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ehm. Straßenbahnnetz Esslingen
#2
(22. 01. 2012, 20:49)mr-it schrieb: Was meint ihr? Könnt ihr euch vorstellen das sie heute noch fahren könnte evtl. noch Meterspurig?

Fällt mir, ehrlich gesagt, schwer, mir das vorzustellen. Aber mal der Reihe nach:
Bis 1944 hatte man ja ein durchgängiges meterspuriges System im Großraum Stuttgart gehabt, das in West-Ost - Richtung von Gerlingen bis Neuhausen / Denkendorf und in Nord-Süd - Richtung von Zuffenhausen bis Echterdingen reichte. In etwa etwa vergleichbar mit dem heutigen System HSB / MVV / OEG / RHB bzw. RNV im Rhein - Neckar - Gebiet. Auch in Stuttgart waren damals mehrere Unternehmen (SSB, ESS, END) auf dem Netz tätig, die allerdings schon immer Tochterunternehmen der SSB waren. Hätte es dieses Netz also auch noch zu Beginn der Modernisierungsbestrebungen in den 1970er Jahren so gegeben, so wäre bis dahin wahrscheinlich zumindest der Betrieb unter einem einheitlichen Dach, also wohl dem der SSB, gebündelt und flächendeckend mit GT4 / DoT4 durchgeführt worden. Also wäre die SSB vor der Wahl gestanden: Komplettnetz erhalten und dann auch flächendeckend auf Stadtbahn umstellen (alles andere wäre Quark gewesen, sonst hätte man ja dauerhaft zwei Systeme nebeneinander gehabt), oder aber das Netz an seiner schwächsten Nahtstelle (Obertürkheim / Esslingen) trennen und nur einen Teil umstellen und den Rest anderweitig modernisieren, was dann freilich unvorteilhafterweise zwei Inselbetriebe ergeben hätte, oder ganz einstellen. Aber diese Entscheidung war ja bekanntlich schon Jahrzehnte vorher vorweggenommen worden.
Grund für die Einstellung der ESS und vor allen Dingen der Durchgangslinie (ich glaube Nr. 26) Stuttgart - Oberesslingen 1944 war nicht nur der Material- und vor allem Stahlmangel in den Kriegsjahren, sondern vor allem auch der einige Jahre vorher eingeführte elektrische Vorortverkehr Esslingen - Stuttgart - Ludwigsburg, der Vorläufer der heutigen S-Bahn, der der viel langsameren Straßenbahn zunehmend Fahrgäste abgejagt hatte. Mit heutigen Worten: ein klassischer Parallelverkehr zur S-Bahn, dem die Straßenbahn wie sonst auch vielerorts zum Opfer fiel. Die Durchgangslinie in Meterspur können wir also in jeder Hinsicht vergessen. Wäre sie erhalten geblieben und die S-Bahn nicht eingeführt worden, wäre sie heute ganz bestimmt ebenfalls regelspurige Stadtbahn, würde aber meiner Vermutung nach eher durch die U9 oder aber eine fiktive U26, in jedem Fall aber unter Nutzung der Hedelfinger Brücke, bedient.
Nun zum Esslinger Netz zuzüglich END. In Esslingen gab es die Durchgangslinie sowie die Schleife über den Stadtring, bis 1915 zusätzlich noch die Innenstadtlinie durch die Altstadt. Letztere wäre als Stadtbahn völlig illusorisch und selbst als Meterspurbahn mit Zweiachsern oder Niederflurern heute nur noch schwer vorstellbar. Wäre Esslingen heute noch am SSB-Netz und somit zur Umspurung angestanden, hätte man es wohl noch einmal erheblich straffen müssen, so daß vermutlich nur die Durchgangslinie (irgenwann wahrscheinlich bis Altbach verlängert) und abzweigend die alte END-Strecke nach Nellingen und weiter übriggeblieben wäre. Da das Potentiel zweifellos da ist, wäre dann die aufwendige, teilweise unterirdische Neutrassierung auf der Zollbergsteige und der Nellinger Durchfahrt (die ja heute im Neubau als fast chancenlos gilt) wohl erfolgt, die Restabschnitte bis Neuhausen und Denkendorf wären ja vergleichsweise unproblematisch gewesen. Die Weiterführung Neuhausen - Bernhausen - Flughafen war in den 1970ern tatsächlich schon mal geplant und ist damals an Querelen um die Trassennutzung durch END und Filderbahn gescheitert. Als die Filderbahntrasse dann frei wurde, gab es die END leider auch nicht mehr.
Schließlich die dritte und wahrscheinlich beste Variante: das Esslinger Rumpfnetz wäre, wenn auch ohne die durch die S-Bahn unhaltbare Durchgangslinie nach Obertürkheim, meterspurig erhalten geblieben. Auf jeden Fall wäre es ein Inselnetz, von dem sich die stadtbahnorientierte SSB über kurz oder lang wohl ganz getrennt hätte. Auf Meterspur hätte es aber keine Netzstraffung in Esslingen gebraucht, eher hätte sie eine verselbständigte und modernisierte END im Lauf der Zeit sogar rückgängig machen können, und Esslingen würde heute ein attraktives und wahrscheinlich niederfluriges Meterspurnetz sein Eigen nennen, das sowohl die östliche Filder als auch die Schurwaldhöhen erschließen könnte. Aber der Zug ist nach den Fehlentscheidungen der Vergangenheit zuungunsten der Straßenbahn wohl abgefahren.
...im Übrigen bin ich der Meinung, daß die U15 in die Nordbahnhof- und Friedhofstraße gehört! (frei nach Marcus Porcius Cato d.Ä.)
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ehm. Straßenbahnnetz Esslingen - von mr-it - 22. 01. 2012, 20:49
RE: ehm. Straßenbahnnetz Esslingen - von WN 26 - 22. 01. 2012, 23:14
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