Themabewertung:
  • 3 Bewertung(en) - 2.33 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
[Historisch] EXTRA: Linie 7
#1
Photo 
„Liebe alte 7 – 65 Jahre hast Du uns treu und brav gedient. Dafür danken wir Dir auf Deiner letzten Fahrt.
1971 erwarten wir Deinen Nachfolger in neuer Gestalt; schnell und beweglich fahrend vom Bopser über Wilhelmsbau zur Doggenburg [sic]
23.3.1969 – Bürgerverein Stuttgart-Süd und Stuttgart-Mitte.“ *


… so verabschiedeten die Bürger Anno 1969 die Linie 7 an mehreren Haltestellen !

Ein typischer 7er, wie er jahrelang unterwegs war. Nähe Kade-Hochhaus, Mitte der 60er Jahre:
[Bild: ssb_li_7_holzgarten2bkjz.jpg]
Karte © Vlg. (ehem.) SMS e.V., Stgt. 1 / Sammlung Michael P., Stuttgart

Gegen 1 Uhr morgens war Schluß … heute vor genau 50 Jahren, am Montag, den 24. März 1969

Anlass für eine kleine Rückschau…

Vorläufer war die sog. ,Tiergarten-Linie‘, die 1901 den Betrieb von der (alten) Liederhalle zum Herdweg aufnahm. Erst 1910 wurden Linien-Nummern eingeführt.
Linien-Farbe: braun/weiß.
Ziemlich in Vergessenheit geraten ist der namensgebende ,Nillsche Tiergarten‘, einzig der Straßenname ,Tiergartenweg‘ (in der Nähe des Hegelplatzes), mag der Erinnerung dienen.

In den Folgejahren gab es immer wieder Streckenerweiterungen und elf Jahre später (1912) wurde die klangvolle ,Doggenburg‘ erreicht.
Eine Burg gab es dort oben nie, vielmehr deutet der Name auf eine Hundezucht hin.

Am anderen Ende wurde der Bopser bereits 1906 erreicht, Umstiegsstelle zur Weinsteiglinie Richtung Degerloch.

Der ,Bopser' erstreckt sich bis zum Fernsehturm:
[Bild: cpyrght_micha_p_stgt_baj0r.jpg]
© Foto: Michael P., Stuttgart (23.3.2019)

Eine unwesentliche Verkürzung um 110 Meter gab es ab 1956, als die Strecke durch die Büchsenstraße aufgelassen wurde.
Von nun an fuhr man durch die Fritz-Elsas-Straße.

Ein Fahrschein ausgestellt für die Linie 7. Noch gibt es die Führung durch die Büchsenstraße (1954):
[Bild: cpyrght_micha_p_stgt_pgknf.jpg]
Sammlung Michael P., Stuttgart (2019)

Die stillgelegten Gleise lagen auf Höhe des Hospitalhofes bis vor wenigen Jahren !

Ein 7er biegt von der König- in die Büchsenstraße ein. Im Hintergrund der Wilhelmsbau.
Etwa 1925 (Ansichtskarte):

[Bild: micha_p_stgt_samml_lijhjth.jpg]
Vlg. unbekannt / Sammlung Michael P., Stuttgart (2019)

Ansonsten blieb sie ihrem Lauf - mit einer kurzen Ausnahme 1965/66 - ,treu‘.
Da nämlich übernahm der 10er (wie dann später auch) zur Doggenburg, während der 7er am Leipziger Platz drehte.

1966 blühte die Linie 7 nochmals auf, denn sie wurde in der HVZ bis Degerloch (West) geführt.
Mit Beginn des Winterfahrplans 1966/67 sogar bis Möhringen (Bf).
Von nun ab konnte man bequem von den Fildern - unter Umgehung des Charlottenplatzes - zum Wilhelmsbau und der oberen Königstraße fahren.

(*) Freilich wurde diese nützliche Querverbindung Bopser – Olgastraße bis heute nie mehr (auch nicht per Bus) bedient.

Sogar die Brose-Bänder in den GT4 beeinhalteten noch 1978 ,Bopser' als Ziel (Bild re.)
Die (nunmehr eingleisige) Stichstrecke in der Etzelstraße wurde jahrelang als Gleisdreieck für Notfälle vorgehalten.
Eine Serie der alten Bänder zeigte übrigens fälschlicherweise ,Bosper' (ohne Abb.):

[Bild: cpyrght_micha_p_stgt_x2jnm.jpg]
© Foto: Michael P., Stuttgart (Sammlung)

Zitate aus einer SSB-Mitteilung an die Fahrgäste vom Mai 1968:

[…] „bedeuteste Neuerung des für die Sommermonate [1968, Anm. d. Verf.] geltenden Planes ist die ganztägige Führung der Linie 7 nach Degerloch.
Während bisher die Züge dieser Linie nur morgens und abends bis nach Degerloch sowie in den Flutzeiten bis Möhringen fuhren,
werden sie nunmehr auch zwischen den Flutzeiten bis nach Degerloch geführt. Während der Hauptverkehrszeiten verkehren die Züge nach wie vor bis Möhringen.“


Und weiter heißt es:
„Diese wesentliche Ausweitung des ,Siebeners‘ ist nur dadurch möglich geworden, daß die Wagen dieser Linie mit erheblichen finanziellen Mitteln
auf schaffnerlosen Betrieb und auf Einmannbetrieb umgebaut wurden. So fahren nunmehr die ganztägig mit Beiwagen versehenen Züge […]
zwischen den Hauptverkehrszeiten ohne Schaffner […]“


Und so verdoppelte sich noch zuletzt die ursprüngliche Streckenlänge (Doggenburg – Bopser)
von 5,2 km (Fahrzeit 23 Min.) auf stolze 11 km bei 40 Min:
[Bild: micha_p_stgt_samml_ssoajne.jpg]
© Stuttgarter Straßenbahnen AG (1968) / Sammlung Michael P., Stuttgart (2019)

Durch den fortgeschrittenen U-Bahn-Bau (in der Torstraße) war die Einstellung, sogar vor dem eigentlichen
Ablauf der Fahrplanperiode (dieser erst am 1. Juni 1969), unabdingbar.

(Autor: Michael P., Stgt., März 2019)
"I muaß dui Stroßaboh no kriaga, denn laufa well i nedd..." >> Dr Wolle

Zitieren
#2
Wieder mal eine gelungene Dokumentation!

(24. 03. 2019, 23:06)Micha schrieb: Die (nunmehr eingleisige) Stichstrecke in der Etzelstraße wurde jahrelang als Gleisdreieck für Notfälle vorgehalten.
Nach meiner Erinnerung gab es am Bopser kein Gleisdreieck sondern nur eine Einfädelung Richtung Degerloch ...?
Zitieren
#3
Photo 
Ursprünglich bestand auch eine Verbindung aus Richtung Dobelstraße:
[Bild: sammlg_micha_p_stgt_bkkkd3.jpg]
© Stadtmessungsamt Stgt.

Die Situation Anfang der 1980er Jahre, der verbliebene Gleisstumpf in der Etzelstraße endet blind im Asphalt:
[Bild: cpyrght_micha_p_stgt_c3jqy.jpg]
© Foto: Michael P., Stuttgart (undat., Scan 2019)
"I muaß dui Stroßaboh no kriaga, denn laufa well i nedd..." >> Dr Wolle

Zitieren
#4
[/quote]
Nach meiner Erinnerung gab es am Bopser kein Gleisdreieck sondern nur eine Einfädelung Richtung Degerloch ...?

[/quote]

Doch , ein einfaches Gleisdreieck gab es dort.
(Da kommt mir wieder mal zugute, dass ich doch schon ein paar Tage länger auf der Welt bin, leider aber nicht so lange um den alten 7er noch live erlebt zu haben
Zitieren
#5
Photo 
Dazu noch ein Familienbild aus unserem Photoalbum. Mitte der 50er Jahre vmtl. an der Doggenburg*.
Der 7er mit ,Pappdeckel-Wagen' kam wohl eher zufällig mit auf die Platte.
Nebenbei bemerkt hatten die damals eckigen [H] Tafeln ,Linien-Reiter':

[Bild: copyright_micha_p_stggdkxg.jpg]
Foto: privat / © Bildrechte: Michael P., Stuttgart (undat., Scan 2019)

*) Edit 17. April 2019:
Das ist am Bopser mit dem Hotel ,Rosengarten' im Hintergrund (Gde. Hohenheimer Str. 76),
wie ich erst jetzt durch eine alte Werbeanzeige festgestellt habe.
Das Ensemble besteht heute noch, ist aber kaum wiederzuerkennen.
(Vgl. den Stadtplan-Ausschnitt in Beitrag #3).
"I muaß dui Stroßaboh no kriaga, denn laufa well i nedd..." >> Dr Wolle

Zitieren
#6
Hallo Micha,

vielen Dank für Deinen interessanten Bericht. Dazu vielleicht einige Ergänzungen:

Die Formulierung, die Führung nach Degerloch bzw. Möhringen sei nur durch den Umbau der Triebwagen auf Einmannbetrieb möglich geworden, entbehrt aus meiner Sicht nicht einer gewissen Komik. Es ist nämlich so, dass der Umbau der Triebwagen die Führung nach Degerloch nicht nur möglich, sondern auch notwendig gemacht hat. Die umgbauten Wagen waren nämllich Einrichtungswagen geworden, womit ein Umsetzen am Bopser verunmöglicht wurde. Die nächste Schleife war dann eben in Degerloch.

Zur Frage der Wichtigkeit dieser Verbindung: Ich kann die besondere Nützlichkeit Bopser-Olgastraße nicht erkennen. Wer "irgendwo" unterhalb des Bopsers wohnt , der hat mit dem 41 einen gewissen Ersatz bekommen, den der 3er nicht geboten hatte, Stichwort Führung über die Zellerstraße. Wer oberhalb des Bopsers wohnt, hat es bis zur Haltestelle immer gleich weit und muss zwar seit der Einstellung des 7ers möglicherweise umsteigen, möglicherweise hat ers aber auch geschickter, z. B. zum Hallschlag, nach Sillenbuch, Heumaden, Nellingen oder zum Dürrlewang. Vom Bopser zur Olgastraße ist ja eher eine Fußwegentfernung und für weitere Verbindungen gibt es, zumindest mit Umsteigen, überall Ersatz. Bei näherem Nachdenken neige ich sogar dazu, unter Beachtung des 41ers zu behaupten, die Einstellung des 7er-Südastes war so harmlos wie kaum eine Einstellung sonst.

Noch eine Frage zum SMS: Wann ist der Verein denn aufgelöst worden? Als ich so vor vier, fünf Jahren mal nachgeforscht habe, gabs ihn noch.

Noch etwas zu den Zielfilmen: Ich habe zwar keine genaue Ahnung, vermute aber, dass es da recht große Siebe gegeben haben muss, die man dann nur punktuell angepasst hat. Wenn Du die beiden Zielverzeichnisse vergleichst, dann siehst Du, dass sich im Grunde die gleiche Struktur erhalten hat, man hat nur gewisse neue Ziele auf Positionen gesetzt, die nicht mehr angefahren wurden/werden konnten. Dabei sind einige Ziele auch dringeblieben, obwohl nicht mehr anfahrbar. Damit meine ich Explizit nicht den Westbahnhof und den Leipziger Platz, denn während der Umbauphase auf die neuen Filme waren diese Punkte ja noch Teil des Netzes. Die Linke übersicht ist auch schon in einigen Punkten modifiziert, es gibt kein Wangen mehr und Heumaden ist schon drauf. Es gibt nicht mehr viele Filme, die dieser Umlackierung entgangen sind.

Viele Grüße

BW 76
Zitieren
#7
Hallole,

vielen Dank fürs Zeigen.

Was für tolle Linien ende der 60er eingestellt wurden.....

Grüßle
AFu
[Bild: 3320-Front-DSO.jpg]
----------------------------------------------------
Stuttgarts Straßen- und Stadtbahnlinien im Internet:
http://www.ssb-linien.de
----------------------------------------------------
Zitieren
#8
Photo 
... 7 zum Bopser lebt =;o))...
[Bild: copyright_micha_p_stg5akqo.jpg]
© Foto: Michael P., Stuttgart (26.3.2019)
"I muaß dui Stroßaboh no kriaga, denn laufa well i nedd..." >> Dr Wolle

Zitieren
#9
Cool, sehr schönes Bild ;-)

Vielen Dank und viele Grüße,

BW 76
Zitieren
#10
Super Foto. Muss nur noch das "U" weg Smile

Ich verstehe den Sinn nicht. Die abendlichen Einrücker der U7 schildern Bopser und die der U15 Olgaeck. Anschließend erst Möhringen. Jeden Abend das gleiche Spiel. Die Leute glotzen blöd weil sie es nicht verstehen.
Warum fährt man nicht ohne Linienkennung und nur mit Fahrziel Möhringen. So wie es die Kickers Sonderwage N auch machen. Man hat sein Fahrziel und gut ist.
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 12 Gast/Gäste