Stadtbahner schrieb:Das ist ein sogenanntes Bake-Funk-System. Der Bus fährt an so einer Bake vorbei und sendet ein Signal. Dieses Signal wird an die Ampel weitergeleitet, das "A" erscheint und der Bus wird im nächsten Umlauf bevorrechtigt. Nachdem der Bus die Ampel passiert hat, sendet er wieder ein Signal und die Ampel schaltet wieder in den normalen Umlauf. Es ist aber ein auslaufendes Modell. Jetzt geht es meist über GPS, wobei die Funktionsweise die gleiche ist. Bei der Stadtbahn ist es etwas anders. Da liegen die Kontakte zwischen den Gleisen und es geht über das Gewicht der Bahn. Das sind diese uminösen Platten, welche ab und zu im Gleis liegen.
Ich möchte diesen inhaltlich korrekten Beitrag noch etwas ergänzen.
Diese grauen Kästen an der Straße sind Infrarotbaken, also im Grunde das gleiche wie es jeder Zuhause in den diversen Fernbedienungen für Fernseher & Co hat, nur halt etwas größer und wetterfest verpackt. Diese Baken sind mit Standortinformationen gefüttert und geben dem Bus Informationen zu seinem aktuellen Standort (wichtig für die Fahrzeugortung in der Leitstelle, quasi zur Korrektur der Wegstrecke, die vom Tacho abgegriffen wird) oder zu einer Signalanlage, Schranke oder was auch immer man gerne ansteuern möchte. Im Bus befindet sich das Gegenstück, eine sogenannte IRIS-Einheit (wobei IRIS für InfraRotInformatoinSystem oder so ähnlich stehen dürfte), bei den meisten Fahrzeugen sind das die beiden Augen auf der Türseite hinter oder über dem seitlichen Zielschildkasten. Dieser nimmt die Infos von der Bake auf und leitet sie an den Bordrechner weiter.
Der Bordrechner setzt daraufhin ein Funksignal ab, entweder an die Leitstelle (für die Betriebleitung/Ortung) oder an die Signalanlage, die angefordert werden soll. Die ist dann (optimalerweise) so eingestellt, dass sie dem Bus eine möglichst störungsfreie Fahrt garantiert, wobei die Zahl der Schaltungen und die Details, die dabei zu beachten sind, recht groß ist. Das geht von der Fußgängerampel in Kreuzungsnähe, die auf rot geht, damit der Bus abbiegen kann über die Ampelkreuzung, die der Bus mit grüner Welle passieren soll bis hin zu Schranken in Wohngebieten, die nur vom Bus durchfahren werden dürfen. Problem ist, dass z.B. die zuerst erwähnte Fußgängerampel nicht nur einseitig schalten darf, denn wenn eine Fußgängerampel auf rot geht, dann MUSS sie auch dem Fußgänger grün geben. Natürlich bildet sich jetzt womöglich vor der Kreuzung ein Stau, der den Bus behindern KÖNNTE, also muss der Bus so früh anfordern, dass die Ampel auf rot schalten kann, die Fußgänger passieren, dann die Ampel einseitig auf grün geht, damit der Verkehr in Fahrtrichtung Bus abfließen kann erst nachdem der Bus abgebogen ist auch der Gegenverkehr wieder freie Fahrt erhält. Das ganze muss natürlich so abgestimmt sein, dass die Standzeiten nicht zu lang werden. Das ganze ist also ein ziemlich komplexer Ablauf.
Wie auch richtig ausgeführt ist meldet sich der Bus dann mit einem zweiten Funksignal wieder ab, d.h. der Bus kennt die Wegstrecke von der Bake bis zur Ampel und zählt über Tachoimpuls mit, sodass er weiß, wann er (vom Weg her) über die Ampel drüber ist. Man sieht das teilweise sehr gut, dass direkt nach Durchfahrt das weiße A ausgeht.
Dass das Funk-Bake-System ein Auslaufmodell ist, stimmt so allerdings nicht ganz. Im Netz der SSB ist es bereits weitgehend ersetzt, es sind nur noch eine Hand voll Busse, die noch damit in Betrieb sind und die Baken werden sicher nach und nach aus dem Stadtbild verschwinden. Esslingen baut aktuell aber ein Funk-Bake-System neu auf, das genauso funktioniert wie in Stuttgart.
Das neue System bei der SSB funktioniert über GPS, soweit richtig. Dies setzt aber voraus, dass ALLE Wegstrecken auf dem Fahrzeugrechner hinterlegt sind, damit der Bus weiß, wann er was anzufordern hat. Dies ist allerdings recht komplex. Der Vorteil von Funk-Bake ist, dass man im Fahrzeug selbst eigentlich keinerlei Daten vorhalten muss, das einzige was man braucht ist ein halbwegs intelligenter IBIS-Rechner (z.B. Fahrscheindrucker), eine IRIS-Einheit und ein Datenfunkgerät, um die von der Bake gesendeten Informationen auszuwerten und zu verarbeiten, der Rest der Fahrzeuginfrastuktur bleibt davon unberührt und der Aufwand ist deutlich geringer, weil kein rechnergestütztes Betriebsleitsystem wie bei der SSB hinten dran hängt. Hat also alles seine Vor- und Nachteile.