Beiträge: 5.360
Themen: 104
Registriert seit: 04 / 2007
(06. 01. 2016, 18:10)hopperpl schrieb: Also, erstmal kann man den ÖPNV auch zum Einkaufen benutzen.
Das möchte ich sehen, wie Du den Wocheneinkauf für eine vierköpfige Familie per ÖPNV machst. Die Nahversorgung mit Lebensmittelladen im Ort gibt es heute nicht mehr. Man ist zu längeren Wegen gezwungen, und zur Aufwandsvermeidung will man die auch nicht so oft machen.
(06. 01. 2016, 18:10)hopperpl schrieb: Und in der Freizeit auch. Wieso wird der ÖPNV nur für die Fahrt zur Arbeit benötigt?
Weil ich beispielsweise am Wochenende nicht vernünftig per ÖPNV zu den Schwiegereltern komme. 3 Stunden öffentlich gegen 30 Minuten per Pkw. Zurück ebenso. Da brauche ich gar nicht mehr dort bleiben bei 6 Stunden Fahrzeit.
Und Carsharing wird beim derzeitigen Angebot für uns auch nicht funktionieren - ich habe die Möglichkeiten durchaus schon geprüft. Ich vermute, daß selbst den Anbietern bekannt ist, daß es in solchen Situationen keine Alternative zum eigenen Auto gibt, und die Nachfrage in dem Segment nicht groß ist.
Die Smarts von Car2Go halte ich für einen Witz, denn das was mit denen geht, geht immer auch per ÖPNV: 1-2 Personen, kaum Gepäck, kleine Reichweite (da E-Auto). Zu den Schwiegereltern und zurück komme ich nicht, laden kann ich dort nicht.
Bei Stadtmobil sind die Stellplätze so weit weg, daß ich, sollte ich wirklich Bedarf haben, erst lange Wege habe. Und dort stehen dann auch nur die kleinen Autos. Ich brauche aber etwas größeres, denn wenn ich in der Stadt das Auto nehme, dann habe ich entweder etwas zu transportieren oder die Zeit per ÖPNV ist unattraktiv. Und sehr oft brauche ich es ohne vorplanen zu können. Ist dann von Carsharing ein geeignetes Fahrzeug verfügbar?
(06. 01. 2016, 18:10)hopperpl schrieb: Zudem, wenn man weiterhin ein Auto hat ist es unmöglich mit ÖPNV Geld zu sparen. Das geht einfach nicht. Das hab ich eigentlich oben sehr deutlich geschrieben.
Genau das ist der Grund für die immer weitere Zunahme des Autoverkehrs. Ohne Auto geht es heute in den allermeisten Fällen nicht mehr, und wenn es erstmal da ist, ist es billiger als die Nutzung des ÖPNV. Will man den Autoverkehr eindämmen, gibt es nur zwei Wege: Auto teurer oder ÖPNV billiger. Einschränkung oder Verteuerung des privaten Verkehrs sind unrealistisch, eine solche Partei wäre nach der nächsten Wahl weg. Also bleibt nur, den ÖPNV attraktiver zu machen, wenn man das will.
Wer der Meinung ist, daß sich der ÖPNV finanziell selber tragen muß und beispielsweise Sonntag morgens einen Stundentakt für ausreichend hält, der darf das machen. Die Folgen werden dann aber sein, daß noch mehr Leute wieder das Auto nehmen. Bei mir ist es heute schon so, daß ich oft genug das Auto nehme, obwohl mir die Jahreskarte zur Verfügung stünde - der Zeitvorteil machts.
(06. 01. 2016, 18:10)hopperpl schrieb: Und außerdem, sich arm zu rechnen oder für arm zu halten, ist einfach. Macht jeder. Wer wirklich arm ist, der kann sich keine 2 Autos leisten, weil es einfach und absolut unmöglich ist. Für diejenigen ist die BonusCard gedacht.
Das hat hier gar nichts damit zu tun - ich halte mich nicht für arm, trotzdem schaue ich auf jeden Cent. Aber wenn sich den ÖPNV dann wieder zu den drei A entwickeln soll - bitte. Mich wird es nicht betreffen, denn ich kann mir die Alternativen leisten. Mir sind andere Dinge wichtiger, z.B. Zeit. Früher, als ich durch die ganze Stadt musste, habe ich den ÖPNV genommen, weil das zeitlich nicht viel ausmachte und preislich trotz vorhandenem Pkw billiger war. Jetzt nehme ich sogar den möglichen Mehrpreis (wenn es denn einen gibt) in Kauf, weil mir der Zeitgewinn wichtiger ist.
Trotzdem fahre ich noch relativ oft per Mehrfahrtenkarte, gerade wenn ich keine Lust auf das Autofahren habe. Aber oft genug ärgere ich mich auch da.
Ach ja: durch die relative Nähe nehme im Sommer sogar oft (-> wenn kein Kundentermin; dann geht das nicht) das Fahrrad. Die billigste und gesündeste Variante, und ungefähr gleich schnell wie der ÖPNV (zurück sogar schneller). Damit ist der Preisvorteil einer Jahreskarte aber endgültig weg.
Beiträge: 425
Themen: 2
Registriert seit: 12 / 2015
(06. 01. 2016, 23:49)dt8.de schrieb: Genau das ist der Grund für die immer weitere Zunahme des Autoverkehrs. Ohne Auto geht es heute in den allermeisten Fällen nicht mehr, und wenn es erstmal da ist, ist es billiger als die Nutzung des ÖPNV. Will man den Autoverkehr eindämmen, gibt es nur zwei Wege: Auto teurer oder ÖPNV billiger. Einschränkung oder Verteuerung des privaten Verkehrs sind unrealistisch, eine solche Partei wäre nach der nächsten Wahl weg. Also bleibt nur, den ÖPNV attraktiver zu machen, wenn man das will.
Wie meinst du das genau, dass es ohne Auto heute in den allermeisten Fällen nicht mehr geht? Das bedeutet ja, dass es mal ohne ginge. Wann? War ÖPNV jemals besser als heute?
Gerade das ist ja das absurde – ÖPNV wird immer besser, aber Autoverkehr nimmt zu, warum bloß? Und wirklich – wir wohnen in einer Großstadt, einer der größten Deutschlands. Wer behauptet, er "braucht" in Stuttgart ein eigenes Auto, der lügt einfach in 9 von 10 Fällen. Er braucht es, weil er sich darauf eingestellt hat oder weil er glaubt es zu brauchen oder weil er es haben will wegen Bequemlichkeit. Ich habe schon in viel kleineren Städten mit schlechterem ÖPNV gelebt, ohne Auto. Ich nutze seit über 5 Jahren Carsharing und die Nachteile, die du aufzählst, treffen einfach nicht zu.
Man kann natürlich "autogünstig" wohnen und genauso bei "autogünstig" gelegenen Unternehmen arbeiten. Das kann man ganz bewusst, das ist der Mief von vor über 30 Jahren, als Stuttgart eine der größten Kräfte des Prinzips "Autofreundliche Stadt" war (wie eine solche Stadt aussieht, sieht man heute).
Man kann aber genauso "Öffi-günstig" wohnen und arbeiten, das sind bewusste Prozesse, die man beeinflussen kann. Familie mit Kindern im Eigenheim auf dem Land oder am äußersten Stadtrand ist eben nunmal "Auto-Lage", gebaut direkt am Autobahnzubringer, um eben dieses Klientel mit "guter Lage" zu ködern. Eigenheim ohne Parkmöglichkeit geht nicht.
Es ist auch heute noch politisch gewollt, dass Leute Auto fahren und relativ viel Geld für Öffis ausgeben müssen. Natürlich geht es ohne Auto, ich kenne genügend Leute, die ohne Auto leben und das nicht schlecht. Dass es ohne Auto nicht geht, ist ein Märchen, mit dem Wohlstandsbürger versuchen, ihr Gewissen reinzuwaschen, während sie tagtäglich nicht nur die Umwelt belasten, sondern auch das Leben in der Stadt unangenehm machen.
Beiträge: 5.360
Themen: 104
Registriert seit: 04 / 2007
(07. 01. 2016, 10:22)Seelbergbahner schrieb: (06. 01. 2016, 23:49)dt8.de schrieb: Genau das ist der Grund für die immer weitere Zunahme des Autoverkehrs. Ohne Auto geht es heute in den allermeisten Fällen nicht mehr, und wenn es erstmal da ist, ist es billiger als die Nutzung des ÖPNV. Will man den Autoverkehr eindämmen, gibt es nur zwei Wege: Auto teurer oder ÖPNV billiger. Einschränkung oder Verteuerung des privaten Verkehrs sind unrealistisch, eine solche Partei wäre nach der nächsten Wahl weg. Also bleibt nur, den ÖPNV attraktiver zu machen, wenn man das will.
Wie meinst du das genau, dass es ohne Auto heute in den allermeisten Fällen nicht mehr geht? Das bedeutet ja, dass es mal ohne ginge. Wann? War ÖPNV jemals besser als heute?
Du denkst zu verkehrs-zentriert. Ja, es ging ohne Auto, als die Arbeitsplätze noch wohnortnah waren, als es in jedem Ort noch alle notwendigen Geschäfte gab, u.s.w.
Das Problem ist ja nicht, daß die Menschen mobiler sein wollen, sondern mobiler sein müssen. Das hat aber nichts mit besserem ÖPNV zu tun, sondern das Bedürfnis an Mobilität war geringer, weil vieles vor Ort ohne Verkehr zu erledigen war. Mich hat keiner gefragt, ob ich das will, als mein Arbeitsplatz vor einem Jahr von Möhringen nach Fellbach umgezogen ist. Für mich war es ein Vorteil, für andere Kollegen ein Nachteil. Ein Kollege wohnt 20 km südlich von Möhringen. Na herzlichen Glückwunsch. Nur: mit über 45 findet man keinen anderen, besser gelegen Job mehr. Sprüche, wie man solle sich dann eben einen Arbeitsplatz näher am Wohnort suchen sind daher unangebracht. Umzug geht auch nicht, sonst hat die Ehefrau wieder einen längeren Weg, und für Kinder ist es auch schwer.
Früher gab es das insoweit nicht, da war man das ganze Leben bei einer Firma, und die ist auch nicht umgezogen.
Das ist heute die Realität. Alles andere sind nur Wünsche.
(07. 01. 2016, 10:22)Seelbergbahner schrieb: Gerade das ist ja das absurde – ÖPNV wird immer besser, aber Autoverkehr nimmt zu, warum bloß?
Siehe oben. Die Erklärungen sind recht einfach, man muß sie nur hören wollen.
(07. 01. 2016, 10:22)Seelbergbahner schrieb: Und wirklich – wir wohnen in einer Großstadt, einer der größten Deutschlands. Wer behauptet, er "braucht" in Stuttgart ein eigenes Auto, der lügt einfach in 9 von 10 Fällen. Er braucht es, weil er sich darauf eingestellt hat oder weil er glaubt es zu brauchen oder weil er es haben will wegen Bequemlichkeit. Ich habe schon in viel kleineren Städten mit schlechterem ÖPNV gelebt, ohne Auto. Ich nutze seit über 5 Jahren Carsharing und die Nachteile, die du aufzählst, treffen einfach nicht zu.
Darf ich fragen, wie groß Deine Familie ist, und wieviele Kinder du hast? Vorher macht es nicht Sinn, darauf einzugehen.
(07. 01. 2016, 10:22)Seelbergbahner schrieb: Man kann natürlich "autogünstig" wohnen und genauso bei "autogünstig" gelegenen Unternehmen arbeiten. Das kann man ganz bewusst, das ist der Mief von vor über 30 Jahren, als Stuttgart eine der größten Kräfte des Prinzips "Autofreundliche Stadt" war (wie eine solche Stadt aussieht, sieht man heute).
Man kann aber genauso "Öffi-günstig" wohnen und arbeiten, das sind bewusste Prozesse, die man beeinflussen kann. Familie mit Kindern im Eigenheim auf dem Land oder am äußersten Stadtrand ist eben nunmal "Auto-Lage", gebaut direkt am Autobahnzubringer, um eben dieses Klientel mit "guter Lage" zu ködern. Eigenheim ohne Parkmöglichkeit geht nicht.
Kann man das? Ich habe mir bisher jedenfalls weder meinen Wohnort noch meinen Arbeitsort frei aussuchen können. Ich musste nehmen, was ich mir leisten kann, und nehmen, was ich bekommen habe. Wobei ich mit dem Wohnort noch Glück habe, da die Anbindung gut ist. Und bei der Suche nach einem Haus sind tatsächlich einige wegen unbrauchbarer ÖPNV-Anbindung herausgefallen. Ich weiß schon, wie das geht, aber ich kenne auch die Lage im Raum Stuttgart.
Aber beim Arbeitsplatz: vergiss es.
Und ja: man kann mit Kindern auch in der Innenstadt wohnen. Will man aber nicht, wenn man es sich leisten kann. Und wenn man sich in Stuttgart seinen Wohnort frei aussuchen kann, dann frage ich mich wirklich, warum die Stadt dann so mit der Zweckentfremdung von Wohnungen herummacht, wenn doch alles kein Problem ist.
(07. 01. 2016, 10:22)Seelbergbahner schrieb: Es ist auch heute noch politisch gewollt, dass Leute Auto fahren und relativ viel Geld für Öffis ausgeben müssen. Natürlich geht es ohne Auto, ich kenne genügend Leute, die ohne Auto leben und das nicht schlecht. Dass es ohne Auto nicht geht, ist ein Märchen, mit dem Wohlstandsbürger versuchen, ihr Gewissen reinzuwaschen, während sie tagtäglich nicht nur die Umwelt belasten, sondern auch das Leben in der Stadt unangenehm machen.
Du übersiehst da was: ich fahre gar nicht mit dem Auto durch die Stadt. Als ich das hätte müssen, war ich mit der Bahn unterwegs. Natürlich kann man ohne eigenes Auto leben. Aber wo ist der Unterschied, wenn man sich dann bei Bedarf ein Auto vom Carsharing holt? Verstopft das die Straße dann weniger? Belastet das die Umwelt weniger? Ein eigenes Auto in der Garage stehend belastet die Umwelt weniger als ein Carsharing-Auto, welches auf der Straße fährt.
Ansonsten erschließt sich mir nämlich nicht, wo sich außer in den Kosten der Unterschied zwischen eigenem Auto und Carsharing-Auto stellt. Carsharing ist für mich nicht ein Leben ohne Auto.
Beiträge: 1.607
Themen: 32
Registriert seit: 08 / 2013
Naja, Stuttgart ist auf Platz 6 der Großstädte, aber beim ÖPNV gleicht Stuttgart eher einer Provinzstadt.
Aber zur Frage: Kann man in der Großstadt auf ein Auto verzichten? Hm, kommt vollkommen drauf an! Da hängt es auch vom Angebot des ÖPNV ab.
Ich habe etliche Jahre in Berlin gelebt, mindestens 5 Jahre hatte ich kein Auto und ich muss sagen, dass ich in dieser Zeit auch vollkommen klar kam. In Berlin kommt man nunmal leichter mit dem ÖPNV von A nach B. Andererseits ist man dann doch ein wenig eingeschränkt, wenn man mal aus Berlin herausfahren will. Nicht jeden Ort in Deutschland kann mit dem ÖPNV erreichen oder wenn doch, dann auf umständlichen Wegen. Später bekam ich zwar ein Auto, aber das war eher ein "Geschenk", dennoch bin ich innerhalb von Berlin dem ÖPNV treu geblieben. Was ich genau für die Monatskarte bezahlt habe, weiß ich jetzt nicht mehr ganz genau, aber dass waren knapp 50 EUR (für Tarifzone A + B). Mit rund 50 EUR konnte ich mich frei in Berlin bewegen und wie schon erwähnt, ist Berlin knapp über 4x so groß wie Stuttgart! 2011 waren es nicht ganze 55 EUR!!! Und wenn man sich dann genauer anschaut, wie die Taktdichte war, ist das bei Weitem nicht mit Stuttgart vergleichbar. Vielleicht kann man jetzt auch ein wenig verstehen, weshalb ich oft über Angebot im Großraum Stuttgart meckere. Nein, ich will nicht behaupten, dass der ÖPNV in Berlin perfekt ist, nein, die extreme Sparpolitik ist Gift für den ÖPNV. Die bittere Pille der Sparpolitik spürt man schon stark und das wird wahrscheinlich noch schlimmer.
Auch hier in Stuttgart nutze ich zu 98% die Öffentlichen. Ich fahre eigentlich gerne Auto, aber ich habe keine Lust andauernd im Stau zu stehen und es kostet einfach nur die Nerven, wenn man beim Autofahren noch für andere mitdenken muss. Es ist doch der reinste Horror, wenn man schaut, wie viele Unfälle passieren, nur weil einige das Fahren nicht können. Ausserdem bietet mein Arbeitgeber keine kostenlose Parkplätze an, d.h. ich müsste im benachbarten Parkhaus (mit Ermäßigung) parken und abends geht die Parkplatzsuche los.
Da muss ich dt8.de recht geben, den Wohnraum kann man nicht immer so einfach aussuchen, die Konkurrenz der Suchenenden ist groß. Ist die Lage günstiger, dann zahlt man einen entsprechenden Preis. Einen Goldesel besitze ich zumindest nicht! Wohnraum in Großstädten ist knapp und geht man nach ausserhalb, dann ist der ÖPNV nur eine Katastrophe. Tja, wenn man auf die S-Bahn oder den Bus 30 Minuten oder gar länger warten, dann hat man wirklich keine Lust mit den Öffentlichen zu fahren. Ich kann die Leute irgendwo schon verstehen, dass sie dann das Auto nehmen, aber daran ist die Politik schuld!
Und man kann auch einen Einkauf ohne Auto erledigen, es gibt ja auch Leute, die wegen ein paar Socken mit dem Porsche Cayenne quer durch die Stadt fahren. Das muss nun wirklich nicht sein!
Beiträge: 1.607
Themen: 32
Registriert seit: 08 / 2013
Gibt es irgendwo aktuelle Zahlen, wie hoch die SSB eigentlich verschuldet ist?
Beiträge: 1.627
Themen: 4
Registriert seit: 08 / 2012
Dafür empfehle ich den Wirtschaftsbericht 2014 der im Amtsblatt und zum teil auch im Internet bei der SSB und im Berg und Tal veröffentlicht wurde
Beiträge: 1.607
Themen: 32
Registriert seit: 08 / 2013
(07. 01. 2016, 23:09)Busfan 92 schrieb: Dafür empfehle ich den Wirtschaftsbericht 2014 der im Amtsblatt und zum teil auch im Internet bei der SSB und im Berg und Tal veröffentlicht wurde
Alles klar, danke.
Beiträge: 425
Themen: 2
Registriert seit: 12 / 2015
Wie gesagt sollte man Stuttgart in dieser Hinsicht nicht mit Berlin vergleichen, jede deutsche Großstadt würde diesen Vergleich verlieren, einfach weil Berlin die mit Abstand einwohnerreichste Stadt Deutschlands ist, daher das dichteste ÖPNV-Netz besitzt und gleichzeitig das größte innerstädtische Tarifgebiet umfasst (hinzu kommen diverse erläuterte oder auch nicht erläuterte Unterschiede). Die besten Vergleichsgrößen sind München und Frankfurt. Und hier liegt Stuttgart preislich insgesamt im Mittelfeld und vom Angebot her auf dem dritten Platz von drei. Also nicht überragend, aber keinesfalls extrem schlecht. Und nochmal: Die Probleme, die ihr schildert, haben Menschen in diesen Städten auch. Trotzdem hat Stuttgart eine sehr hohe Pkw-Dichte pro Kopf sowie generell sehr viele zurückgelegte innerstädtische Pkw-Kilometer (was teilweise auch an dem gemessen an der Größe und Bedeutung der Stadt eher mäßigem ÖPNV-Angebot liegt, welches meiner Meinung nach wiederum vor allem dem kompromissbehafteten Konzept Stadtbahn geschuldet ist). Und wenn ihr die Sache mit den Preisen schon derart umfassend betrachtet, dann sollte man nebenbei noch miteinbeziehen, dass das allgemeine Preisniveau in München deutlich über Stuttgart liegt und die Lebenshaltungskosten in Frankfurt auch nicht geringer als in Stuttgart sind. Das Wohnungsangebot ist in diesen Städten auch nicht besser. Stuttgart ist einfach insgesamt eine sehr autozentrierte Stadt.
Der ganze Vergleich Auto vs. ÖPNV hinkt in vielerlei Hinsicht. Ein Auto bringt dich genau dahin, wo du hinwillst – dazu ist es da. Es sei denn, der Autoverkehr in der Stadt ist gewollt beeinträchtigt – solche Städte gibt es –, dann steigen Leute massenhaft auf andere Verkehrsträger um. ÖPNV hingegen bündelt Verkehrsströme: Jeder, der in der Bahn sitzt, kommt von woanders her und fährt woanders hin. Das ist in der Regel einfach nicht so schnell und bequem wie mit dem Auto. Wenn man sich und seine Wohlstandsbedürfnisse ein wenig zurücknimmt, ist ein Leben ohne eigenes Auto in der Großstadt gut möglich. In Stuttgart sind die Voraussetzungen dafür nicht die besten, aber trotzdem gut.
Carsharing ist von daher deutlich umweltfreundlicher, weil ein Großteil der Schadstoffemissionen in der Herstellung und Beseitigung von Autos anfällt. Außerdem ist der Flächenverbrauch von parkenden, unbenutzten Autos immens. Einfach nur, damit man eins hat und es jederzeit benutzen könnte. Die Verbrauchspreise von konventionellem Carsharing sind so hoch, dass man sich jede Fahrt zweimal überlegt und genau plant. Ich fahre im Monat ca. 10km innerhalb des Stadtteils mit einem Auto, das zig andere ebenfalls benutzen. Natürlich ist das umweltfreundlicher.
Beiträge: 5.360
Themen: 104
Registriert seit: 04 / 2007
(08. 01. 2016, 00:39)Seelbergbahner schrieb: Carsharing ist von daher deutlich umweltfreundlicher, weil ein Großteil der Schadstoffemissionen in der Herstellung und Beseitigung von Autos anfällt.
Milchmädchenrechnung: ein Carsharing-Auto wird mehr genutzt und muß daher früher ersetzt werden. Realität ist, daß Autos in der Regel nicht nach einem gewissen Alter, sondern nach einer entsprechenden Fahrleistung ersetzt werden. Mein derzeitiges Auto ist 14 Jahre alt, ein Carsharing-Auto wird auch beim Nachbesitzer nicht so alt, weil es einfach durch die hohe Laufleistung frühger am Ende ist.
(08. 01. 2016, 00:39)Seelbergbahner schrieb: Außerdem ist der Flächenverbrauch von parkenden, unbenutzten Autos immens.
Meines steht in der Garage und verbraucht beim Stehen keinen *zusätzlichen* Platz.
(08. 01. 2016, 00:39)Seelbergbahner schrieb: Die Verbrauchspreise von konventionellem Carsharing sind so hoch, dass man sich jede Fahrt zweimal überlegt und genau plant.
Genau. Und da ergibt meine Rechnung, daß sich Carsharing für mich nicht rechnet, selbst ohne Betrachtung der Verfügbarkeit.
(08. 01. 2016, 00:39)Seelbergbahner schrieb: Ich fahre im Monat ca. 10km innerhalb des Stadtteils mit einem Auto, das zig andere ebenfalls benutzen. Natürlich ist das umweltfreundlicher.
Ich denke, man kann ohne Auto leben? Und die Erklärung, warum das umweltfreundlicher ist, steht noch aus. 10 Autos, die im Monat je 10 km fahren, haben denselben Schadstoffausstoß wie ein Auto, welches im Monat 100 km fährt. Das einzige Argument sind in innerstädtischen Bereichen die Parkplätze, aber bei Wohn-Neubauten sind heute auch entsprechende Anzahlen an Stellplätzen vorgeschrieben, so daß das Argument da auch nicht mehr gilt.
Ich will nichts gegen das Carsharing sagen, aber es trifft nunmal nicht die Bedürfnisse von jedem. Hier wo ich wohne, gibt es nur Car2Go(*). Wenn wir einkaufen, dann passen die Einkäufe nicht mal in den Kofferraum eines Smart. Ist schön für Singles, für Familien unbrauchbar.
(*) daß ich davon nicht viel halte, habe ich ja schon geschrieben. So ein E-Smart deckt genau das Nutzungsprofil ab, das ich mit dem ÖPNV bewältige: eine Person stadtnah ohne Transportbedarf von Gegenständen.
Im übrigen überlege ich auch vor jeder Autofahrt, ob ich diese mit dem Auto durchführen muß oder die Bahn nutzen kann, denn ich weiß schon, was mich das kostet. Es fällt erstaunlich oft zugunsten der Bahn aus, wenn mir unsere übertragbare Jahreskarte zur Verfügung steht. Wenn nicht, dann hängt es von vielen Faktoren ab.
Und ich bin sicher kein Autobefürworter, aber durchaus Realist.
Beiträge: 425
Themen: 2
Registriert seit: 12 / 2015
Also okay, damit hier nicht noch mehr Bullshit steht, einigen wir uns einfach darauf:
– Dass du mit deinem Auto rumfährst, ist ökologisch und ökonomisch absolut vertretbar.
– Dass ich ÖPNV und Carsharing nutze, ist ökologisch und ökonomisch dumm und naiv.
|