07. 05. 2007, 14:56
Hallo zusammen,
Teile des Stuttgarter Gemeinderates fordern einen regelmäßigen Stadtbahnverkehr durch den Neckarpark zum Mercedes-Benz-Museum. Die STZ hat in ihrer heutigen Ausgabe recht ausführlich und wie ich finde fundiert berichtet:
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"Wir sind kein Schlaraffenland des Nahverkehrs"
SSB halten Verlängerung der Stadtbahn im Neckarpark für unwirtschaftlich - SPD-Fraktion fordert neue und kreative Lösungen
Viele Stadträte wünschen sich eine täglich durch den Neckarpark bis zum neuen Mercedesmuseum fahrende Stadtbahn. Den SSB sind diese Pläne zu teuer. Die zwischen Museum und Bad Cannstatt pendelnden Shuttlebusse der Linie 51 sind kaum besetzt.
Das Thema Nahverkehr im Neckarpark treibt die Kommunalpolitik um: Die SPD-Fraktion mahnt in einem aktuellen Antrag eine bessere Anbindung von Wasen, Schleyerhalle, Gottlieb-Daimler-Stadion und Mercedesmuseum an: Dort befänden sich auch das Haus des Sports und die Bezirkssportanlage, die an normalen Tagen nur schwer mit dem Nahverkehr erreichbar seien. Außerdem entstehe auf dem ehemaligen Cannstatter Güterbahnhofareal ein neuer Stadtteil mit 450 Wohneinheiten und 2000 Arbeitsplätzen.
Ebenso wie den Grünen schwebt der SPD ein Ausbau der Volksfestlinie U 11 vor, die regelmäßig zur Endhaltestelle Automobilmuseum in der Mercedesstraße fahren soll. Schon heute herrsche in Stadt- und S-Bahn drangvolle Enge, wenn der VfB spiele, der Wasen belegt sei und es in Schleyerhalle und der Porsche-Arena weitere Veranstaltungen gebe. Deshalb müssten die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) und die Stadt darlegen, welche Trassen für eine Erschließung des Neckarparks in Frage kämen. Der zwischen Cannstatter Bahnhof und Mercedesmuseum verkehrende Shuttlebus sei nur eine Zwischenlösung. "Wir wollen, dass Stadt und SSB trotz knapper Mittel mit viel Kreativität nach Lösungen suchen", so die stellvertretende SPD-Fraktionschefin Annette Sawade.
Die SSB betrachten den Neckarpark allerdings differenzierter. "Die seit einem Jahr im 20-Minuten-Takt zwischen Museum und Cannstatt verkehrende Buslinie 51 ist alles andere als ein Renner", sagt der Technikvorstand Wolfgang Arnold. "Im Schnitt sitzen in den Gelenkbussen mit Platz für mehr als 100 Fahrgäste nicht mehr als 30 Menschen. Das zeige, dass der Shuttlebus für die Neckarparkbesucher kein attraktives Nahverkehrsmittel sei. Deswegen gebe es Überlegungen, den Shuttleverkehr künftig mit normalen Linienbussen zu bestreiten. "Schließlich kann man mit der S-Bahn in sieben Minuten vom Hauptbahnhof direkt bis zur Haltestelle Gottlieb-Daimler-Stadion gelangen", erklärt der SSB-Manager Wolfgang Arnold.
Auch beim Vergleich mit der Stadtbahn ist für die SSB die S-Bahn der schnellere Neckarparkzubringer. Dies zeigten alle bisherigen Überlegungen, die Stadtbahntrasse vom Wasen über die Mercedesstraße bis zum Automuseum zu verlängern. "Eine Fahrt vom Hauptbahnhof bis zur Endstation Museum würde mit der Stadtbahn fast 20 Minuten dauern", so Arnold. Die Fahrgäste müssten zudem an der Haltestelle Mineralbäder in die Stadtbahn zur Mercedesstraße umsteigen. Betrieblich rechne sich diese sechs Millionen Euro teure Verlängerung der Stadtbahntrasse auf gar keinen Fall. Hinzu kämen noch jährliche Betriebskosten von 700 000 Euro. "Für solche Investitionen ist die Auslastung im Alltag zu gering", erklärt der SSB-Betriebsleiter Klaus-Dieter Lohrmann. Und bei Großveranstaltungen sei - wenn überhaupt - nur ein stark eingeschränkter Fahrbetrieb möglich. "Bei einem VfB-Heimspiel ist die Mercedesstraße eine Fußgängerzone."
Noch unwirtschaftlicher erscheint aus Sicht der SSB eine Stadtbahntrasse, die über die Benzstraße um das Daimlerstadion herum zum Mercedesmuseum führen würde. Die notwendige Investition von 30 Millionen Euro plus den jährlichen Betriebskosten von 700 000 Euro sei auch nicht durch den direkten Anschluss des neuen Wohn- und Gewerbegebiets auf dem ehemaligen Areal des Cannstatter Güterbahnhofs zu rechtfertigen. "Solch eine Stadtbahntrasse könnte man bauen, wenn das Geld überhaupt keine Rolle spielen würde", sagt der SSB-Manager Arnold. "Wir leben aber leider nicht im Schlaraffenland des Nahverkehrs."
Planungschef Volker Christiani würde die knappen Investitionsmittel des unter Sparzwang stehenden städtischen Nahverkehrsunternehmens lieber anderswo investieren: "Durch eine 1,1 Kilometer lange Stadtbahnverlängerung von der Haltestelle Wallgraben in Vaihingen bis nach Dürrlewang könnten täglich 6000 weitere Fahrgäste unser Angebot nutzen." Diese 20 Millionen Euro teure Investition rechne sich, weil sie das SSB-Betriebsergebnis verbessere. "Jeder in diesen neuen Streckenabschnitt investierte Euro stiftet doppelt so viel Nutzen, wie er an Kosten verursacht", erklärt Christiani.
Im Neckarpark hat sich für Betriebsleiter Lohrmann hingegen die flexible Strategie der SSB bewährt. "Wenn rund um den Wasen viel los ist, sind wir dort stets voll im Einsatz." Das habe man bei der Fußball-Weltmeisterschaft unter Beweis gestellt. Im Neckarpark, etwa in der Schleyerhalle, wünsche man sich als Nahverkehrsunternehmen noch viel mehr Veranstaltungen mit Kombiticket. "Im Alltag aber ist die schnelle S-Bahn für die Kundschaft das attraktivere Verkehrsmittel", ergänzt Arnold. Von den S-Bahn-Haltestellen Bad Cannstatt und Daimlerstadion seien alle Ziele im Neckarpark zu Fuß innerhalb weniger Minuten zu erreichen.
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Teile des Stuttgarter Gemeinderates fordern einen regelmäßigen Stadtbahnverkehr durch den Neckarpark zum Mercedes-Benz-Museum. Die STZ hat in ihrer heutigen Ausgabe recht ausführlich und wie ich finde fundiert berichtet:
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"Wir sind kein Schlaraffenland des Nahverkehrs"
SSB halten Verlängerung der Stadtbahn im Neckarpark für unwirtschaftlich - SPD-Fraktion fordert neue und kreative Lösungen
Viele Stadträte wünschen sich eine täglich durch den Neckarpark bis zum neuen Mercedesmuseum fahrende Stadtbahn. Den SSB sind diese Pläne zu teuer. Die zwischen Museum und Bad Cannstatt pendelnden Shuttlebusse der Linie 51 sind kaum besetzt.
Das Thema Nahverkehr im Neckarpark treibt die Kommunalpolitik um: Die SPD-Fraktion mahnt in einem aktuellen Antrag eine bessere Anbindung von Wasen, Schleyerhalle, Gottlieb-Daimler-Stadion und Mercedesmuseum an: Dort befänden sich auch das Haus des Sports und die Bezirkssportanlage, die an normalen Tagen nur schwer mit dem Nahverkehr erreichbar seien. Außerdem entstehe auf dem ehemaligen Cannstatter Güterbahnhofareal ein neuer Stadtteil mit 450 Wohneinheiten und 2000 Arbeitsplätzen.
Ebenso wie den Grünen schwebt der SPD ein Ausbau der Volksfestlinie U 11 vor, die regelmäßig zur Endhaltestelle Automobilmuseum in der Mercedesstraße fahren soll. Schon heute herrsche in Stadt- und S-Bahn drangvolle Enge, wenn der VfB spiele, der Wasen belegt sei und es in Schleyerhalle und der Porsche-Arena weitere Veranstaltungen gebe. Deshalb müssten die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) und die Stadt darlegen, welche Trassen für eine Erschließung des Neckarparks in Frage kämen. Der zwischen Cannstatter Bahnhof und Mercedesmuseum verkehrende Shuttlebus sei nur eine Zwischenlösung. "Wir wollen, dass Stadt und SSB trotz knapper Mittel mit viel Kreativität nach Lösungen suchen", so die stellvertretende SPD-Fraktionschefin Annette Sawade.
Die SSB betrachten den Neckarpark allerdings differenzierter. "Die seit einem Jahr im 20-Minuten-Takt zwischen Museum und Cannstatt verkehrende Buslinie 51 ist alles andere als ein Renner", sagt der Technikvorstand Wolfgang Arnold. "Im Schnitt sitzen in den Gelenkbussen mit Platz für mehr als 100 Fahrgäste nicht mehr als 30 Menschen. Das zeige, dass der Shuttlebus für die Neckarparkbesucher kein attraktives Nahverkehrsmittel sei. Deswegen gebe es Überlegungen, den Shuttleverkehr künftig mit normalen Linienbussen zu bestreiten. "Schließlich kann man mit der S-Bahn in sieben Minuten vom Hauptbahnhof direkt bis zur Haltestelle Gottlieb-Daimler-Stadion gelangen", erklärt der SSB-Manager Wolfgang Arnold.
Auch beim Vergleich mit der Stadtbahn ist für die SSB die S-Bahn der schnellere Neckarparkzubringer. Dies zeigten alle bisherigen Überlegungen, die Stadtbahntrasse vom Wasen über die Mercedesstraße bis zum Automuseum zu verlängern. "Eine Fahrt vom Hauptbahnhof bis zur Endstation Museum würde mit der Stadtbahn fast 20 Minuten dauern", so Arnold. Die Fahrgäste müssten zudem an der Haltestelle Mineralbäder in die Stadtbahn zur Mercedesstraße umsteigen. Betrieblich rechne sich diese sechs Millionen Euro teure Verlängerung der Stadtbahntrasse auf gar keinen Fall. Hinzu kämen noch jährliche Betriebskosten von 700 000 Euro. "Für solche Investitionen ist die Auslastung im Alltag zu gering", erklärt der SSB-Betriebsleiter Klaus-Dieter Lohrmann. Und bei Großveranstaltungen sei - wenn überhaupt - nur ein stark eingeschränkter Fahrbetrieb möglich. "Bei einem VfB-Heimspiel ist die Mercedesstraße eine Fußgängerzone."
Noch unwirtschaftlicher erscheint aus Sicht der SSB eine Stadtbahntrasse, die über die Benzstraße um das Daimlerstadion herum zum Mercedesmuseum führen würde. Die notwendige Investition von 30 Millionen Euro plus den jährlichen Betriebskosten von 700 000 Euro sei auch nicht durch den direkten Anschluss des neuen Wohn- und Gewerbegebiets auf dem ehemaligen Areal des Cannstatter Güterbahnhofs zu rechtfertigen. "Solch eine Stadtbahntrasse könnte man bauen, wenn das Geld überhaupt keine Rolle spielen würde", sagt der SSB-Manager Arnold. "Wir leben aber leider nicht im Schlaraffenland des Nahverkehrs."
Planungschef Volker Christiani würde die knappen Investitionsmittel des unter Sparzwang stehenden städtischen Nahverkehrsunternehmens lieber anderswo investieren: "Durch eine 1,1 Kilometer lange Stadtbahnverlängerung von der Haltestelle Wallgraben in Vaihingen bis nach Dürrlewang könnten täglich 6000 weitere Fahrgäste unser Angebot nutzen." Diese 20 Millionen Euro teure Investition rechne sich, weil sie das SSB-Betriebsergebnis verbessere. "Jeder in diesen neuen Streckenabschnitt investierte Euro stiftet doppelt so viel Nutzen, wie er an Kosten verursacht", erklärt Christiani.
Im Neckarpark hat sich für Betriebsleiter Lohrmann hingegen die flexible Strategie der SSB bewährt. "Wenn rund um den Wasen viel los ist, sind wir dort stets voll im Einsatz." Das habe man bei der Fußball-Weltmeisterschaft unter Beweis gestellt. Im Neckarpark, etwa in der Schleyerhalle, wünsche man sich als Nahverkehrsunternehmen noch viel mehr Veranstaltungen mit Kombiticket. "Im Alltag aber ist die schnelle S-Bahn für die Kundschaft das attraktivere Verkehrsmittel", ergänzt Arnold. Von den S-Bahn-Haltestellen Bad Cannstatt und Daimlerstadion seien alle Ziele im Neckarpark zu Fuß innerhalb weniger Minuten zu erreichen.
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