class 700-Züge der Thameslink, von denen damals einer auf der Gäubahn getestet wurde.
Zum London-Abschluß noch zwei New Routemaster in alten Farben der London General Omnibus Company, siehe auch oben. Davon gibt es noch weitere, einer ist auch in Stephans Beitrag zu sehen, aber nicht erwähnt worden :-)
Bei der Rückfahrt waren wir dann früher dran als vorgesehen, die Fähre wäre um 14:00 Uhr ab Dover gegangen. Allerdings sollte man spätestens 45 Minuten vor Abfahrt am Check-In serin, bei hohem Andrang sogar 1,5h vorher. Nur wann ist großer Andrang? Also sind wir einfach rechtzeitig los und waren schon um 11:35h in Dover, wurden dann aber an der Sicherheitskontrolle noch 5 Minuten auf den Standstreifen gestellt und dann um 11:40h ohne Kontrolle zum Check-In durchgelassen.
Dort wurden wir dann um 11:42h noch auf die 12:00h-Fähre eingecheckt ("you have luck, in one minute we will close the check in"). Als letztes Auto sind wir dann auf die Fähre gefahren, hinter und wurden die Luken geschlossen.
Soviel zu 45 Minuten vor Abfahrt :-)
Als Bonus waren wir dann zwei Stunden früher als geplant über den Kanal, was dann noch etwas Zeit gab, auf der Rückfahrt ein mögliches Urlaubsziel für nächstes Jahr anzusehen
Ich hoffe, alle Bilder haben als Ergänzung zum London-Beitrag gefallen.