04. 02. 2010, 22:02
(04. 02. 2010, 16:46)SSB-TOM schrieb:(02. 02. 2010, 17:17)Alt-Schmöckwitz schrieb: Ich kann nur zustimmen - das Gerede vom armen Westen, "dem neuen Osten", ist schlicht Bild-Zeitung-Niveau. Selbst im in der DDR bevorteilten Ost-Berlin sieht es abseits der Hauptachsen wie in den 60er-, maximal 70er-Jahren aus.
Da du dich im Gegensatz zu mir mit Bildtzeitungs-Niveau bestens auszukennen scheinst,
Eigentor: man muß sich mit dem Niveau nicht auskennen, um sich darauf zu bewegen. Man muß sich aber damit auskennen, um es erkennen zu können :-)
(04. 02. 2010, 16:46)SSB-TOM schrieb: Was ich dir aber sagen kann, ist, dass ich der Meinung bin, dass du wenig unterwegs bist und schon garnicht in Stuttgart. Ich nehme jetzt nur drei erschlagende Beispiele: Stuttgart-West, Stuttgart Rot und Stuttgart Bad Cannstatt (Hallschlag), wo z.B. wegen fehlender Mittel aus einem Viertel von Älteren und vielen einheimischen Geschäften eine Art "Ghetto" geworden ist, weil sich u.a. städtebaulich nichts verändert hat. Da haben wir unsere "Plattenbauten" wie auch in Rot, enge heruntergekommene Straßen und im Stuttgarter Westen Verhältnisse die, weil sie so nicht mehr tragbar sind, auch (erfolglos) in den Stuttgarter Medien zur Sprache kommen.
Gut, Deine Meinung sei Dir ungenommen, nur sie entspricht nicht den Realitäten.
Es mag sein, daß Dir diese Ecken heruntergekommen vorkommen (Vorzeigeobjekte sind es wahrlich nicht), aber das ist Jammern auf hohem Niveau.
Da kenne ich in anderen Gegenden wesentlich heruntergekommenere Ecken.
Und zumindest für Rot und Hallschlag ist die Behauptung, daß sich dort nichts tut, ziemlich dreist. Wir können uns gerne mal vor Ort treffen, dann zeige ich Dir, was sich dort tut bzw. in jüngster Vergangenheit getan hat (im Westen kenne ich mich dafür nicht gut genug aus).
Was die Geschäfte angeht: wir leben in einer freien Marktwirtschaft, es steht jedem frei, dort ein Geschäft zu eröffnen. Daß die Art von Geschäften, die Du DIr wünscht, dort sich dort nicht hält oder neu entsteht liegt daran, daß dort einfach die Kundschaft dafür fehlt. Das ist der Grund, warum die Geschäfte geschlossen haben, nicht weil es heruntergekommen wäre. Eine Sanierung würde erstmal die Ladenmieten hochtreiben, und dann würden noch mehr Geschäfte schließen.
Es ist einfach de Art der Bevölkerung dort (die Du Ghetto nennst). Nur irgendwo müssen halt auch die billigen für Geringverdiener erschwinglichen Wohngebiete sein, oder willst Du die ganz weg haben (nach dem Motto geht mich nichts an, weg damit)?
Mit einer Sanierung vertreibst Du diese Leute woanders hin und verlagerst Das Problem nur, aber Du bekommst es nicht gelöst.
Wie das passiert sieht man in Freiberg/Mönchfeld: früher waren beides gute Wohngegenden, dann verkam Mönchfeld langsam, als die Häuser in die Jahre kamen. Dann wurde in Mönchfeld groß saniert (vor etwa 5-10 Jahren), was die unterste Schicht vertrieben hat. Mönchfeld ist jetzt wieder recht attraktiv, das Problem haben jetzt aber Freiberg und Rot. Irgendwo müssen ja die "vertriebenen" Bewohner hin.
Geh mal nach Mönchfeld. Vor 10 Jahren war Mönchfeld das, was Rot heute ist. Vor 20 Jahren war es Hausen, und was ist Hausen heute: nicht mehr das.
Soviel zu dem, daß hier nichts gemacht werden würde.
Der Hallschlag war übrigens schon immer eine solche Gegend, schon vor 30-35 Jahren. Nur wurde seitdem *viel* gemacht.
(04. 02. 2010, 16:46)SSB-TOM schrieb: Den Fasanenhof nicht zu vergessen: Mit der Anbindung an das Stuttgarter Stadtbahnnetz wird sich dort hoffentlich einiges verändern können.
Verändern ja, nur wie? Wo ziehen die Leute von dort dann hin?
In Neugereut (mit dem Fasanenhof gut zu vergleichen) hat sich übrigens mit der Stadtbahn in dieser Hinsicht nicht viel verändert.
Die Hochhäuser kann man halt nicht wegsprengen.
(04. 02. 2010, 16:46)SSB-TOM schrieb: Also stellt sich für mich die nicht ganz so dumme Frage, warum ich neben gestiegenen Kosten auch nach 20 Jahren der Maueröffnung für einen Soli-Zuschlag arbeiten MUSS, wenn es in meiner Heimatstadt genug Hausaufgaben zu lösen gibt?
Die aber ständig gelöst werden, man muß es nur sehen wollen. Das, was hier die Probleme sind ist gegen das, was im Osten noch gemacht werden muß ein ganz anderes Thema.
Und das, was wir im Osten nicht lösen, das kommt andernfalls in ein paar Jahren viel härter auf uns alle zu: manche Gegenden sind dort schon jetzt massiv überaltert oder arbeitslos, mit entsprechenden Folgen auch für uns (Renten- und Sozialkassen).
(04. 02. 2010, 16:46)SSB-TOM schrieb: Nebenbei: Der Soli-Zuschlag war politisch zugesagt nur für ein paar Jahre vorgesehen...
Das ist ein anderes Thema, welches wir dem DIcken mit der Birne zu verdanken haben.
Aber ganz ehrlich: die paar Euro Solidaritätszuschlag regen mich viel weniger auf als das, was mit Krankenkassenbeiträgen usw. veranstaltet wird.
(04. 02. 2010, 16:46)SSB-TOM schrieb: Bei all dem sollten wir nicht nur an uns, sondern auch an unsere Kinder und Enkel denken...
Genau das. Nur kann ich das derzeit nicht einmal tendenziell erkennen, im Gegenteil.
Viele Grüße,
Martin