02. 08. 2009, 09:02
(30. 07. 2009, 19:10)metalhead schrieb: Ich glaube das liegt daran dass man schon gezwungenermaßen mit fremden Meschen in einen Raum gezwängt wird und dann durch geziehlte Vermeidung von zu viel Nähe jeglichem weiteren Kontakt aus dem Weg gehen will.Das ist soweit ganz richtig - das Thema wird in der Psychologie als interpersonale Distanz bezeichnet. Dies bezeichnet den Abstand den man zu einer anderen Person einhält, um sich Wohl zu fühlen. Dieser Abstand ist allerdings nicht fix definiert - er ist abhängig insbesondere von Kultur, soziale Beziehung zw. den beteiligten Personen und auch die Situation.
Dass der größtmögliche Abstand zu Fremden gehalten wird hat sich in unserer Gesellschaft eben auch so eingebürgert. Die Konsequenz ist dass es schon zu einem gewissen Spannungsverhältnis kommt wenn man sich aeben zu jemandem setzt obwohl noch ein 4er komplett frei wäre. Viele bleiben dann halt lieber gleich stehn.
Soweit meine Hobby-Psychoanalyse :-)
In Deutschland ist die interpersonale Distanz verhältnismäßig groß und beträgt bei fremden Personen knapp 2 Meter, woraus sich das "freien Viererplatz" aussuchen erklären lässt.
Kennen sich diese Personen, setzen sie sich in der Regel gemeinsam in eine (freie) Vierer-Sitzgruppe, da die interpersonale Distanz aber dennoch besteht in der Regel sich Gegenüber. Nebeneinander setzt man sich (in einer freien Vierergruppe) meist auch erst, wenn die Beziehung intim ist und die interpersonale Distanz nahezu aufgehoben ist.
Die Situationsabhängigkeit erkennt man dann an dem Befüllungsgrad der Bahn. Ist sie voll - so haben die meisten Menschen kein Problem mehr sich wo dazu zu setzen oder jemanden neben sich hinsetzen zu lassen.
Hier erkennt man dann jedoch wieder ein weiteres interessantes Phänomen - dass Intimitätsgleichgewicht. So nimmt die Kommunikation zwischen den Menschen immer mehr ab, je enger sie Personen in ihre interpersonale Distanz eindringen lassen (auch im Sinne von nonverbaler Kommunikation). In der Bahn werden häufig die Personen die direkt neben einem oder gegenüber einem sitzen nicht einmal mehr angeschaut - wohingegen wenn der Zug nur leicht besetzt ist schauen sich die Leute viel eher an - und mustern sich manchmal regelrecht.