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Einige Straßenbahn-/Stadtbahnbetriebe im Ruhrgebiet
#1
Letzte Woche war ich im Ruhrgebiet und konnte mehrere Betriebe besuchen (war nicht alleiniges Thema meines Urlaubs, aber ein wichtiger Punkt) und das deutlich andere Gefühl genießen, mit einer echten Straßenbahn zu fahren, was wir in Stuttgart ja nicht mehr können.
Aber auch die Stadtbahnen im VRR unterscheiden sich deutlich von Stuttgart. Es dominiert der gute alte, bewährte DUEWAG B-Wagen, der ja mein Favorit ist, wie sicher manche bemerkt haben Smile

Hier eine kleine Abfolge mit persönlichen Bemerkungen und einigen wenigen Bildern.
1.DORTMUND
Die einzige Stadt im Ruhrgebiet, die (nahezu) vollständig auf Stadtbahnbetrieb umstellen konnte. Die erst 2008 eröffneten Linien U43 und U44 (Ost-West-Linien) sind ein Sonderfall, da Niederflurwagen verkehren - in der Innenstadt im Tunnel, ansonsten aber als fast reine Straßenbahn.
Die Stadtbahnlinien (U41 bis U49, mit Lücken) dagegen sind vom Ausbauzustand mit Stuttgart zu vergleichen. Tunnel in der Innenstadt (teilweise sehr weit in die Außenbezirke reichend - U41 Ri. Hörde z.B.) und ansonsten weitgehend eigene Bahnkörper.
Und: ein Refugium der B-Wagen! I.d.R. in Doppeltraktion oder als Sonderfall achtachsige, verlängerte Wagen als Einzelwagen.
Insgesamt ein hoher Standard, ein sehr angenehmer Betrieb. Dazu zählt auch der 10Min-Takt tagsüber Mo-Sa, So alle 15 Minuten.

2.BOCHUM
Einzige Stadtbahnlinie ist die 1989 eröffnete U35, aber die hat es in sich. Zu 95% als Voll-U-Bahn trassiert, sehr gerade Streckenführung in Nord-Süd-Richtung mit Anbindung der am südlichen Stadtrand gelegenen Ruhr-Uni. Morgens kurzzeitig 3Min-Takt.
Es fahren (bis auf wenige ganz neue TANGO-Bahnen) B-Wagen der letzten Bauserie, im wunderschönen Stadtlinien-Design (lichtgrau, weiß, rote Zierstreifen). Automatisches Öffnen der Türen bei Annäherung von außen. (Warum eigentlich nicht bei uns??)
im Straßenbahnbereich leider keine DUEWAG-M-Wagen mehr, die aber als Sechsachser auch zu klein waren.
Bochum hat sehr viel investiert. Es gibt neue Strecken und durch Linienüberlagerungen gibt es auf vielen Abschnitten einen ganztägigen (!) 7-8Min-Takt.
Mein Lieblingsbetrieb!
Bild von der unterirdischen Haltestelle Lohring.
Der von unten beleuchtete Bahnsteig ist immer wieder ein Highlight!
[Bild: lohring_aug23u2f02.jpg]

3.ESSEN
Fast so groß wie Dortmund (und damit auch wie Stuttgart, wird oft vergessen), hat es diese Stadt nicht geschafft, seinen großen Straßenbahnbetrieb zu einem Stadtbahnbetrieb zu transformieren. Lediglich drei Stadtbahnlinien sind es geworden (U11, U17, U18) und vermutlich kommen über Jahrzehnte keine weiteren hinzu.
Großer Vorteil allerdings: die Meterspur-Straßenbahn kann auch weiterhin in engen Straßen problemlos verkehren (hoher Anteil an straßenbündigen Strecken) und man hat sich teure weitere Tunnelstrecken gespart. Linieneinstellungen sind ebenfalls nicht nötig.
Das Nebeneinander wird erleichtert durch die gute Verzahnung. Am Hbf. viergleisige Haltestellenanlage, auf je einem Gleis halten Straßenbahnen und Stadtbahnen.
Die nachfragestarken Strecken zur Uni (nach Norden) und zur Messe (nach Süden) werden durch die Stadtbahn bedient, ebenso die Verbindung nach Mülheim.
Mit dem Spurbus (146) nach Kray bin ich auch gefahren. Sehr interessant, inmitten einer Autobahn zu fahren ...

Und ich hatte das Glück noch einen M-Wagen zu erwischen!
[Bild: 20230815_1617381kf11.jpg]

Zeche Zollverein:
[Bild: 20230815_110329_comprl3ebu.jpg]

[Bild: 20230815_110052_comprayccx.jpg]

4.MÜLHEIM
Ein müder Betrieb. Wie sicher bekannt wurde vor wenigen Tagen die Kahlenbergstrecke (Tram 104) stillgelegt.
Man hat einen teuren "Ruhr-Tunnel", in dem aber recht wenige Menschen fahren.
Umständliches Umsteigen in der Stadtmitte vom Tunnel zu den Linien 104 und 112.
15Min-Grundtakt (nur in HVZ morgens teilweise 10 Min). Sonntags 30Min-Takt.

5.DUISBURG
Mit der 901 kommt man vom Mülheimer Hbf. nach Duisburg. Dort bin ich auch nach Ruhrort gefahren, wo so mancher Schimanski-Tatort spielte Smile  Die Älteren unter uns erinnern sich Smile
Im Tatort "Moltke" (1986) verfolgt Schimanski sogar mit der Straßenbahn einen Priester, der ihn zum Versteck eines Verdächtigen bringen soll.
[Bild: 20230816_120732_comprgvcen.jpg]
Die Stadt Duisburg ist arm, insofern ist der 15Min-Grundtakt nachvollziehbar.
Die einzigartigen 10achsigen Triebwagen (NF-Mittelteil) werden bald abgelöst.

Außerdem war ich noch in WUPPERTAL (natürlich Schwebebahn fahren) und in SOLINGEN (natürlich Obus fahren).

Jedem Straßenbahnenthusiasten sei ein Besuch im Ruhrgebiet empfohlen!
Tram 68 S-Bhf Köpenick - Alt-Schmöckwitz
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#2
Mir fällt in NRW wieder auf, dass die meisten Stadtbahnlinien viel mehr Straßenbahncharakter haben, als beispielsweise in Hannover, Frankfurt und Stuttgart. Man hat zwar in vielen Städten großzügig Tunnels errichtet, aber in den oberirdischen Bereichen oftmals nichts verändert, sodass man weder einen eigenen Gleiskörper vorfindet, noch Hochbahnsteige gebaut wurden. So sind hochflurige Stadtbahnfahrzeuge auf den Autospuren unterwegs, die an keinem Bahnsteig halten und permanent auf ihre Klapptrittstufen angewiesen sind. Extrembeispiel dafür ist allerdings Düsseldorf. Bochum und Bonn sind wiederum vorbildlichere Ausnahmen.
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#3
Da gebe ich dir grundsätzlich recht, aber ich würde als weitere gelungene Beispiele Dortmund und mit Abstrichen Essen anführen (vgl. meinen Beitrag).
Tram 68 S-Bhf Köpenick - Alt-Schmöckwitz
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