(03. 01. 2009, 11:23)mr-it schrieb: [ -> ]Ja wäre möglich aber, Die END Bahn nach Denkendorf verkehrte ja fast bis in die 80er, also noch lange nach dem bereits die Strecke nach Obertürkheim gekappt wurde. Also Jahrelang verkehrte ja Obus und Straßenbahn zusammen. Obus nach Oberesslingen und Straßenbahn nach Denkendorf. Und dann frage ich mich wieder folgendes. Ab Esslinger Bahnhof gab es eine Strecke durch die Bahnhofsstraße die so gebaut wurde das man hier nach Oberesslingen hätte verlängern können.
1933 verkehrte noch eine Straßenbahn der SSB bis nach Oberesslingen(Soweit ich weis wendete sie über die Schorndorfer Straße und Heinbachstr)
Dann wurde sie durch den Obus ersetzt, aber nur von Obertürkheim bis Oberesslingen. Hier frage ich mich schon warum nicht dann ganz bis Stuttgart Mitte? Aber parallel fuhr immer noch die Straßenbahn nach Denkendorf und das eigentlich recht erfolgreich, auch wenn das Gegenteil behauptet wird. 78 dann stillgelegt aber bis 1990 ohne Duobus und ca. 2000 wurde der Duobus Betrieb langsam reduziert.
Du darfst hier ein paar Dinge nicht verwechseln, bzw. vermischen, denn auch wenn es augenscheinlich einen gemeinsamen Betrieb gegeben hat, so war dies in der Realität nicht so.
Es ist richtig, dass die Straßenbahn in Esslingen von der SSB betrieben wurde, aber sie gehörte nicht der SSB. Das Unternehmen hieß "Esslinger Städische Straßenbahnen (ESS)", der Betriebshof war in der Plochinger Straße (dort, wo der SVE bis in die 80er sein altes Depot hatte), hatte eigene Fahrzeuge und soweit ich weiß auch einen eigenen Tarif. Allerdings wurde die Betriebsdurchführung auf die SSB übertragen. Nicht mehr und nicht weniger.
Die Linien nach Denkendorf und Neuhausen gehörten, bzw. gehören bis heute der END, also die "Esslingen-Nellingen-Denkendorf Verkehrsgesellschaft mbH". An der ist die Stadt Esslingen nach meiner Kenntnis mit 37,5% beteiligt, die Stadt Ostfildern mit 25%, Neuhausen, Denkendorf, sowie die SSB mit je 12,5%. ESS, END und SSB sind also drei getrennte Unternehmen - auch damals schon gewesen.
Was nun die diversen Umstellungen betrifft, so sind die bereits genannten Argumente wohl die tatsächlich offiziellen gewesen. Man muss aber auch mit bedenken, dass das ganze während dem Krieg stattfand und man da mit teilweise ganz anderen Zwängen umgehen musste. So waren elektrisch betriebe Fahrzeuge denen mit Benzin oder Diesel vorzuziehen, weil dieser sicher kriegswichtig an der Front gebraucht wurde. Auch hatte man sicher an anderen Stellen im Laufe der Zeit mit Materialknappheit zu rechnen. Letztlich gab es wohl auch immer größere Kriegsschäden an den Straßenbahnanlagen, die man hätte reparieren müssen. Daher ist es sicher falsch, die Entscheidung von damals nach heutigen Maßstäben zu hinterfragen.
Übrigens: Die Betriebsführung des Obus lag bis 1951 immer noch in Händen der SSB, erst am 1.1. 1951 wurde der SVE als Eigenbetrieb der Stadt gegründet !
Was die END angeht bestanden hier nochmal gänzlich andere Maßstäbe. Das Netz war von dem der ESS getrennt, es handelte sich nicht um eine städische Strab, sondern um eine Überlandbahn, die Beteiligungsverhältnisse waren damals sicherlich ähnlich wie heute und es bestanden vor allem auf den Überlandabschnitten andere Bezüge zum Straßenverkehr (der Anteil der Eigentrasse war deutlich höher). Auch vermute ich, dass die anteilige Zahl der Kriegsschäden geringer war. Daher dürfte der Maßstab, diese Strecken weiterzuführen, ein anderer gewesen sein.
Mit Einstellung des Straßenbahnbetriebs 1978 wurde der Busbetrieb zwischen SVE (ED, EN, De, heute 119-121) und SSB (R, Ru, später 130-131) aufgeteilt. Die Initiative für den Duobusbetrieb lag dabei sicherlich beim SVE, der hier ja bereits seit 30 Jahren für die Betriebsdurchführung von 119 und 120 zuständig ist. Den Duobusbetrieb würde ich daher auch mal vollkommen unabhängig von der Straßenbahn betrachten und nicht als "Folgemaßnahme". Als 1978 der Busbetrieb aufgenommen wurde war der O 305 G ganz frisch auf dem Markt, ein Duobus auf Basis des O 305 aber noch in Entwicklung. Alternative wäre sicher eine komplette Umstellung auf Obus gewesen, aber damals dachte man noch nicht ökologisch, es galt, die autogerechte Stadt zu bauen und da 'nen Dieselstinker einzusetzen war "Stand der Technik". In Nellingen war man wohl sogar froh, endlich Schienen und Fahrdraht der Straßenbahn abbauen zu können, um die Hindenburgstraße neu zu gestalten. Sicherlich hat sich hier politisch über die Jahre viel geändert, aber die damalige Entscheidung rückgängig zu machen würde heute viel Geld kosten.
Der Duobusbetrieb ist wie erwähnt sicher eine Sache des SVE gewesen und man hat dafür auch 'ne Menge Fördergelder bekommen. Die Fahrzeuge liefen nach anfänglichen teilweise massiven Probleme nach hinten raus sehr gut, sodass sich der Betrieb theoretisch bewährt hat. Die Technik war sogar darauf ausgelegt, sie nach dem Ende der Nutzungsdauer der O 405 GTD in Neufahrzeuge umzusetzen. Allerdings kam hier Anfang der 90er dann die "Niederflurwelle" und somit gänzlich andere technische Anforderungen. Auch die E-Technik hat größere Fortschritte gemacht als man es wohl vermutet hätte. Hauslieferant Mercedes hat 1994 einen ersten Prototyp eines O 405 GNTD (also die niederflurige Nachfolgeversion der Esslinger Duos) vorgestellt und später ein weiteres Fahrzeug für Zürich gebaut. Dort sollte es zu einer größeren Bestellung kommen. In Anlehnung an diesen Fahrzugtyp kamen 1997 auch die Stuttgarter O 405 GNDE, die sich allerdings leider nicht bewährt haben. Nachdem dann auch Zürich von einer Bestellung des GNTD abgesehen und das Fahrzeug an den Hersteller zurückgegeben hat ist wohl Mercedes komplett aus der Entwicklung von Oberleitungsfahrzeugen ausgestiegen. Es soll ein Interesse in Esslingen gegeben haben, den Züricher Prototyp anzukaufen, auch gab es Gerüchte darüber, dass man gerne mehrere Fahrzeuge bestellt hätte. Soweit ist es leider nicht gekommen. Nachdem nun aber die ersten O 405 GTD die Altersgrenze erreicht hatten musste man sich um Alternativen bemühen. Im Stadtverkehr wurden dies zum Glück die VanHool, allerdings hat man auf dem Markt keinen serienreifen niederflurigen Duobus gefunden, der -zudem noch zu akzeptablem Preis- in Frage gekommen wäre. Wieder Sonderanfertigungen oder gar Prototypen wollte man aufgrund der Erfahrungen mit den ersten Betriebsjahren mit den GTDs nicht haben. Somit lässt sich das ganz einfach erklären: 1978 gabs noch keine Duos und nach 2000 gabs keine mehr. Heute bietet der Markt wieder einige interessante Alternativen. 2000 hatte die Esslinger Politik versprochen, nach Auslaufen der aktuellen Dieselgeneration wolle man sich erneut auf dem Markt nach Duos umschauen. Vermutlich ist dieses Versprechen allerdings bereits vergessen worden.
(03. 01. 2009, 11:23)mr-it schrieb: [ -> ]Ich verstehe ja auch die Haltung von Ostfildern nicht, zuerst wollen sie unbedingt die Straßenbahn loswerden, von Obussen wollen sie auch nichts wissen und dann unbedingt ne Stadtban nach Stuttgart.
1978 war der Gedanke von der autogerechten Stadt. Wozu braucht man Nahverkehr, wenn sich jeder ein Auto leisten kann ? Heute hat man sicher gemerkt, dass dies der falsche Weg war und steuert nach. Die Haltung Ostfilderns ist aber in der Tat seltsam. Wie man hört ist das Unterwerk am Zollberg von der Kapazität groß genug, um auch Nellingen noch mit Fahrstrom für Obusse zu versorgen, aber man tut im Rathaus zu Ostfildern so, als wäre der Obus etwas schrecklich antiquirtes. Das Problem ist nicht in der Technik, sondern in den Köpfen. Während andere Städte Europas (allen voran Salzburg und etliche italienische Städte) gerade in großem Umfang ihre Netze erweitern wird hier alles, was man schonmal hatte, verteufelt und abgelehnt. Schade eigentlich.