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(15. 05. 2023, 20:50)Yugi500 schrieb: Die Gegenfrage an dich wäre, wie sieht die Situation in Frankreich aus - beim Blick ins Ausland sollte man ebenfalls beide Extreme betrachten. As said, Streiks werden immer Dritte betreffen - dadurch werden ja die Umsatzverluste generiert, die aufgrund der nicht erbrachten Arbeitsleistung erzeugt werden. Ich habe auch schon einige Beobachtungen gemacht und zwar in den Fahrplänen. Die Züge der SNCF sind trotz Streiks mit reduziertem Angebot gefahren.
Belgien zum Beispiel hat auch nicht vor langer Zeit neues Streikgesetz, oder was es auch immer sein mag, eingeführt bzw. angepaßt, daß vor dem Streik der Streik angekündigt werden müsse und das dafür Sorge getragen werden müsse, daß wenigstens die Züge während des Streiks fahren könne/müsse. Nur mal so, als Beispiel.
Und wo die "angemessenheit" im Spiel ist:
Zitat:Deshalb sind jetzt Tricksereien ausgerechnet bei der Bezahlung von Beschäftigten aus den untersten Lohngruppen nicht mehr angemessen.
Dabei wird auch vergessen oder unterschlagen, daß es für die Pendler, die weder Autos noch vernünftige Bahnalternativen haben, die die Fahrt, weil die Züge einen ganzen Tag ausfallen, mindestens ⅔ des Arbeitstages in verschiedenen Bussen verbringen müssen, alles andere, als verhältnismäßig ist. Davon kann ich ein Lied singen. Beim ersten EVG-Streik mußte ich im Hotel übernachten, um überhaupt am nächsten Morgen rechtzeitig zur Arbeit kommen zu können. Am Nachmittag konnte ich mit dem Bus mit mehrmaligem Umsteigen nach Hause fahren und das Ergebnis: Mindestens 2½ Stunden / Fußweg nicht mit eingerechnet. Beim 2. EVG-Streik hatte ich Glück, daß ich auf dem Hinweg zum Arbeitsplatz eine günstigere Busverbindung gefunden hatte. Damit konnte ich die Gesamtfahrzeit auf 1¾ Stunde reduzieren, aber trotzem immer noch zu lang, da war die SEV an der S6 entlang deutlich angenehmer und schneller. Nach Arbeitsende konnte ich mit S-Bahn heimfahren.
Was die Übernachtung im Hotel betrifft, hatte ich Glück, daß ich günstig übernachten konnte. Die Preise im Hotel bleiben nicht gleich. Sie hängen sowohl vom Buchungstag, als auch von den eingegangenen Buchungen ab. Am 3. Streiktag ist es mir im Hotel aufgefallen, daß der Zimmerpreis über 100 € oder noch mehr lag. Daß der Streik abgesagt wurde, finde ich es sehr sinnvoll.
Selbst, wenn die Fahrdienstleiter streiken würden, gäbe es eine Möglichkeit: Auf den Notbetrieb vorzubereiten, daß die Züge auch ohne Fdl und Signale fahren könnten und das wiederum würde heißen: Pendelverkehr auf bestimmten Abschnitt auf ein und dieselbes Gleis. Die Fahrgäste würden möglicherweise umsteigen müssen, wären aber nichtdestotrotz schneller da, als mit dem Bus, mit dem man auf dem Umweg durch die Gegend hätte fahren müssen.
Darüberhinaus gibt es eine interessante Artikel vom März, dieses Jahres: WiWo.
Es geht darum, den Streik gesetzlich zu regeln, was schon länger gefordert wurde und wird.
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(15. 05. 2023, 21:40)Jack Lanthyer schrieb: (15. 05. 2023, 20:50)Yugi500 schrieb: Die Gegenfrage an dich wäre, wie sieht die Situation in Frankreich aus - beim Blick ins Ausland sollte man ebenfalls beide Extreme betrachten. As said, Streiks werden immer Dritte betreffen - dadurch werden ja die Umsatzverluste generiert, die aufgrund der nicht erbrachten Arbeitsleistung erzeugt werden. Ich habe auch schon einige Beobachtungen gemacht und zwar in den Fahrplänen. Die Züge der SNCF sind trotz Streiks mit reduziertem Angebot gefahren.
Belgien zum Beispiel hat auch nicht vor langer Zeit neues Streikgesetz, oder was es auch immer sein mag, eingeführt bzw. angepaßt, daß vor dem Streik der Streik angekündigt werden müsse und das dafür Sorge getragen werden müsse, daß wenigstens die Züge während des Streiks fahren könne/müsse. Nur mal so, als Beispiel.
--> Hier hilft das französische Streikrecht. In Frankreich dürfen auch Beamte streiken, sind dafür allerdings verpflichtet im Streikfall einen Notdienst zu leisten. Das heißt: Beamte - und somit Angestellte des Staates dürfen streiken. In Deutschland sind Mitarbeitende der Bahn beim DB-Konzern angestellt. Heißt, hier wird es einer Anstellung in der Privatwirtschaft gleichgestellt und hier darf der Staat nunmal nicht eingreifen.
Und wo die "angemessenheit" im Spiel ist:
Zitat:Deshalb sind jetzt Tricksereien ausgerechnet bei der Bezahlung von Beschäftigten aus den untersten Lohngruppen nicht mehr angemessen.
Dabei wird auch vergessen oder unterschlagen, daß es für die Pendler, die weder Autos noch vernünftige Bahnalternativen haben, die die Fahrt, weil die Züge einen ganzen Tag ausfallen, mindestens ⅔ des Arbeitstages in verschiedenen Bussen verbringen müssen, alles andere, als verhältnismäßig ist. Davon kann ich ein Lied singen. Beim ersten EVG-Streik mußte ich im Hotel übernachten, um überhaupt am nächsten Morgen rechtzeitig zur Arbeit kommen zu können. Am Nachmittag konnte ich mit dem Bus mit mehrmaligem Umsteigen nach Hause fahren und das Ergebnis: Mindestens 2½ Stunden / Fußweg nicht mit eingerechnet. Beim 2. EVG-Streik hatte ich Glück, daß ich auf dem Hinweg zum Arbeitsplatz eine günstigere Busverbindung gefunden hatte. Damit konnte ich die Gesamtfahrzeit auf 1¾ Stunde reduzieren, aber trotzem immer noch zu lang, da war die SEV an der S6 entlang deutlich angenehmer und schneller. Nach Arbeitsende konnte ich mit S-Bahn heimfahren.
--> Ja. Das liegt im Charakter eines Streiks?! Wenn Amazon oder DHL streikt, kriegen die Kunden ihre Waren später, wenn die Kitas schließen, müssen Eltern ihre Kids anderweitig versorgen. Wenn die Mitarbeitenden in der Metallindustrie streiken, kommen Fahrzeuge oder Güter auch entsprechend später an. Bei Lufthansa oder den Bodencrews an den Flughäfen bleiben Menschen sogar auf anderen Kontinenten stranden (selbst in Singapur gehabt im März).
Was die Übernachtung im Hotel betrifft, hatte ich Glück, daß ich günstig übernachten konnte. Die Preise im Hotel bleiben nicht gleich. Sie hängen sowohl vom Buchungstag, als auch von den eingegangenen Buchungen ab. Am 3. Streiktag ist es mir im Hotel aufgefallen, daß der Zimmerpreis über 100 € oder noch mehr lag. Daß der Streik abgesagt wurde, finde ich es sehr sinnvoll.
--> Das nennt sich Yield Management bzw. Angebot und Nachfrage. Beim letzten Mal bin ich selbst in Paris gestrandet und durfte einen Tag länger dort verbleiben. (Aber ich beschwere mich nicht, weil ich mich an der Stelle der Streikenden nicht anders verhalten könnte)
Selbst, wenn die Fahrdienstleiter streiken würden, gäbe es eine Möglichkeit: Auf den Notbetrieb vorzubereiten, daß die Züge auch ohne Fdl und Signale fahren könnten und das wiederum würde heißen: Pendelverkehr auf bestimmten Abschnitt auf ein und dieselbes Gleis. Die Fahrgäste würden möglicherweise umsteigen müssen, wären aber nichtdestotrotz schneller da, als mit dem Bus, mit dem man auf dem Umweg durch die Gegend hätte fahren müssen.
--> Und wer hält dafür den Kopf gerade, wenn dann doch was schief geht oder was außerplanmäßiges passiert? (Wenn ein Befehl auf freier Strecke notwendig wird und keiner ist da, um ihn zu diktieren. Die Shitshow will doch erst recht keiner.)
Darüberhinaus gibt es eine interessante Artikel vom März, dieses Jahres: WiWo.
Es geht darum, den Streik gesetzlich zu regeln, was schon länger gefordert wurde und wird.
Und wem nutzt diese gesetzliche Regelung? Beschäftigt man sich mit der Historie des Streikrechts, ist dies ein wertvolles und hart erkämpftes Gut. Dieses einfach so aufgeben, weil man selbst negativ davon tangiert wird? Das eigentliche "Problem" ist doch, dass wir inzwischen eine Knappheit von potenziellen Arbeitnehmern haben und entsprechend deren Hebel stärker geworden ist, Verbesserungen in den Arbeitsbedingungen auch einfordern zu können.
Am Ende leben Dienstleistungen, Produkte und Werke davon, dass es genügend Mitarbeitende gibt, die irgendwo davon leben können und von mit Herzblut dabei sind. Wie gesagt, die wirkliche Lösung ist immer irgendwo in der Mitte. Bevor es zu einem Walkout der DB-Mitarbeitenden kommt und der Personalmangel nur mehr verschärft wird (Personalabgänge bei geplanten Angebotserhöhungen), sollen sie doch etwas bekommen, womit man auch neue Mitarbeitende rekrutieren kann. Sonst haben wir bald komplett andere Probleme, über die wir uns streiten können.
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