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[Historisch] EXTRA: Linie 22
#1
Pencil 
Die Nacht zum 2. Juni 1969 war in Stuttgart für die Jahreszeit mit um die 7°C frisch.

An jenem Montagmorgen gegen 1 Uhr, waren die Tage der Linie 22 gezählt.
Das ist auf den Tag genau nun fünfzig Jahre her. Anlass für eine kleine Rückschau.

Eine Linie mit so manchen Besonderheiten wurde also vom Bus abgelöst.
Wenige Stunden später ging die neue Bushaltestelle am Wilhelmsplatz in Betrieb.
Der sichere Umstieg war nun durch die Innenlage der Bussteige und den Anschluss an die Fußgänger-Unterführung möglich.

Der 22er mit (Stand 1969) nur 4,4 km Linienlänge (bei 16 Minuten Fahrzeit) zählte zu den kürzesten im Netz*

An beiden Enden befanden sich bis zuletzt Umsetzstellen, sodass nur (ältere) Zweiachser, ggfs. mit Beiwagen, anzutreffen waren.
Nach Auflassung des 22ers (und 12ers zwei Tage zuvor), war dieses Kapitel bei der SSB also beendet.
In den letzten Wochen kamen allerdings noch für kurze Zeit T2, die auf der Linie 7 überflüssig wurden, zum Einsatz.

Diese Linie (wie auch z.B. 12 und 24) war personalaufwendig, da immer mit Schaffner(n) besetzt.
Weiters war sie eine ,echte‘ Cannstatter Linie, von den wenigen Metern in der unteren Talstraße abgesehen, die auf Gaisburger Markung lagen.

Es gab übrigens einst Überlegungen diese Strecke bis Nastplatz inklusive Schleife (!) zu verlängern.
Was wohl (meine Vermutung) verworfen wurde, da die Haarnadelkurve in der Altenburger Steige sowieso keinen Einsatz von GT4 zuließ.
So blieb es lediglich bei der Verlegung der Umsetzanlage in die Straße Am Römerkastell 1963 (aufgrund des starken Gefälles).

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass im Kriegsjahr 1943/44 bis Bergfriedhof durchgefahren werden konnte.

Je nach Betrachtungszeitraum kreuzte die Strecke niveaugleich Industriebahn-Anschlüsse an drei Stellen:
an der Mercedes,- Daimler- und Haldenstraße (sh. auch heutiges ,Rätsel‘).

Von Anfang an hatte sie eine Linienfarbe, nämlich blau/rot mit weißer Schrift.

Ab November 1918 war die Strecke für zwei Jahre noch eine ganz andere, und zwar vom Vogelsang über Schloßplatz zurück in den Westen zur Rotebühlstraße.
Von 1925 gab sie nochmals ein Intermezzo für drei kurze Jahre vom Vogelsang zum Kursaal, diesmal als reine Sonntagslinie.

1930 war ihr klassisches Ziel Hallschlag erreicht, der Schlachthof am anderen Ende allerdings erst im Oktober 1933.
Von da an konnte man - laut Tarif - für 15 Pfg. die gesamte Strecke bereisen (Fahrschein mit rotem Rand, für bis zu 4 Teilstrecken).

In den frühen 60er Jahren wurde die Bedienung Richtung Schlachthof im Spätverkehr bis zur sog. kleinen Stadion-Schleife in der Mercedesstraße zurückgezogen.

Gleisreste in der Straße Hallschlag und auf der Gaisburger Brücke lagen noch in den späten 70er Jahren.
Die Strecke durch die Bahnhofstraße wurde bis in etwa Mitte der 80er Jahre als Depotzufahrt und im Stadionverkehr (sowie zum Turnfest 1973) genutzt.

Und noch heute gibt es in der Daimlerstraße einen befahrenen Abschnitt, der einst zur Linie 22 (und 24) gehörte.

(*) Anm.: Weitere: Sp, 9, 3, 31, Seilbahn und Zacke - je nach Betrachtungszeitraum

Autor und Recherche: Michael P., Stuttgart, im Juni 2019 @ Bahnforum S
"I muaß dui Stroßaboh no kriaga, denn laufa well i nedd..." >> Dr Wolle

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#2
Hallole,

Dankeschön für diesen Beitrag.

Grüßle
AFu
[Bild: 3320-Front-DSO.jpg]
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Stuttgarts Straßen- und Stadtbahnlinien im Internet:
http://www.ssb-linien.de
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#3
Pencil 
Gerne ! Ein kleiner ,Bilderbogen' folgt...
"I muaß dui Stroßaboh no kriaga, denn laufa well i nedd..." >> Dr Wolle

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#4
Photo 
Straßenbahnen befuhren die Marktstraße bis 1929.
Sie war Teil der bis 1918 selbständigen Cannstatter Straßenbahnen GmbH (CSB).
Die (neue) Hallschlag-Linie nutze diese lediglich für ein Jahr (ab 1928).
Diese historische Postkarte müsste von vor 1924 stammen, da sie noch die damalige ,Doppel-Linie' 12/13 als Besonderheit zeigt.
Die beiden Gebäude im Bild rechts (Ecke heutiger König-Karl-Straße) sind erhalten geblieben:
[Bild: ssb_cs_ca_1918_willy27gjfs.jpg]
(AK: Sammlung Michael P., Stuttgart)
"I muaß dui Stroßaboh no kriaga, denn laufa well i nedd..." >> Dr Wolle

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