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Verspätungen im Stuttgarter S-Bahn System
#14
(11. 12. 2012, 15:27)dt8.de schrieb:
(11. 12. 2012, 15:14)ET422 schrieb: Ich bitte um Entschuldigung, das mit den Blockabständen ist mir nicht bewusst, kann auch sein, dass das Überholgleis dauerhaft freibleibt. Was aber sicher ist: Die Wendezeiten in der NVZ ohne kurze S1 und S60 betragen 15 Minuten, in der HVZ 10 Minuten. Theoretisch braucht man das Überholgleis, in der Praxis könnte es aber tatsächlich anders aussehen.

In dem Überholgleis stand früher lange Zeit eine Dispo-Einheit, um im Fall einer Störung schnell einen Zug zur Verfügung zu haben. Keine Ahnung ob es die heute noch gibt, aber die hier aufgeworfenen Ideen sind so gesehen nicht neu.

Ich glaub, dass heute dafür einfach kein Fahrzeug zur Verfügung steht. Zumindest wird das von offizieller Seite behauptet, wenn es um Stärkung von Voll- auf Langzügen in der HVZ geht.

Schauen wir uns das Netz mal an. Eingleisige Strecken finden sich zwischen Böblingen und Sindelfingen, Malmsheim und Weil der Stadt, Flughafen/Messe und Filderstadt sowie zwischen Marbach und Benningen. Die Strecken Marbach-Backnang und Wendlingen-Kirchheim sind komplett eingleisig mit Begegnungsstellen. Hier sind Schwachpunkte im Netz, die zur Vergrößerung der Verspätungen beitragen.
Um das zu vermeiden, sollte man pünktlich oder halbwegs pünktlich abfahren. Dazu gehören bei aufkommensstarken Bahnhöfen/Haltepunkten Pufferzeiten, so z.B. an den Haltestellen Hauptbahnhof, Stadtmitte, Vaihingen, Ludwigsburg, Esslingen, Waiblingen, Leonberg, usw. um mal einige zu nennen. Das führt wiederum zu kürzeren Wendezeiten. Also am besten da ansetzen:

Die S1 hat in Herrenberg 34min und in Kirchheim 13min Wendezeit. Das ist mehr als ausreichend. In der HVZ sind es in Herrenberg 19min, in Plochingen 16min und in Kirchheim 13min, in Böblingen sind es mit Abweichungen durch Leerfahrten durchaus mal 31min. Die kleine S1 hat in Esslingen 6min und an der Schwabstraße 7/8min Wendezeit mit Wechsel zur S4. Mischverkehr mit Regional-, Fern- und Güterverkehr gibt es leider auf dem Abschnitt Rohr-Herrenberg, Plochingen-Wendlingen und teilweise Bad Cannstatt (oder Untertürkheim?)-Plochingen. Lösung wäre nur bei der kleinen S1 notwendig. Eine überschlagende Wende in Esslingen ist machbar, Abstellanlage vorhanden, aber ein Kurs fehlt dafür.

Die S2 hat in Filderstadt 38min und in Schorndorf 8min Wendezeit. Filderstadt könnte Schorndorf kompensieren, jedoch ist der Abschnitt Flughafen/Messe-Filderstadt eingleisig. In der HVZ sind es in Filderstadt 38min mit Ausnahme morgens, in Vaihingen 11min und in Schorndorf 8min Wendezeit. Die Verstärkerzüge haben also zu kurze Wendezeiten und sind dementsprechend verspätungsanfällig. Mischverkehr gibt es auf dem Abschnitt Waiblingen-Schorndorf. Mein Lösungsansatz: Sobald die S2 und die S3 vollständig auf die Baureihe 430 umgestellt sind, sollte ein Linienwechsel und somit einheitlich eine Wendezeit in Vaihingen von 21min herrschen. Die überschlagende Wende in Filderstadt würde ich aufgeben und nach Schorndorf verlagern, wobei ich nicht weiß, ob die Bahnhofseinfahrt nicht auch bei Verspätungen einfahrender Züge ausfahrende Züge behindern würde. Ein zusätzlicher Kurs wäre nicht notwendig, wenn in Schorndorf in der HVZ von 38min auf 23min Wendezeit übergegangen wird.

Die S3 hat in Backnang 24min und am Flughafen 6min Wendezeit. In der HVZ verschärft es sich noch, da, durch Wechsel von Grund-/Zwischentakt auf Verstärkertakt und umgekehrt, die Wendezeit in Backnang auf 9min schmilzt, in Vaihingen sind es 31min und am Flughafen weiterhin 6min Wendezeit. Das ist viel zu wenig. Eingleisige Strecken gibt es nicht, jedoch Mischverkehr auf dem Abschnitt Waiblingen-Backnang. Gab es nicht mal ein Abstellgleis am Flughafen? Wenn ja, könnte man es wiederherstellen? Dann wäre eine überschlagende Wende möglich und würde einiges zur Pünktlichkeit beitragen. Einfacher wäre ein zusätzlicher Kurs in Backnang, um auch in der HVZ 24min Wendezeit zu ermöglichen. Problem: Keine verfügbaren fahrzeuge für einen zusätzlichen Kurs.

Die S4 fährt nun ab Backnang, der Abschnitt nach Marbach ist eingleisig, Aufenthalt in Kirchberg wegen Begegnung, Puffer in Marbach wegen Stärkung und Schwächung in der verspätungsträchtigen HVZ. Wendezeit beträgt in Backnang 12min, Marbach 20min und in der Schwabstraße 15min mit Wechsel zur S6, 7/8min mit Wechsel zur kleinen S1 bzw. 10min in der HVZ mit Wechsel zur S5. Eingleisiger Abschnitt zusätzlich noch Marbach-Benningen. Mischverkehr nur mit Güterverkehr auf dem Abschnitt Backnang-Ludwigsburg. Eine Lösung fällt mir nicht ein, warum keine ausreichend langen Bahnsteige für Langzüge nach Backnang? Kommen die noch? Wenn, dann könnte man nur dadurch auf die Schwächung/Stärkung der paar Züge verzichten. Wendezeiten sind ansonsten ausreichend. Ein zweigleisiger Ausbau der eingleisigen Abschnitte rechnet sich wirtschaftlich nicht, es fahren zu wenig Güterzüge, Regionalverkehr gibt es nicht, außer bei Umleitungen.

Die S5 hat in Bietigheim-Bissingen 16min und an der Schwabstraße 15min ohne Linienwechsel bzw. 10min mit Linienwechsel zur S4 an Wendezeit. Mischverkehr nicht vorhanden. Hier sehe ich keinen Handlungsbedarf.

Die S6/S60 wird nun ebenfalls kompliziert. In Weil der Stadt 6min bzw. in Böblingen 8min und an der Schwabstraße 10min, Linienwechsel untereinander, ansonsten 15min Wendezeit mit Linienwechsel zur S4, falls die S60 nur bis Renningen fährt, dort hat die S60 dann 19min Wendezeit. Wartezeit in Renningen wegen Flügelung. Eingleisiger Abschnitt vorhanden zwischen Weil der Stadt und Malmsheim, somit aus meiner Sicht eine überschlagende Wende in Weil der Stadt sinnlos, da stadtauswärtiger Zug diesen Abschnitt bei Verspätung den stadteinwärtigen Zug blockiert. Mischverkehr mit Güterverkehr, welcher recht präsent ist, zwischen Renningen und Korntal. Eine Lösung fällt mir dazu nicht ein, die Wendezeiten sind viel zu knapp.

Fazit: Zu knappe Wendezeiten wirken sich katastrophal aus, da zum Teil auch noch von Voll- auf Langzug bzw. umgekehrt gestärkt/geschwächt wird. Hier und da Pufferzeiten an Bahnhöfen/Haltepunkten und überschlagende Wenden würden einige Probleme beheben und zugleich neue schaffen. Man braucht zusätzliche Züge, Personal und das kostet bzw. Fahrzeuge sind einfach nicht vorhanden. Übergangsweise könnten einfach die Fahrer an den Endbahnhöfen gewechselt werden, der Zug würde dann eine deutlich kürzere Standzeit am Endbahnhof haben. Momentan fehlen auch noch Gleise am Hauptbahnhof, so dass die S-Bahn-Gleise zusätzlich blockiert werden. Hoffentlich gibt das EBA diese fehlenden Gleise bald wieder frei.
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