17. 12. 2014, 17:40
Die nachfolgende Geschichte ist nicht kurios, eher tragisch oder passend für die Rubrik "dumm gelaufen", trotzdem finde ich sie eine Erwähnung wert.
Heute, kurz nach 13 Uhr, Haltestelle "Plieninger Straße" der U3 Richtung Vaihingen. Ich wartete gerade auf meine Bahn. Plötzlich kam ein Junge im Grundschulalter angelaufen, abgehetzt und völlig in Tränen aufgelöst. Eine wartende Frau fragte auch gleich, was den los sei. Er habe seinen Schulranzen vergessen, schluchzte der Junge (vermutlich kam er von der Salzäckerschule, das hätte räumlich und von der Zeit her gepaßt), und kein Handy dabei, müsse jetzt aber gaaanz dringend seine Mutter anrufen, da er offenbar auch nicht wußte, was er jetzt am besten tun sollte.
Nun ja, dachte ich zunächst, in der - nunmehr wohl geschlossenen - Schule sollte der Ranzen bis morgen ja einigermaßen gut und sicher liegen und würde sicher nicht geklaut werden. Also eigentlich halb so wild. Doch dann fiel mir schlagartig wieder ein, wie leicht man gerade in dieser Altersstufe wegen - warum auch immer - nicht gemachter Hausaufgaben regelrecht in Teufels Küche kommen kann, von dem möglichen Theater und Gezeter zu Hause (je nachdem, wie die Eltern gestrickt sind) und dem schadenfrohen Gehänsel der Mitschüler gar nicht zu reden. Außerdem, wer weiß, was in dem Ranzen sonst noch wichtiges drin und nun unerreichbar oder in Gefahr war (Wertsachen, womöglich die Fahrkarte...). Wie es schien, also eine echte Notlage.
Die fremde Frau war überaus freundlich, wollte gerne helfen und bot bereitwillig ihr eigenes Handy an. Unter einigem Verhaspeln und weiterem Schluchzen war schließlich auch die Nummer der Mutter glücklich diktiert und ins Handy eingegeben. Die hilfsbereite Frau übernahm auch das Reden, schilderte kurz und bündig die Situation, und ebenso, daß man bereits an der Haltestelle sei und die Bahn jeden Moment erwarte. Die Antwort der Mutter konnte ich leider nicht verstehen, aber allem Anschein nach war sie ebenso naheliegend, situations- und müttertypisch wie realitätsfremd, unbarmherzig und unhilfreich: "Dann lauf eben zurück und hol den Ranzen!" Viel anders konnte es gar nicht gewesen sein, denn der verzweifelte Junge heulte nur noch lauter auf, riß das Handy an sich und jammerte lautstark in den Hörer: "Nein bitte nicht noch mal zurücklaufen, ich will nicht, ich kann nicht, jetzt kommt doch gleich die Bahn, und wenn ich die nicht kriege muß ich ganz lange warten..." Der Rest ging im Geräusch der einfahrenden U3 unter.
Dazu eine Anmerkung: die U3 um 13:07 ab Plieninger Straße ist diejenige, die in Vaihingen direkten Anschluß an eine S1 Richtung Böblingen hat. Auf diese Verbindung war ich selbst angewisen, deshalb wäre das eine mögliche Erklärung für die Dramatik der Situation. Verpaßt man diese U3, dann führe die nächste zwar in zehn Minuten, die nächste S1 aber erst eine halbe Stunde später. Kämen dann noch Schwierigkeiten an der Salzäckerschule selbst hinzu (ich weiß aus eigener Erinnerung, wie ätzend es ist, nach Schulschluß in eine verwaiste oder von Putzkolonnen bevölkerte Schule zurückzukommen, dort einen noch offenen Eingang zu finden und dann nach einem vergessenen Ranzen zu fahnden), würde es zeit- und fahrplantaktmäßig richtig fatal, aus einer könnten dann sehr leicht mehrere halbe Stunden Verzögerung werden. Und das alles bei Mistwetter, und wenn man nach einem langen Schultag doch nur noch heim will. Also volles Verständnis meinerseits, wenn ein Grundschüler (3. oder 4. Klasse) in so einer Situation die Nerven verliert. Doch zurück zu unserer Geschichte:
Alles Flehen schien am Ende nichts genützt zu haben: der Junge gab das Handy zurück und trottete, immer noch weinend, den Bahnsteig hinunter, offenbar zurück Richtung Salzäckerschule, während ich selbst und die hilfsbereite Frau in die Bahn eingestiegen waren. Kurz darauf klingelte das Handy der Frau erneut, anscheinend war noch einmal die Mutter des Jungen dran, hatte es sich wohl doch anders überlegt oder eine für alle Beteiligten angenehmere Lösung gefunden. Jedenfalls drückte die Frau buchstäblich im letzten Moment noch einmal den Türknopf und rief dem Jungen hinterher, er solle doch noch einmal zurückkommen. Als er sie nicht gleich hörte, stieg sie aus und rief noch einmal, lief ihm sogar ein Stück hinterher. Doch da hatten sich die Türen auch schon wieder geschlossen - diesmal endgültig und unwiderruflich - und fast im gleichen Moment setzte sich die U3 in Bewegung. Nun hatten - ohne daß ich genau weiß, wer nun wo auf welchen Anschluß angewiesen war - auch noch alle beide die anscheinend so dringlich ersehnte U3 um 13:07 verpaßt.
Heute, kurz nach 13 Uhr, Haltestelle "Plieninger Straße" der U3 Richtung Vaihingen. Ich wartete gerade auf meine Bahn. Plötzlich kam ein Junge im Grundschulalter angelaufen, abgehetzt und völlig in Tränen aufgelöst. Eine wartende Frau fragte auch gleich, was den los sei. Er habe seinen Schulranzen vergessen, schluchzte der Junge (vermutlich kam er von der Salzäckerschule, das hätte räumlich und von der Zeit her gepaßt), und kein Handy dabei, müsse jetzt aber gaaanz dringend seine Mutter anrufen, da er offenbar auch nicht wußte, was er jetzt am besten tun sollte.
Nun ja, dachte ich zunächst, in der - nunmehr wohl geschlossenen - Schule sollte der Ranzen bis morgen ja einigermaßen gut und sicher liegen und würde sicher nicht geklaut werden. Also eigentlich halb so wild. Doch dann fiel mir schlagartig wieder ein, wie leicht man gerade in dieser Altersstufe wegen - warum auch immer - nicht gemachter Hausaufgaben regelrecht in Teufels Küche kommen kann, von dem möglichen Theater und Gezeter zu Hause (je nachdem, wie die Eltern gestrickt sind) und dem schadenfrohen Gehänsel der Mitschüler gar nicht zu reden. Außerdem, wer weiß, was in dem Ranzen sonst noch wichtiges drin und nun unerreichbar oder in Gefahr war (Wertsachen, womöglich die Fahrkarte...). Wie es schien, also eine echte Notlage.
Die fremde Frau war überaus freundlich, wollte gerne helfen und bot bereitwillig ihr eigenes Handy an. Unter einigem Verhaspeln und weiterem Schluchzen war schließlich auch die Nummer der Mutter glücklich diktiert und ins Handy eingegeben. Die hilfsbereite Frau übernahm auch das Reden, schilderte kurz und bündig die Situation, und ebenso, daß man bereits an der Haltestelle sei und die Bahn jeden Moment erwarte. Die Antwort der Mutter konnte ich leider nicht verstehen, aber allem Anschein nach war sie ebenso naheliegend, situations- und müttertypisch wie realitätsfremd, unbarmherzig und unhilfreich: "Dann lauf eben zurück und hol den Ranzen!" Viel anders konnte es gar nicht gewesen sein, denn der verzweifelte Junge heulte nur noch lauter auf, riß das Handy an sich und jammerte lautstark in den Hörer: "Nein bitte nicht noch mal zurücklaufen, ich will nicht, ich kann nicht, jetzt kommt doch gleich die Bahn, und wenn ich die nicht kriege muß ich ganz lange warten..." Der Rest ging im Geräusch der einfahrenden U3 unter.
Dazu eine Anmerkung: die U3 um 13:07 ab Plieninger Straße ist diejenige, die in Vaihingen direkten Anschluß an eine S1 Richtung Böblingen hat. Auf diese Verbindung war ich selbst angewisen, deshalb wäre das eine mögliche Erklärung für die Dramatik der Situation. Verpaßt man diese U3, dann führe die nächste zwar in zehn Minuten, die nächste S1 aber erst eine halbe Stunde später. Kämen dann noch Schwierigkeiten an der Salzäckerschule selbst hinzu (ich weiß aus eigener Erinnerung, wie ätzend es ist, nach Schulschluß in eine verwaiste oder von Putzkolonnen bevölkerte Schule zurückzukommen, dort einen noch offenen Eingang zu finden und dann nach einem vergessenen Ranzen zu fahnden), würde es zeit- und fahrplantaktmäßig richtig fatal, aus einer könnten dann sehr leicht mehrere halbe Stunden Verzögerung werden. Und das alles bei Mistwetter, und wenn man nach einem langen Schultag doch nur noch heim will. Also volles Verständnis meinerseits, wenn ein Grundschüler (3. oder 4. Klasse) in so einer Situation die Nerven verliert. Doch zurück zu unserer Geschichte:
Alles Flehen schien am Ende nichts genützt zu haben: der Junge gab das Handy zurück und trottete, immer noch weinend, den Bahnsteig hinunter, offenbar zurück Richtung Salzäckerschule, während ich selbst und die hilfsbereite Frau in die Bahn eingestiegen waren. Kurz darauf klingelte das Handy der Frau erneut, anscheinend war noch einmal die Mutter des Jungen dran, hatte es sich wohl doch anders überlegt oder eine für alle Beteiligten angenehmere Lösung gefunden. Jedenfalls drückte die Frau buchstäblich im letzten Moment noch einmal den Türknopf und rief dem Jungen hinterher, er solle doch noch einmal zurückkommen. Als er sie nicht gleich hörte, stieg sie aus und rief noch einmal, lief ihm sogar ein Stück hinterher. Doch da hatten sich die Türen auch schon wieder geschlossen - diesmal endgültig und unwiderruflich - und fast im gleichen Moment setzte sich die U3 in Bewegung. Nun hatten - ohne daß ich genau weiß, wer nun wo auf welchen Anschluß angewiesen war - auch noch alle beide die anscheinend so dringlich ersehnte U3 um 13:07 verpaßt.
...im Übrigen bin ich der Meinung, daß die U15 in die Nordbahnhof- und Friedhofstraße gehört! (frei nach Marcus Porcius Cato d.Ä.)