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Hallo,
Esslingen hatte ja früher ein recht gutes Straßenbahnnetz welches ja bis nach Stuttgart ging. Leider wurde es schon früh gegen den Obus getauscht. Auch die END Überlandbahn verschwand dann in den siebziger Jahren. Damals konnte es ja für die Stadt gar nicht schnell genug gehen die Strecke abzubauen. Krass das schon einige Stunden nach der letzten Bahn mit dem Abbau begonnen wurde. Heute bereuen viele diese Entscheidung.
Nun frage ich mich öfters wie es heute aussehen würde wenn beide Netze nie abgerissen worden wären. Würde dann die U4 auch heute noch meterspurig bis Oberesslingen fahren (ich gehe einfach mal davon aus das es der vierer wäre) oder hätte man sie auch schon längst zu Stadtbahn umgebaut? Auch die END Bahn hätte mittlerweile neue Züge aber ob sie dann nicht komplett von der SSB übernommen wäre? Vielleicht würde sie bis zum Flughafen fahren, schließlich waren ihre Gleise schon sehr nah am Flughafengelände gelegen.
Was meint ihr? Könnt ihr euch vorstellen das sie heute noch fahren könnte evtl. noch Meterspurig?
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22. 01. 2012, 23:14
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 22. 01. 2012, 23:17 von WN 26.)
(22. 01. 2012, 20:49)mr-it schrieb: Was meint ihr? Könnt ihr euch vorstellen das sie heute noch fahren könnte evtl. noch Meterspurig?
Fällt mir, ehrlich gesagt, schwer, mir das vorzustellen. Aber mal der Reihe nach:
Bis 1944 hatte man ja ein durchgängiges meterspuriges System im Großraum Stuttgart gehabt, das in West-Ost - Richtung von Gerlingen bis Neuhausen / Denkendorf und in Nord-Süd - Richtung von Zuffenhausen bis Echterdingen reichte. In etwa etwa vergleichbar mit dem heutigen System HSB / MVV / OEG / RHB bzw. RNV im Rhein - Neckar - Gebiet. Auch in Stuttgart waren damals mehrere Unternehmen (SSB, ESS, END) auf dem Netz tätig, die allerdings schon immer Tochterunternehmen der SSB waren. Hätte es dieses Netz also auch noch zu Beginn der Modernisierungsbestrebungen in den 1970er Jahren so gegeben, so wäre bis dahin wahrscheinlich zumindest der Betrieb unter einem einheitlichen Dach, also wohl dem der SSB, gebündelt und flächendeckend mit GT4 / DoT4 durchgeführt worden. Also wäre die SSB vor der Wahl gestanden: Komplettnetz erhalten und dann auch flächendeckend auf Stadtbahn umstellen (alles andere wäre Quark gewesen, sonst hätte man ja dauerhaft zwei Systeme nebeneinander gehabt), oder aber das Netz an seiner schwächsten Nahtstelle (Obertürkheim / Esslingen) trennen und nur einen Teil umstellen und den Rest anderweitig modernisieren, was dann freilich unvorteilhafterweise zwei Inselbetriebe ergeben hätte, oder ganz einstellen. Aber diese Entscheidung war ja bekanntlich schon Jahrzehnte vorher vorweggenommen worden.
Grund für die Einstellung der ESS und vor allen Dingen der Durchgangslinie (ich glaube Nr. 26) Stuttgart - Oberesslingen 1944 war nicht nur der Material- und vor allem Stahlmangel in den Kriegsjahren, sondern vor allem auch der einige Jahre vorher eingeführte elektrische Vorortverkehr Esslingen - Stuttgart - Ludwigsburg, der Vorläufer der heutigen S-Bahn, der der viel langsameren Straßenbahn zunehmend Fahrgäste abgejagt hatte. Mit heutigen Worten: ein klassischer Parallelverkehr zur S-Bahn, dem die Straßenbahn wie sonst auch vielerorts zum Opfer fiel. Die Durchgangslinie in Meterspur können wir also in jeder Hinsicht vergessen. Wäre sie erhalten geblieben und die S-Bahn nicht eingeführt worden, wäre sie heute ganz bestimmt ebenfalls regelspurige Stadtbahn, würde aber meiner Vermutung nach eher durch die U9 oder aber eine fiktive U26, in jedem Fall aber unter Nutzung der Hedelfinger Brücke, bedient.
Nun zum Esslinger Netz zuzüglich END. In Esslingen gab es die Durchgangslinie sowie die Schleife über den Stadtring, bis 1915 zusätzlich noch die Innenstadtlinie durch die Altstadt. Letztere wäre als Stadtbahn völlig illusorisch und selbst als Meterspurbahn mit Zweiachsern oder Niederflurern heute nur noch schwer vorstellbar. Wäre Esslingen heute noch am SSB-Netz und somit zur Umspurung angestanden, hätte man es wohl noch einmal erheblich straffen müssen, so daß vermutlich nur die Durchgangslinie (irgenwann wahrscheinlich bis Altbach verlängert) und abzweigend die alte END-Strecke nach Nellingen und weiter übriggeblieben wäre. Da das Potentiel zweifellos da ist, wäre dann die aufwendige, teilweise unterirdische Neutrassierung auf der Zollbergsteige und der Nellinger Durchfahrt (die ja heute im Neubau als fast chancenlos gilt) wohl erfolgt, die Restabschnitte bis Neuhausen und Denkendorf wären ja vergleichsweise unproblematisch gewesen. Die Weiterführung Neuhausen - Bernhausen - Flughafen war in den 1970ern tatsächlich schon mal geplant und ist damals an Querelen um die Trassennutzung durch END und Filderbahn gescheitert. Als die Filderbahntrasse dann frei wurde, gab es die END leider auch nicht mehr.
Schließlich die dritte und wahrscheinlich beste Variante: das Esslinger Rumpfnetz wäre, wenn auch ohne die durch die S-Bahn unhaltbare Durchgangslinie nach Obertürkheim, meterspurig erhalten geblieben. Auf jeden Fall wäre es ein Inselnetz, von dem sich die stadtbahnorientierte SSB über kurz oder lang wohl ganz getrennt hätte. Auf Meterspur hätte es aber keine Netzstraffung in Esslingen gebraucht, eher hätte sie eine verselbständigte und modernisierte END im Lauf der Zeit sogar rückgängig machen können, und Esslingen würde heute ein attraktives und wahrscheinlich niederfluriges Meterspurnetz sein Eigen nennen, das sowohl die östliche Filder als auch die Schurwaldhöhen erschließen könnte. Aber der Zug ist nach den Fehlentscheidungen der Vergangenheit zuungunsten der Straßenbahn wohl abgefahren.
...im Übrigen bin ich der Meinung, daß die U15 in die Nordbahnhof- und Friedhofstraße gehört! (frei nach Marcus Porcius Cato d.Ä.)
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(22. 01. 2012, 23:14)WN 26 schrieb: Grund für die Einstellung der ESS und vor allen Dingen der Durchgangslinie (ich glaube Nr. 26) Stuttgart - Oberesslingen 1944 war nicht nur der Material- und vor allem Stahlmangel in den Kriegsjahren, sondern vor allem auch der einige Jahre vorher eingeführte elektrische Vorortverkehr Esslingen - Stuttgart - Ludwigsburg, der Vorläufer der heutigen S-Bahn,
[...]
Aber der Zug ist nach den Fehlentscheidungen der Vergangenheit zuungunsten der Straßenbahn wohl abgefahren.
nanana Fehlentscheidungne würde ich das nicht nennen. Entscheidungen waren es. Ob es ein Fehler ist oder nicht, ist rein subjektiv. Fakt ist (war), dass durch den o.g. Vorortverkehr die Fahrgastzaheln deutlich zurück gegangen sind. Das war aber schon 1933 der Fall, also 11 Jahre vor der Einstellung.
Im Krieg kam dann der Mangel an Personal hinzu, die zum Kriegsdienst eingezogen wuorden sind. Der Mangel führte dazu, dass der Takt der SSB (auch Linie 26) von 6/12mi.n auf 7,5/15min. ausgedünnt werden musste. So endete die Linie 26 schon 1939 in Obertürkheim. Grund war die nur eingleisig ausgebuate ESS-Strecke, deren Ausweichen einen solchen Takt nicht zugelassen hätten. So musste hier weiterhin im 6/12min-Takt gefahren werden. Ein Umstieg in ESS-Wagen war also nötig geweorden, was die Attraktivität einer durchgehenden Verbindung weiter schwächte.
Hinzu kamen ncoh die maroden Gleise im ESS-Netz. Ein zweigleisiger Ausbau hätte also fast einem Neubau gegleichen. UNd letztendlich war der Obus hochmodern und viel billiger in der Anschaffung als Straßenbahngleise. So kam es eben zu dieser Entscheidung (Übrigens: Mitten im Krieg - trotz Materialmangels!)
Demnach würde ich es ncith als Fehlentscheidung einstufen, es hat sich nunmal so ergeben. Positiv ist, dass hier im VVS nun das exotische Verkehrsmittel Obus vertreten ist, auf das man stolz sein kann! Wichtig wäre hier ein Ausbau dieses Netzes, um die Schadstoffbelastung und den Energeiverbrauch in der Stadt weiter zu senken.Aber das soll an anderer Stelle diskutiert werden.
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23. 01. 2012, 10:21
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 23. 01. 2012, 10:25 von GT6.)
Interessantes Thema!
Zunächst mal zum Punkt "Fehlentscheidung": zumindest, was die END anging, war es mit Sicherheit eine. Die politischen Gremien (z. B. Neuhausen) waren in den 70er Jahren übrigens auch gegen die Einstellung, konnten sich letztendlich in der Gesellschafterversammlung aber nicht durchsetzen.
Ich denke, wenn wir uns die kleineren Straßenbahnbetrieb in der BRD anschauen, wäre eine END als "Inselbetrieb" neben der "großen" SSB keineswegs unmöglich darstellbar. Streng genommen stellen Zahnradbahn und Seilbahn ebenfalls solchen dar.
Die Frage ist, was man aus der END hätte machen können und müssen.
Zweifellos zählt dazu eine Verlängerung von Neuhausen über Sielmingen und Bernhausen zum Flughafen.
Dort wäre in meinem Szenario ein Verknüpfungspunkt zwischen einer dort endenden Stuttgarter S-Bahn, der U6 und mehreren Buslinien (Verlagerung des ZOB Bernhausen zum Flughafen) und der Messe entstanden. S21 - Flughafenbahnhof hin oder her.
Die Denkendorfer Strecke hätte man evtl. bis Wendlingen verlängern können, das wäre aber m. E. eher unwahrscheinlich.
Eine Zweigstrecke hätte über Heumaden (Umsteigebahnhof zur dort endenden Stuttgarter Stadtbahn) bis nach Ostfildern-Kemnat geführt werden können.
Die Fahrzeugfrage (heute dann vermutlich Niederflurer auf Meterspur) wäre eher zweitrangig und lösbar gewesen.
In den 70er standen Hagener GT6 (dann doch Stubaitalbahn) zur Debatte.
Mit Bau einer Schleife am Flughafen hätten zunächst gemeinsam mit der Esslinger Schleife auch durch Stadtbahnbau freiwerdende GT4 aus Stuttgart eingesetzt werden können um sie in einem zweiten Schritt gegen die Jahrtausendwende durch Niederflurwagen zu ersetzen.
Ach ja, alles Luftschlösser , aber: die END hätte es auf jeden Fall verdient, erhalten zu werden. In Esslingen selber ist der O-Bus m. E. OK.
Was ich nicht verstehe: dass man trotz aller Finanzierungs- und Trassierungsschwierigkeiten nicht zumindest versucht, heute die U7 nach Esslingen zu verlängern. Ich weiß, das wird teuer, aber das wird Stuttgart 21 auch (duck und weg!).
MfG
GT6
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(23. 01. 2012, 10:21)GT6 schrieb: Was ich nicht verstehe: dass man trotz aller Finanzierungs- und Trassierungsschwierigkeiten nicht zumindest versucht, heute die U7 nach Esslingen zu verlängern. Ich weiß, das wird teuer, aber das wird Stuttgart 21 auch (duck und weg!).
Das große Problem dabei ist, dass man mit den DT8-Triebwagen (das Problem hat man wohl mit allen Stadtbahnwagen) keine so engen Kurvenradien fahren kann, wie es die END-Linie einst am Zollberg getan hat. Die auf sehr alte Fahrzeugarten ausgelegte Strecke hätte man u.U. noch mit den DoT4 befahren können aber mit den GT4 wahrscheinlich ebenfalls nicht.
Die SSB hätte somit die Strecke in ihrer einstigen Form früher oder später einstellen müssen.
Es gibt nur eine Möglichkeit, auf der Relation Esslingen-Nellingen wieder ein Schienenverkehrsmittel zu errichten: Als Zahnradbahn unter der Voraussetzung, dass diese einen positiven KNF hätte.
Man könnte die U7 zwar auf einem anderen Wege nach Esslingen verlängern, jedoch würde sie das Neckartal nicht gegenüber der Innenstadt erreichen, so dass sie einen Umweg fahren müsste. Sinn machen würde das nur, wenn die Erreichbarkeit von Oberesslingen von Ostfildern aus eine besondere Bedeutung hätte. Ansonsten wäre durch den Umweg wahrscheinlich der Bus schneller.
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23. 01. 2012, 20:26
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 23. 01. 2012, 20:28 von tal.)
Man könnte ja den noch fahrenden Original END-Zug verwenden. Das ist jetzt natürlich nicht ernst gemeint, aber es gibt in Südtirol, Oberbozen - Globenstein noch einen fahrenden END-Zug. Der fährt dort noch im Regelverkehr.
Ich habe hier mal vier Bilder die ich letztes Jahr an Pfingsten gemacht habe reingestellt.
Zur Bildqualität möchte ich sagen das es genau genommen ein Film von der Strecke ist den ich dort machte.
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Mein Hauptargument für ein Schienenfahrzeug ist die Schnelligkeit gegenüber anderen Verkehrsmitteln. Wenn man sich die Geschwindigkeit der Zacke anschaut dann merkt ma das diese nicht mit der Stadtbahn mitkommt. Also müsste eine Zahnradbahn in dem Bereich schneller sein. Nur ich glaube heutzutage wäre eine Stadtbahnanbindug am attraktivste aber wohl auch am schwierigsten zu realisieren.
Hätte nicht eine Meterspurige Hochflur Bahn chancen gehabt? Damit könnte man in Stuttgart auf Stadtbahn umstellen. Man hätte nur eine Linie als Meterspur behalten müssen.
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Ich finde es zwar auch sehr schade, dass die END-Straßenbahn nicht mehr existiert. Wenn man sich die Strecke anschaut, hat der heutige Busverkehr allerdings auch seine Vorteile, die Ortszentren werden deutlich besser angebunden. Die Straßenbahn fuhr in Scharnhausen nur am Ortsrand, in Denkendorf hatte man aus dem Unterdorf einen langen Weg mit starker Steigung und auch in Neuhausen war nur der nördliche Ortsteil gut angeschlossen.
Diese Probleme wären wohl nur mit sehr viel Geld zu lösen gewesen. Für Denkendorf könnte ich mir evtl. noch eine Lösung per Zahnradbahn über die Schäfersteige vorstellen, das ist aber eher eine exotische Lösung und würde immer noch lange Fußwege aus einigen Ortsteilen bedeuten.
Hier noch ein Thread aus der Drehscheibe zur END mit Karte, Fahrplan und Bildern:
http://www.drehscheibe-foren.de/foren/re...8,page=all
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(22. 01. 2012, 23:14)WN 26 schrieb: Auch in Stuttgart waren damals mehrere Unternehmen (SSB, ESS, END) auf dem Netz tätig, die allerdings schon immer Tochterunternehmen der SSB waren.
Das ist so nicht korrekt, die ESS bzw. spätere SVE war kein Tochterunternehmen der SSB, sondern gehörte der Stadt Esslingen. Die SSB war in Esslingen nur Betriebsführer. Die END wiederum ist eine gemeinsame Tochter der SSB, der Stadt Esslingen und der bedienten Fildergemeinden.
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(23. 01. 2012, 00:39)Fritz the cat schrieb: Positiv ist, dass hier im VVS nun das exotische Verkehrsmittel Obus vertreten ist, auf das man stolz sein kann! Wichtig wäre hier ein Ausbau dieses Netzes, um die Schadstoffbelastung und den Energeiverbrauch in der Stadt weiter zu senken.Aber das soll an anderer Stelle diskutiert werden.
Esslingen ist nicht der einzige O-Bus-Betrieb, den es im Gebiet des heutigen VVS gab. Kennt jemand auch den anderen, allerdings schon vor Gründung des VVS eingestellten Betrieb?
Den Versuchsbetrieb der SSB an einer Straßenbahnfahrleitung lasse ich mal außen vor. Das war kein richtiger Betrieb.
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