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Mein neuer Job als Busfahrer
#1
Hallo

Kurz zu meiner Person.

Mein Name ist Peter und lebte bis vor kurzem noch in Frankfurt.43 Jahre. Verheiratet mit Kinder. Leidenschaftlicher Busfahrer (Reisebus)und seit kurzem auch "Stuttgarter".
Ich hatte letzte Woche mein Vorstellungsgespräch bei der SSB in Möhringen. Es verlief meiner Meinung nach ganz gut aber als die netten Dame und Herren mir die Tätigkeit und die zu erwartenden Arbeitszeiten etc. genauer erläuterten war ich etwas schockiert. Es steht eine Einstellung noch nicht fest aber ich will mich schon jetzt mit dem Thema befassen.

Sind die Arbeitszeiten wirklich der reinste Horror? Das mit dem DPflex habe ich auch nicht ganz inne.

Wie ist es in Stuttgart Bus zu fahren? Strassen, Verkehr, Fahrgäste etc.

Dann hies es noch das Beleidigungen von Fahrgästen an der Tagesordnung wären (worauf Sie auch wissen wollten wie ich mich verhalten würde usw.). Also wenn ich wirklich täglich beleidigt werde, gehe ich lieber in den Reiseverkehr zurück. Wenn es MAL vor kommt wäre es ok (beispiel 1-2 mal im Monat). Gibts da Erfahrungswerte?

Es gibt ja solche Stressinterviews und ich hoffe das war ein solches um michnein wenig zu testen :-)

Wie ist die SSB im allg als Arbeitgeber? Schaut sie nach Ihren Mitarbeitern auch im Krankheitsfall oder heisstbes dann "und tschüss" :-)

Freue mich über eure Infos

Peter (& seine liebe Frau)
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#2
Hallo Peter,

die SSB kenne ich nicht als Mitarbeiter, sondern nur von außen, habe aber schon viel über innere Strukturen mitbekommen, weshalb ich mal antworten möchte. Ich kenne auch etwas die Branche hier in der Gegend.

Die SSB an sich hat als Arbeitgeber einen sehr guten Ruf. Es gibt neben dem flexiblen Dienstplan (der sicher nicht alle Wünsche berücksichtigen kann) eine "Mitarbeiterbeteiligung" (nennt sich FAHRBE), die SSB hat Betriebssportgruppen und natürlich auch einen eigenen Betriebsarzt. Berufskraftfahrerqualifikationen werden in eigener Fahrschule durchgeführt. Weiterhin sind mir einige Fälle bekannt, wo Mitarbeiter, die aus gesundheitlichen Gründen aus dem Fahrdienst ausscheiden mussten, hausintern andere Tätigkeiten übernommen haben, in einem Fall denke ich an einen Kollegen (zwischenzeitlich im Ruhestand), der zunächst in den Prüfdienst gewechselt ist und dann von dort aus in den Bereich Fahrgastinformation. Vielleicht ist das heute nicht mehr so einfach wie früher, aber die SSB schaut schon nach ihren Leuten.

Weiterhin gibt es bei der SSB die Möglichkeit, sich weiterzuqualifizieren. Ein Kollege, der vor etwa fünf Jahren als Busfahrer zur SSB gegangen, ist inzwischen beim ZSD (zentraler Service-Dienst) als Kombifahrer Bus/Schiene, dort kann man sich dann auch als Verkehrsmeister empfehlen.

Was sind für dich "Horror-Arbeitszeiten" ? Es ist klar, dass Linienverkehr andere Arbeitszeiten hat als Reiseverkehr, aber dafür bist du jeden Tag zuhause und nicht irgendwo in Europa im Hotel und ständig dafür verantwortlich, dass deine Reisegruppe zufrieden ist. Denn seien wir mal ehrlich, wenn der Bus auf dem Hotelparkplatz steht, dann ist der Arbeitstag noch nicht beendet, Gepäck ausladen, Bus tanken, sauber machen, eventuell Vorräte auffüllen, zwischendrin (wenn keine Reiseleitung dabei ist) auch noch dem Fahrgast bei dem ein oder anderen Wehwehchen helfen. Das ist alles im Linienbus nicht. Da gehst du (bei der SSB) zum Dienst, lässt dir ein Fahrzeug zuteilen, machst deine Abfahrtskontrolle und beginnst deinen Dienst. Ist der zuende, dann stellst du den Bus hin, machst deinen Papierkram (Fahrermeldung, ggf. Mängelzettel etc.) und fertig.

Andererseits ist klar, Stuttgart ist zwar nicht so hell wach wie Frankfurt, Hamburg oder Berlin, aber auch Stuttgart schläft nicht die Nacht durch. An Wochenenden gibt es ein Nachtbusangebot, da schafft die SSB quasi von Freitag früh bis Sonntag Abend durch und diese Dienste wollen natürlich auch von irgendjemand gefahren werden. Und auch werktags ist es normal, dass morgens um vier oder fünf die ersten Busse vom Hof rollen, Nachts die letzten nach eins erst rein kommen, auch die wollen natürlich im Schichtdienst bedient sein, ich würde das aber nicht als Horror bezeichnen. Und was einerseits die Lenk- und Ruhezeiten angeht, andererseits die Schichtzeiten, da hat auch eine SSB die Arbeitszeitverordnung einzuhalten und einen Betriebsrat, der da schon drauf achtet.

Die SSB achtet darüber hinaus aber auch darauf, dass an wichtigen Haltestellen Sozialräume sind, beispielsweise eine kleine Kantine am Charlottenplatz oder Aufenthaltsräume an größeren Haltestellen oder einfach nur kleine Toiletten an vielen Endhaltestellen.

Und zu den Beleidigungen, da gibts hier schon ein anderes Thema, wo sowas mal besprochen wurde. Ich würde behaupten, in Stuttgart ist die Welt noch in Ordnung, man hört seeeeehr selten von Zwischenfällen oder Übergriffen. Klar, der Busfahrer ist in der Transportkette häufig für den Fahrgast der einzige Mitarbeiter, der "greifbar" ist und da kommt es schonmal vor, dass Fahrgäste ihren Unmut beim Busfahrer auslassen, wenn die S-Bahn mal wieder Verspätung hat. Wobei auch das nicht die Regel ist, ich drücks mal überspitzt aus "wenn ich den Anschluss nicht abwarte, dann höre ich auch keinen Unmut, wenn ich ihn abwarte, sind die Fahrgäste in der Regel dankbar (auch wenn sie es nicht sagen, man sieht es ihnen an)". Ok, wenn der Kollege davor den Anschluss nicht abgewartet habe, dann ist das natürlich doof, wenn man in die Haltestelle fährt und eine verärgerte Meute steht da... ;D
Aus der eigenen Erfahrung weiß ich, dass das aber sicher nicht an der Tagesordnung ist, dass sich die Fahrer hier mit den Fahrgästen rumärgern müssen, in der Regel gilt auch hier das Sprichwort "wie man in den Wald reinruft..."
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#3
Ich kann mich dem von SSB7363 nur anschließen und möchte noch ein wenig ergänzen. Ich bin auch kein Fahrer der SSB aber bekomme es jeden Tag mit wie das leben eines Busfahrers bei der SSB läuft.

- Im Busbereich arbeitet die SSB eigentlich 24/7. Ich weiß nicht ob Sielmingen da auch mitgezählt werden kann aber die Busse rollen jeden Tag die ganze Nacht. Sonntag bis Mittwoch rollen die Personalwagen die eigentlich alle Betriebshöfe ansteuern und auch viele Gebiete in der Stadt um die Mitarbeiter nachhause zu bringen. Die Nachtbusse der Linien N1-N10 rollen ja jetzt von Donnerstag bis Sonntag. In den Nächten wo die Nachtbusse fahren, werden den Mitarbeitern die im Stadtgebiet wohnen Taxis gestellt, damit man kein Auto benötig. Die Taxis bekommt man auch wenn man morgens so anfangen muss und mit dem Betriebshof nicht mit den Personalwagen ( PW ) nicht erreicht.

- beleidigungen gibt es wohl, aber das hält sich wirklich in grenzen!

- Du hast im Falle einer Panne/Störung immer die Leitzentrale im Rücken und musst kaum technisches an den Bussen machen. Ab und an mal kommt es vor aber dann unter detailierter Anweisung der Leitzentrale. Im normalfall kommt aber ein Verkehrsmeister und schaut danach oder dein Bus wird im Fall der Fälle getauscht.

- Bei Unfällen steht dir die Firma immer zur Seite.

- Du hast das Waldheim der SSB was im Sommer immer sehr schön ist und das Essen ist einfach nur genial und sau Lecker!

- Es gibt nicht nur Betriebssortgruppen sondern auch alles vom Tanzen bis zur Musikgruppe. Es gibt echt viel!

- Solltest du während einer Linienfahrt gesundheitliche Probleme bekommen, wirst du schnellstmöglich abgelöst oder darfst im Notfall wenn kein ZSD kommen kann auch Einrücken. Auch wirst du ned dumm angemacht wenn du Krank sein solltest! ( Kam ja schon bei manchem Privaten vor )

- Du wirst von der Fahrschule auf allen Linien und Fahrzeugen eingefahren und bekommst die ersten Tage auch einen Kollegen an die Seite der dir nochmal alles erklärt, falls du Fragen hast.
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#4
(15. 12. 2012, 13:04)Busfan 92 schrieb: - Du hast das Waldheim der SSB was im Sommer immer sehr schön ist und das Essen ist einfach nur genial und sau Lecker!

Sorry, dass ich absichtlich vom Thema abschweife, aber es würde mich interessieren, ob man auch einfach so dort essen kann (obwohl ich vermutlich als absoluter Gourmet zu große Ansprüche stellen würde).
U9 Botnang - Hedelfingen (auch außerhalb der HVZ)
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#5
(15. 12. 2012, 17:49)botnanger tunnel schrieb:
(15. 12. 2012, 13:04)Busfan 92 schrieb: - Du hast das Waldheim der SSB was im Sommer immer sehr schön ist und das Essen ist einfach nur genial und sau Lecker!

Sorry, dass ich absichtlich vom Thema abschweife, aber es würde mich interessieren, ob man auch einfach so dort essen kann (obwohl ich vermutlich als absoluter Gourmet zu große Ansprüche stellen würde).

Nein du musst Mitarbeiter oder Begleitperson eines Mitarbeiters sein um dort essen zu dürfen
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#6
Hallo,

SUPER! Vielen Dank für die ausführlichen Antworten! Die SSB als AG scheint im Bundesweiten Vergleich wirklich ein TOP Arbeitgeber zu sein.

Das mit den Weiterbildungen hat mich besonders angesprochen. Innerhalb von fünf Jahren zum ZSD und evtl. noch die Möglichkeit den Verkehrsmeister zu machen? Top Smile Ganz klar nur bei entsprechender Vorbildung, Eignung und auch persönlicher Motivation.

Die Gesundheit der Mitarbeiter scheint der SSB auch am Herzen zu liegen.

Die Arbeitszeiten sind natürlich gewöhnungsbedürftig aber sicherlich machbar und etwas Zeit für die Familie bleibt bestimmt auch.

Wenn es MAL zu Beleidigungen kommt und dies nicht die Regel ist, dann kann man das denk ich mal gut weg stecken. Tägliche Beleidigungen oder schlimmeres würde aufs Gemüt schlagen und auch das Privatleben stark beeinflussen, das würde ich nicht wollen.

Dann bin ich mal guter Dinge und hoffe auf eine Zusage.

Danke & Gruß

Peter
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