(03. 03. 2022, 11:30)Andy0711 schrieb: Auf den entscheidenden Hinweis von dt8.de, dass du hier Äpfel mit Birnen vergleichst, gehst du gleich gar nicht ein.
Die Stärke des ÖPNV ist, zwischen den Haltestellen schnell fahren zu können und da hilft ein Vergleich von Durchschnittsgeschwindigkeiten nicht. Hier müssen 40-50 km/h drin sein, sonst brauchst du erst gar keine Stadtbahn bauen. Die können auch bei entsprechenden Ampelschaltungen (außerhalb von Streckenabzweigungen und Haltestellen) gehalten werden.
OK, schauen wir uns mal an, was wann wir einen gemischten ÖV/Radstreifen denn baut, dann wird das glaube ich klarer, wieso ich damit überhaupt anfing.
Gehen wir von folgenden Infrastrukturbreiten in einen engeren Urbanen Gebiet aus:
MIV: 3,25 Meter/Richtung
Rad: 1,5 – 2 Meter/Richtung
ÖV: 6,25 Meter/Richtung
Jetzt stellen wir uns mal eine Straße vor, die bereits MIV Spuren und Radspuren hat. Wir haben also eine Breite von zB (2 x 3,25 m) + (2 x 2 m) = 10,5 Meter zwischen den Bordsteinen.
Aber was mache ich denn, einen Meter mehr zur Verfügung habe? Ich also 11,5 Meter zur Verfügung stehen?
Dann kann ich einen Radfahrstreifen zum Busstreifen umwandeln und den anderen etwas einengen.
Wir haben also
3,25 m + (2 x 3,25 m) + 1,75 m = 11,5 m
Ich habe nun also mit den ÖV die WAHL ob ich auf den MIV Streifen ODER den Radstreifen fahre. Selbst wenn meine Wahl zu 80% auf den MIV Streifen fällt, werden trotzdem noch 20% der Fahrten schneller über den Radstreifen durchgeführt.
(03. 03. 2022, 11:30)Andy0711 schrieb: Im Gegenteil: Autos fahren vergleichbar schnell und können schneller beschleunigen und bremsen. Sie reduzieren diese lokalen Höchstgeschwindigkeiten also "im Normalbetrieb" (außerhalb von Überlastungen und Staus) praktisch nicht.
Nach dieser Aussage bräuchte der ÖV ja nie eigene Spuren. Die Probleme fangen ja, wie du selbst erkannt hast, dann an, wenn der MIV ins Stocken gerät. Dann bin ich mit den 20 km/h Radfahrgeschwindigkeit vielleicht doch schneller wie mit den 0 km/h auf der MIV Spur.
Man kann übrigens die erwähnten Probleme mit den Radverkehr durchaus abfedern, zB wenn man am Anfang der Gemischen Spur eine Haltestelle platziert und es den Radverkehr schwer macht den stehenden Bus zu überholen. Dann ist erst einmal kein Radverkehr mehr vor den Bus und er kann schnell fahren. Funktioniert natürlich nur eingeschränkt.
Prinzipiell, da gebe ich dir recht, sind solche Konstrukte aber nur Kompromisse. Eher so ein „lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf den Dach“
(03. 03. 2022, 11:30)Andy0711 schrieb: Wenn du eine Stadtbahn mit Fahradverkehr auf der gleichen Stracke baust, kannst du das Geld auch anders sinnvoller ausgeben, da du bereits beim Bau deren Attraktivität und somit den KNF drückst.
OK, dann kannst du schon mal 50% der Ludwigsburger Innenstadtstrecken in die Tonne treten, ebenso Strecken wie die U15, wo dies auf weiten Strecken der Fall ist.
Konkret wird man auf folgenden Straßen kaum herumkommen Radverkehr im Gleisbereich zu haben:
Bahnhofstraße
Myliusstraße
Friesenstraße
Westfalenstraße
Comburgstraße
Danziger Straße
In einzelnen Straßen wie der Friesenstraße mag eine Separierung zulasten der Parkplätze theoretisch möglich sein, das dürfte aber zu erheblichen Widerstand der dortigen Ladenbesitzer führen.
Nochmal sowas, was erheblich Sand ins Getriebe der schnellen Vollendung bringen dürfte.
(03. 03. 2022, 11:30)Andy0711 schrieb: Deine Beispiele sind hierfür irrelevant, da sie ausschließlich zum Nachteil der Bahn sind
Wenn wir ausschließlich Beispiele zulassen, die zum Nutzen der Bahn sind, dann kann man sich ja eine Diskussion sparen.
Am einfachsten wäre es doch meinen Irrtum zu beweisen, indem man einfach ein paar Gegenbeispiele herausrückt.
Also, wo wurden in den letzten Jahren denn schmälere Bahnkörper als 6,5 Meter neu gebaut?
Wo wurde denn, wenn es drauf an kam, bei neueren Projekten im Zweifel die ÖV Infra der Radinfa vorgezogen?
Da fallen mir fast nur Strecken aus Stuttgart ein. Oder teilweise die Strecke der 2 in Ulm Süd.
Und bevor jemand den Rotteckring oder Vauban in Freiburg oder Knielingen Nord in Karlsruhe ins Feld führt: Dort verläuft der eigene Bahnkörper fast nur auf verkehrsschwachen Nebenstraßen auf denen der Radverkehr so oder so auf der Fahrbahn zu führen wäre.
In meine Badlist muss ich aber noch folgende Strecken aufnehmen:
Rohrbacher Straße in Heidelberg
Linie 23 in München bei der Münchner Freiheit
https://www.google.de/maps/@48.1626183,1...authuser=0
Oder die Tram Strecke zum Berliner HBF:
https://youtu.be/GeGdwrjtygI?t=3398 Die ist so übel, da hat sich sogar Scheuer öfters drüber Lustig gemacht.
(03. 03. 2022, 11:30)Andy0711 schrieb: Oder anders gesagt: Du tust einfach nur alles, um sie schlecht zu machen - oder um bequemer Fahrrad fahren zu können, koste es was es wolle.
Wenn du schon solche persönlichen Unterstellungen heraushaust, dann bitte ich dich doch darzulegen wo ich denn konkret besser Fahrrad fahren kann, wenn die Stadtbahn nicht gebaut werden sollte. Mir fällt da auf die Schnelle nichts ein.
Das Gegenteil ist ja der Fall, sollte ich mit meinen oben genannten Vermutungen recht haben, dann wird den Radverkehr eher eine bessere Infra zulasten des ÖV spendiert.
Aber ja, ich muss zugeben, dass ich durchaus auch von persönlichen Motiven geleitet werde. Ich nutze als Bürger Ludwigsburgs nämlich auch den ÖV und ich habe einfach keinen Bock weiter zum ÖV zu laufen um dann auch noch seltener damit fahren zu können.
Das würde nämlich dazu führen, dass ich tatsächlich öfters das Rad oder einen E-Scooter nutzen müsste um noch halbwegs erträgliche Gesamtreisezeiten mit den ÖV zu haben.
Sowas ist für mich mit zusätzlichen Kosten verbunden, was die ÖV Nutzung unattraktiver machen würde.