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Stadtbahnen künftig länger an Freitagen / Samstagen?
#53
(26. 06. 2023, 10:55)dt8.de schrieb:
(26. 06. 2023, 09:31)Strohgäubahner schrieb: Du schreibst ja oben selber, dass du aktuell mit ÖPNV 50 statt 15 Minuten brauchst. Das müsste ja aber nicht so sein, sondern liegt vermutlich an blöder Linienführung, Taktung, Umsteigezeiten, etc. Ich bin weit davon entfernt mit dem Zustand des ÖPNV zufrieden zu sein.

Beachte aber bitte, dass diese Diskussion sich an dem Punkt entzündet hat, wo man den ÖPNV verschlechtern könnte, um Kosten zu sparen. Genau das Gegenteil von dem, was Du schreibst. Wer meint, Taktzeiten von 10 auf 15 Minuten ausdehnen zu können, der übersieht, dass bei einen zweimaligen Umsteigezwang sich die Fahrt schon um 10 Minuten verlängern könnte. Bei der o.g. Fahrtstrecke ist die reine Fahrzeit nicht langsamer als das Auto, sondern das kommt alles von den Umsteigezeiten.
Außerdem muss der ÖPNV auch zuverlässiger werden als so wie er derzeit insbesondere im Bereich der S-Bahn ist. Wenn man für 6 Wochen im Jahr ein Auto braucht, dann wird man das Auto auch die restlichen 46 Wochen im Jahr nutzen.
Das habe ich ja bereits vorher geschrieben, dass ich unter einem 15-Minuten-Takt eine so starke Komforteinschränkung sehe, dass es für mich nicht mehr passt. Selbes gilt für die Ersatzverkehre, S-Bahnen nur im 30-Minuten-Takt und Busersatz der weder qualitativ noch quantitativ ein Ersatz ist, vergrault jeden Nutzer der es auch anders kann.

(26. 06. 2023, 10:55)dt8.de schrieb:
(26. 06. 2023, 09:31)Strohgäubahner schrieb: Aber individuelle Mobilität kostet uns alle in Wahrheit weit mehr, als wir tatsächlich dafür bezahlen. Und ich bin voll bei dir, dass wir den ÖPNV ausbauen müssen, meines Wissens wird in Deutschland immer noch mehr für neue Straßen und deren Erhalt ausgegeben als für ÖPNV.
Weil hier alle nur die Stadtsicht haben. Wenn man aber in der Stadt wohnt und auf das Land muss, dann funktionieren die P+R-Konzepte so nicht mehr, aber ohne Auto auf dem Land geht auch nicht. Bei meinen Schwiegereltern fahren Sonntags drei Busse. Ich will aber aus der Stadt dorthin, also brauche ich das Auto schon in der Stadt.

Ich kann dir sagen, die habe ich nicht. Ich muss zwar regelmäßig nur nach Schwieberdingen und Markgröningen, aber kann insbesondere bei Markgröningen nicht verstehen, wie es so lange dauern konnte, bis man eine ernsthafte Bahnlösung in Umsetzung bringen kann. Meine zweite Perspektive liegt in NRW, 30 Auto-Minuten westlich von Paderborn. Da fährt außer dem Schulbus an den meisten Haltestellen nichts. Und zuletzt mein regelmäßiges Urlaubserlebnis am Brombachsee. Auch hier gibt es neben dem Schulbussystem nur noch Touristenlinien mit dem Bus. Wenn es Schienenanschluss gibt, sieht es aber besser aus.

(26. 06. 2023, 10:55)dt8.de schrieb:
(26. 06. 2023, 09:31)Strohgäubahner schrieb: Es gibt aber auch heute schon einen großen Anteil Menschen, denen diese Mobilität wegen des schlechten ÖPNV voll abgeht, weil sie sich kein (zweites) Auto leisten können.
Wozu ein zweites?
Das zweite Stand bewusst in Klammern, worauf ich hinaus wollte ist, dass ein großer Teil der Bevölkerung in seiner Mobilität schon heute wegen der Fixierung aufs Auto eingeschränkt ist.

(26. 06. 2023, 10:55)dt8.de schrieb: Ja, macht gerne das Autofahren so teuer, wie es dessen Umweltschädlichkeit entspricht. Das dann aber bitte auch für das Wohnen und Flugreisen und für alles. Dann kann sich jeder aussuchen, wofür er sein Geld ausgibt und wofür nicht.
Volle Zustimmung und aus meiner Sicht sollte man damit auch alle ins Boot bekommen, da sich dann wie du schreibst jeder überlegen kann, was er mit seinem Geld macht.

(26. 06. 2023, 10:55)dt8.de schrieb:
(26. 06. 2023, 09:31)Strohgäubahner schrieb: Und ich sehe es einfach sehr oft, dass die obere Mittelschicht diese Fälle herauskamt um sich ihre Privilegien zu erhalten, weil zum Golfplatz kein Bus fährt und auch nicht zum Tennisplatz. Denn da hat man sich genug Parkplätze hingebaut und die Straße dahin wurde von der Allgemeinheit bezahlt.
Ja und wenn das so ist? In Summe dürften diese durch ihre Steuern auch sehr viel vom Staat finanzieren, was dann auch anderen nutzt. Der Mittelstand ist gerade der Teil, der das meiste zahlt. Darunter werden (absolut betrachtet) nicht viele Steuern bezahlt, die darüber haben genug Schlupflöcher.
Und wie Du sagst: wenn da kein Bus hinfährt? Laufen? Oder willst Du Tennis und Golfen verbieten? Das wird nicht funktionieren. Dann werden diese Leute irgendwann wegziehen oder gar Auswandern. Wem ist dann damit geholfen?
Es ist gerade nicht das Wesen von Steuern, dass man denen die viel bezahlen davon auch viel finanzieren muss. In den USA z.B. werden viel weniger Steuern bezahlt, dafür ist es gesellschaftlich anerkannt, dass man als reichere Person auch freiwillig was abgibt. Aber man entscheidet dann selbst, wofür man es gibt und der Seitenflügel des Krankenhauses was man finanziert muss dann auch nach der Familie benannt werden. Bei Steuern entscheidet eben eine demokratisch gewählte Vertretung (wo arme und reiche Menschen die selbe Stimme haben) über den Gesamttopf.
Was schon wieder dieser Quatsch vom Verbieten soll, verstehe ich nicht, von Verboten habe ich nicht gesprochen, sondern von wahren Kosten, die du oben ja auch befürwortest. Dann kostet das Wasser für den Golfplatz entsprechend und der Markt regelt das. Die Frage ist ja, warum fährt da kein Bus hin? Wie kommen denn da die Nicht-Privilegierten Kinder hin? Gar nicht und das ist eventuell sogar das Konzept dahinter. Es mag in Deutschland nicht so ausgeprägt sein und ich kenne dazu hierzulande auch keine Studien, aber der Ausschluss bestimmter Gruppen durch Politik und Regelungen findet statt.

(26. 06. 2023, 10:55)dt8.de schrieb: Und wenn wir schonmal dabei sind (wegen Auswandern): wenn die Menschen für CO2-Ausstoß bezahlen sollen, wie stehst Du dann dazu, dass auch die bezahlen müssen, die das "überkompensieren"? Ich besitze einiges an Wald, ich habe mir schon ausgerechnet, dass mein Wald das, was meine Familie selbst bei schädlichster Lebensweise an CO2 erzeugt, kompensiert.
Davon habe ich aber nichts. Weil das nur "So da"-Wald ist, der nicht wirtschaftlich genutzt werden kann, ist das auch nicht landwirtschaftlich eingestuft, sondern höher besteuert. Ich zahle mich da alleine an Steuern dumm und dämlich, ohne davon etwas zu haben. Auch die CO2-Zertifikate für das von diesem Wald kompensierte CO2 greift sich da der Staat und verkauft sie, ohne dass ich etwas davon sehe. Aber wehe, es ist etwas: dann bin ich mit dem Bezahlen für irgendwelche Maßnahmen gleich dabei. Ich kann den Wald nichtmal verkaufen oder verschenken. Das will keiner. Höchstens dem Staat, aber dann behalte ich es doch lieber selber, wer weiß, ob man vielleicht wirklich irgendwann etwas davon kompensieren muss ;-)
Ich zahle da nur. Wenn ich auch für das von mir erzeugte CO2 bezahlen soll, dann will ich das mit dem Wald verrechnet haben.
Und so lange das so ist wie es ist, lasse ich mir da kein schlechtes Gewissen machen. Ich kompensiere mein CO2. Und war nicht mit irgendwelchen windigen Zertifikaten im Amazonas, sondern mit echtem Wald, den ich betreten könnte und der schon > 100 Jahre der Familie gehört.
Das Thema CO2-Ausstoß steht für mich um ehrlich zu sein beim PKW nicht im Vordergrund, deshalb bin ich hier der falsche Ansprechpartner, da ich in dem ganzen CO2-Handelssystem nicht tief genug drin stecke. Selbst wenn alle Autos elektrisch fahren und aus der Steckdose 100% Ökostrom kommt, finde ich es verkehrt, dass wir 4-spurige Straßen quer durch die Stadt bauen und mit 50+km/h darauf lang fahren.

(26. 06. 2023, 10:55)dt8.de schrieb: Dorthin könnte ich auswandern. Die Leute sind dort zufriedener, und wg. CO2 macht dort auch keiner so rum. Nur die Atomkraft müsste ich in Kauf nehmen.
ÖPNV gibt es dort außer in der Stadt auch fast keinen, dafür hat das Straßenbahnnetz gerade enorme Wachstumsraten, und es gab bzw. gibt auch zwei neue Betriebe/Netze in 2022 und 2023/24.
Ich glaube du meinst die USA, das ist aber irgendwie im Text nicht untergekommen. Ich habe selbst dort gelebt und gearbeitet und habe ja oben bereits einige Vergleiche gemacht, an denen du siehst, weshalb ich den Grundansatz anders bewerte. Wer das will kann das gerne machen, Green Card und den American Dream leben. Aber für viele bleibt der eben auch ein Traum. Deshalb schreckt es mich auch nicht ab, wenn Leute auswandern wollen, wir müsste nur auch das einwandern noch einfacher machen. Wenn ich sehe, was qualifizierte Kolleginnen und Kollegen mit hohen 5-stelligen Gehältern für einen Zinnober durchmachen müssen, dann wundert es mich nicht, wo wir da stehen. Und es ist mir manchmal echt peinlich so manches zu erklären zu müssen.

(26. 06. 2023, 10:55)dt8.de schrieb:
(26. 06. 2023, 09:31)Strohgäubahner schrieb: dann ist schon heute das Auto dafür keine Allgemein gültige Lösung.
Allgemein nicht, aber häufig genug noch die einzige. Glaubst Du ernsthaft, mir macht das Fahren in der Stadt Spass? Ich würde gerne gefahren werden.
Genau da liegt doch aber das Problem, also müssen wir doch gemeinsam bei unseren Stadträten, Landtags- und Bundestagsabgeordneten dafür Werbung machen, dass wir mehr ÖPNV bekommen um eben nicht so oft selber fahren zu müssen.
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RE: Stadtbahnen künftig länger an Freitagen / Samstagen? - von cappucino317 - 22. 12. 2009, 14:45
RE: Stadtbahnen künftig länger an Freitagen / Samstagen? - von Strohgäubahner - 28. 06. 2023, 22:31

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