13. 04. 2016, 20:00
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 13. 04. 2016, 20:03 von metalhead.)
(13. 04. 2016, 11:01)hopperpl schrieb: was ist HC? Heslach Vogelrain (VR)?
Nun eine Projektplanung dafür dauert inklusive Planfeststellung etwa 2-3 Jahre. Das verzögert Stuttgart 21 um diese 3 Jahre. Kosten: mindestens 600 Mio. Wer das Projekt um 3 Jahre verzögert, der trägt dafür die Kosten. Da gibt's keinen Richter, der der anders sieht.
Gutachten Wirtschaftlichkeit (Pflicht): 6 Monate. Planfeststellung (Pflicht): 9 Monate. Machen wir das im Super-Duper Hoch-Einverfahren, mit 100-Mann-Planung und verkürzter Planfeststellung (ich weiß, der "Profi" hier plant an einem Wochenende und Planfeststellung wird ignoriert, weil man nicht weiß was das ist und wozu das gut wäre) und baut das ganze in 3 Monaten (hust), wären das immer noch 18 Monate Bauverzögerung S21. Die Stadtbahngleise sind im Weg für den Bau von S21. Sonst würde man diese nicht verlegen müssen. Und solange diese nicht verlegt sind, kann S21 nicht fertig gebaut werden. Und wenn nur "JETZT diese (einmalige !) Chance" existiert und nicht mehr in 5 Jahren, dann müssen diese Neuverbindungen Auswirkungen haben auf die Bestandsverbindungen. Es gibt einen Plan, wann welche Baugrube wo und wie lange offen ist. Die SSB kann keine Baugruben 5 Jahre länger offen lassen. Und die SSB kann auch keine Quertunnel bauen, während drunter die DB Tunnel legt. Die Trassen kreuzen sich, ist mathematisch unvermeidbar. Solange irgendwas in einem Plan geändert wird, müssen die anderen Pläne mit angepasst werden. Mit Rechnung, und Bauverzögerung.
1 Monat Bauverzögerung durch Planänderung ist allein durch Inflationsausgleich eine Rechnung von 10 Millionen Euro. Das haben Milliardenprojekte so an sich. Und wenn die DB am Ende behauptet, es gab 2 Jahre Verzögerung durch dieses zusätzliche SSB Bauvorhaben, gibt's eine Rechnung über 2000 Millionen. Da kann man dann die nächsten 20 Jahre die Gerichte mit beschäftigen, wobei dann am Ende jeder 1000 Millionen bezahlen wird (wie üblich). So oder so ist die SSB dann pleite. Zumal, solange ein Rechtsstreit vorliegt, die Bahn auch nichts bezahlt.
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Entweder existiert nur jetzt diese einmalige Chance, oder sie gibt es in 5 Jahren immer noch. Und dort zusätzlich zu Bauen ohne die DB zu behindern oder verzögern ist ausgeschlossen. Punkt. Wer was anders behauptet, hat Null Ahnung von Bauprojekten. Und zu meinen, die DB würde dies dulden ohne eine Rechnung zu stellen, hat noch weniger Ahnung als Null Ahnung. Das sind knallharte, emotionslose Kalkulationen. Die Rechnung kommt am Schluss. Aber nebenbei, das Projekte würde eh niemals genehmigt werden. Schon allein die Risikoanalyse beendet das Projekt.
Ich persönlich würde nicht mal einen zusätzlichen Mülleimer während der Bauzeit des Rosensteintunnels und Leuzeknotens irgendwo in den Plan nachträglich eintragen. Da kann man in 24 Monaten immer noch einen zusätzlich hinstellen. Sonst wird das möglicherweise der teuerste Mülleimer, den die Welt je gesehen hat.
Also halbe oder Dreiviertelswahrheiten zu verbreiten, mit einer Selbstverständlichkeit, als wär man Planer, Bauleiter, Verwalter und Richter zusammen, ist meiner Ansicht nach nicht besser als keine Ahnung zu haben.
Einfach irgendwelche Zahlen in den Raum zu werfen ohne irgendeinen Beleg wie die zustandekommen, macht die Zahlen erstmal völlig unglaubwürdig. Zum Beispiel kosten laut deinen Angaben 3 Jahre Verzögerung von S21 (mind.) 600 Mio €, 2 Jahre aber schon 2 Mrd €, was nebenbei etwa 1/3 der gesamten Projektkosten sind.
Übrigens ist eine standardisierte Bewertung (also das "Gutachten Wirtschaftlichkeit") keine Pflicht für ein Projekt, lediglich ist sie die Grundlage für die Zuschussfähigkeit und sicherlich auch ein Argument im Planfeststellungsverfahren. Selbst die Planfeststellung kann unter bestimmten Voraussetzungen durch die Plangenehmigung vereinfacht werden, ist also auch nicht zwingend komplett erforderlich.
Eine Planung geht durch den Einsatz von mehr Leuten nicht unbedingt schneller. Die Rechnung 1 Planer = 100 Tage, also 100 Planer = 1 Tag geht nicht auf, weil ja ein Haufen Abstimmungsarbeit zu leisten ist. Prinzipiell ist es oft besser wenn wenig Leute an einem Plan arbeiten, weil es dann zu weniger Reibungsverlusten kommt.
Eine einmalige Chance ist es nicht deshalb, weil die zusätzlichen Verbindungen zwingend Auswirkungen auf den Bestand haben, sondern weil man jetzt eben sowieso da ran geht, wo man sonst eben nicht hin kommt. Natürlich ist es auch später noch machbar, aber eben mit erheblich mehr Aufwand, der sich für eine solche Verbindung unter normalen Umständen nicht lohnt.
Dass die SSB-Verbindungskurven sich mit dem Tiefbahnhof kreuzen, kann ich mir nach meinem Kenntnisstand der Pläne nun wirklich nicht vorstellen. Die Haltestelle Staatsgalerie wird höher gelegt, dass die Tunnel dadurch neu gebaut werden müssen ist eine Folge davon.
Wie kommst du auf 10 Mio € inflationsbedingter Kosten pro Monat? Wenn ich die Baukosten auf den Monat runterrechne komme ich auf ca. 50 Mio/Monat, die Inflation mit 2 %/a (grade eher weniger) angenommen komme ich auf knapp 100.000 Euro im Monat. Ganz abgesehen davon sind die wirklich relevanten Stillstandskosten aber die für Personal, Baumaschinen, Material, Vertragsstrafen und Kosten für die verspätete Eröffnung.
Dass die SSB bei 2 Mrd € Strafzahlung Pleite ist, da bin ich mit dir einig.
Noch ein eigener Beitrag zum Thema: Es ist meiner Ansicht nach jetzt zu spät für diese Verbindung, weil es bereits eine Planfeststellung gibt und weil bereits gebaut wird. Man hätte das Ding wie die U12-Ausfädelung im Europaviertel (wo die Aufteilung der Kosten zwischen SSB und DB übrigens funktioniert) gleich von Anfang an mit einplanen müssen um die Kosten und den Aufwand im Rahmen zu halten.