Bahnforum Stuttgart

Normale Version: Grün anfordern
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Hallo Forum!

Ich glaub ihr wisst bestimmt schon die Antwort auf meine Frage:

Wie kann der Busfahrer "Grün anfordern"?
hat des was mit den komischen dingern an der straße zu tun?
Steht das nicht hier im zweiten Absatz der Antwort von SSB 7363?
Ob es nun rot oder grün wird, ist ja im Prinzip egal, der Bus muss ja nur irgendwie mit der Ampel kommunizieren. Jedenfalls müssen die Fahrer eigentlich nichts machen, das Bus und der Ampelrechner machen das unter sich aus.
Es wäre außerdem hilfreich, wenn du etwas näher erklären könntest, was du mit "komischen Dingern an der Straße" meinst.
Hmm ich glaub er meint die kleinen grauen Kasten bei denen eine rote Scheibe sichtbar ist.
mr-it schrieb:Hmm ich glaub er meint die kleinen grauen Kasten bei denen eine rote Scheibe sichtbar ist.

Genau die meine ich.

fänd es echt klasse wenn mir jemand sagen kann was das ist.
Hallo!

Bei uns hier in der Gegend gibt es dieselben Kästen für Busse. Das sind Kontakte für die Vorangschaltung bei Ampeln! Alle Busse haben dafür Sensoren in der Nähe der Anzeigen an der Seite. Ich denke mal es ist in Stuttgart das selbe!

Gruß, aus dem Norden!
Das ist ein sogenanntes Bake-Funk-System. Der Bus fährt an so einer Bake vorbei und sendet ein Signal. Dieses Signal wird an die Ampel weitergeleitet, das "A" erscheint und der Bus wird im nächsten Umlauf bevorrechtigt. Nachdem der Bus die Ampel passiert hat, sendet er wieder ein Signal und die Ampel schaltet wieder in den normalen Umlauf. Es ist aber ein auslaufendes Modell. Jetzt geht es meist über GPS, wobei die Funktionsweise die gleiche ist. Bei der Stadtbahn ist es etwas anders. Da liegen die Kontakte zwischen den Gleisen und es geht über das Gewicht der Bahn. Das sind diese uminösen Platten, welche ab und zu im Gleis liegen.
Vielen dank für eure Antworten!
Jetzt bin ich nicht mehr ganz so blöd wie davor Wink
Stadtbahner schrieb:Das ist ein sogenanntes Bake-Funk-System. Der Bus fährt an so einer Bake vorbei und sendet ein Signal. Dieses Signal wird an die Ampel weitergeleitet, das "A" erscheint und der Bus wird im nächsten Umlauf bevorrechtigt. Nachdem der Bus die Ampel passiert hat, sendet er wieder ein Signal und die Ampel schaltet wieder in den normalen Umlauf. Es ist aber ein auslaufendes Modell. Jetzt geht es meist über GPS, wobei die Funktionsweise die gleiche ist. Bei der Stadtbahn ist es etwas anders. Da liegen die Kontakte zwischen den Gleisen und es geht über das Gewicht der Bahn. Das sind diese uminösen Platten, welche ab und zu im Gleis liegen.


Ich möchte diesen inhaltlich korrekten Beitrag noch etwas ergänzen.

Diese grauen Kästen an der Straße sind Infrarotbaken, also im Grunde das gleiche wie es jeder Zuhause in den diversen Fernbedienungen für Fernseher & Co hat, nur halt etwas größer und wetterfest verpackt. Diese Baken sind mit Standortinformationen gefüttert und geben dem Bus Informationen zu seinem aktuellen Standort (wichtig für die Fahrzeugortung in der Leitstelle, quasi zur Korrektur der Wegstrecke, die vom Tacho abgegriffen wird) oder zu einer Signalanlage, Schranke oder was auch immer man gerne ansteuern möchte. Im Bus befindet sich das Gegenstück, eine sogenannte IRIS-Einheit (wobei IRIS für InfraRotInformatoinSystem oder so ähnlich stehen dürfte), bei den meisten Fahrzeugen sind das die beiden Augen auf der Türseite hinter oder über dem seitlichen Zielschildkasten. Dieser nimmt die Infos von der Bake auf und leitet sie an den Bordrechner weiter.

Der Bordrechner setzt daraufhin ein Funksignal ab, entweder an die Leitstelle (für die Betriebleitung/Ortung) oder an die Signalanlage, die angefordert werden soll. Die ist dann (optimalerweise) so eingestellt, dass sie dem Bus eine möglichst störungsfreie Fahrt garantiert, wobei die Zahl der Schaltungen und die Details, die dabei zu beachten sind, recht groß ist. Das geht von der Fußgängerampel in Kreuzungsnähe, die auf rot geht, damit der Bus abbiegen kann über die Ampelkreuzung, die der Bus mit grüner Welle passieren soll bis hin zu Schranken in Wohngebieten, die nur vom Bus durchfahren werden dürfen. Problem ist, dass z.B. die zuerst erwähnte Fußgängerampel nicht nur einseitig schalten darf, denn wenn eine Fußgängerampel auf rot geht, dann MUSS sie auch dem Fußgänger grün geben. Natürlich bildet sich jetzt womöglich vor der Kreuzung ein Stau, der den Bus behindern KÖNNTE, also muss der Bus so früh anfordern, dass die Ampel auf rot schalten kann, die Fußgänger passieren, dann die Ampel einseitig auf grün geht, damit der Verkehr in Fahrtrichtung Bus abfließen kann erst nachdem der Bus abgebogen ist auch der Gegenverkehr wieder freie Fahrt erhält. Das ganze muss natürlich so abgestimmt sein, dass die Standzeiten nicht zu lang werden. Das ganze ist also ein ziemlich komplexer Ablauf.

Wie auch richtig ausgeführt ist meldet sich der Bus dann mit einem zweiten Funksignal wieder ab, d.h. der Bus kennt die Wegstrecke von der Bake bis zur Ampel und zählt über Tachoimpuls mit, sodass er weiß, wann er (vom Weg her) über die Ampel drüber ist. Man sieht das teilweise sehr gut, dass direkt nach Durchfahrt das weiße A ausgeht.

Dass das Funk-Bake-System ein Auslaufmodell ist, stimmt so allerdings nicht ganz. Im Netz der SSB ist es bereits weitgehend ersetzt, es sind nur noch eine Hand voll Busse, die noch damit in Betrieb sind und die Baken werden sicher nach und nach aus dem Stadtbild verschwinden. Esslingen baut aktuell aber ein Funk-Bake-System neu auf, das genauso funktioniert wie in Stuttgart.

Das neue System bei der SSB funktioniert über GPS, soweit richtig. Dies setzt aber voraus, dass ALLE Wegstrecken auf dem Fahrzeugrechner hinterlegt sind, damit der Bus weiß, wann er was anzufordern hat. Dies ist allerdings recht komplex. Der Vorteil von Funk-Bake ist, dass man im Fahrzeug selbst eigentlich keinerlei Daten vorhalten muss, das einzige was man braucht ist ein halbwegs intelligenter IBIS-Rechner (z.B. Fahrscheindrucker), eine IRIS-Einheit und ein Datenfunkgerät, um die von der Bake gesendeten Informationen auszuwerten und zu verarbeiten, der Rest der Fahrzeuginfrastuktur bleibt davon unberührt und der Aufwand ist deutlich geringer, weil kein rechnergestütztes Betriebsleitsystem wie bei der SSB hinten dran hängt. Hat also alles seine Vor- und Nachteile.
Hallo,

Stadtbahner schrieb:Das ist ein sogenanntes Bake-Funk-System. Der Bus fährt an so einer Bake vorbei und sendet ein Signal. Dieses Signal wird an die Ampel weitergeleitet, das "A" erscheint und der Bus wird im nächsten Umlauf bevorrechtigt. Nachdem der Bus die Ampel passiert hat, sendet er wieder ein Signal und die Ampel schaltet wieder in den normalen Umlauf. Es ist aber ein auslaufendes Modell. Jetzt geht es meist über GPS, wobei die Funktionsweise die gleiche ist.

Von der Funktion her zwar ähnlich, aber nicht korrekt, weder für das alte noch für das neue System.

Die Baken im alten Systen (die Kästchen mit den roten Scheiben) - IRIS (InfraRot-Information-System) - funktionieren erstmal nicht mit Funk, sondern mit Infrarotstrahlen, ähnlich wie die Fernbedienung am Fernseher. Daher kann ein Signal nur bei der Vorbeifahrt an einer Bake gesendet/empfangen werden. Funk kommt an dieser Stelle erstmal nicht ins Spiel.

Der Funk kommt für die RBL-Ortsbestimmung dazu: bei der Vorbeifahrt an einer solchen Bake wird der Standort genau synchronisiert. Anschließend sendet der Bordrechner laufend die (seit dieser Bake?) gefahrenen Meter über Funk an das RBL, so daß das System den genauen Standort des Fahrzeugs kennt und daraus über Fahrplanvergleich die Verspätungsanzeige und die Haltestellenanzeigen steuert.

Mein Wissensstand über das neue RBL: das Fahrzeug bestimmt über GPS seinen Standort und hat im Bordrechner die Ampeln hinterlegt, so daß das Fahrzeug abhängig von seinem Standort die entsprechenden Ampeln über Funk ansteuert. Kennt es eine Ampel nicht, weil diese nicht im Fahrzeug hinterlegt ist - Pech gehabt. Beim IRIS war das anders...

Stadtbahner schrieb:Bei der Stadtbahn ist es etwas anders. Da liegen die Kontakte zwischen den Gleisen und es geht über das Gewicht der Bahn. Das sind diese uminösen Platten, welche ab und zu im Gleis liegen.

Ups, gaaanz falsch. Das hat mit dem Gewicht gar nichts zu tun. Das sind Induktionsschleifen, die ein kleines Magnetfeld erzeugen. Beim überfahren durch ein Fahrzeug ändert sich durch die Eisenmasse (-> was wohl zur Verwechslung mit dem Gewicht geführt hat) des Fahrzeugs das Magnetfeld, was über die Veränderungs des Stroms in der Induktionsschleife gemessen wird und somit die Ampelschaltung auslöst.
Kontaktschleifen vor Ampeln funktionieren genauso, sind aber in den Asphalt eingelassen statt in den flachen gelben Platten im Gleis zu liegen.

Martin
Vielen Dank für den ausführlichen beitrag!!
Jetzt bin ich richtig aufgeklährt Wink