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Den Ausführungen von dt8.de ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen; besser hätte ich es nicht formulieren können.
Eine persönliche Anmerkung:
Die geplante Zerstörung des Bonatz-Baus war für mich letztes Jahr der Grund, mich dem Widerstand anzuschließen.
Inzwischen ist für mich mindestens genau so entscheidend, daß ein Großteil unserer Volksvertreter an totalem Realitätsverlust leidet und sich einen Sch.... um den erklärten Willen derjenigen kümmert, die sie gewählt haben. Ganz im Stile von "S21 in seinem Lauf, halten weder Ochs noch Esel auf."
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(16. 08. 2010, 18:53)exil-stuttgarter schrieb: Die geplante Zerstörung des Bonatz-Baus war für mich letztes Jahr der Grund, mich dem Widerstand anzuschließen. Welche Zerstörung? Wer von der Königstraße auf den Hbf zuläuft, sieht heute kein Stück der beiden Seitenflügel.
Überhaupt, das mit den Seitenflügeln ist für mich ein totales Mysterium: Seit Jahren ist der Umfang der Abrissarbeiten bekannt. Irgendwie hat sich nur praktisch niemand ausgerechnet damit beschäftigt, höchstens mal als Randsaspekt sind die Flügel aufgetaucht.
Urplötzlich wird dann der Hbf zum Weltkulturerbe, wovon nur leider die UNESCO nichts gahalten hat, und man konnte den Eindruck gewinnen, in den Seitenflügeln hätte sich das gesamte öffentliche Leben der Stadt abgespielt. Derweil gab's im Südflügel nur Autovermietungen und eine Kantine, und um in den Nordflügel zu kommen, musste man entweder bei der Post gewesen sein, oder nach 'ner Flasche Jägermeister auf dem Querbahnsteig rumkrakehlen, damit die Bundespolizei einem den Flügel mal von innen zeigt.
Für die zigtausenden Fahrgäste, die den Bahnhof jeden Tag nutzen bestand und besteht der Hbf jedenfalls nur aus den Bahnsteigen und der Kopfbahsteighalle, in den Rest hat sich nie jemand verirrt.
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Dir geht es wahrscheinlich wie mir: Auch ich vermag den architektonischen Werk des Bonatz-Baus nicht zu erfassen.
Aber man darf die eigene Beschränktheit nicht zum Maßstab machen!
Viele Grüße
Ramiro
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17. 08. 2010, 11:32
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 17. 08. 2010, 11:33 von Andy0711.)
(16. 08. 2010, 21:15)DasBa schrieb: (16. 08. 2010, 18:53)exil-stuttgarter schrieb: Die geplante Zerstörung des Bonatz-Baus war für mich letztes Jahr der Grund, mich dem Widerstand anzuschließen. Für die zigtausenden Fahrgäste, die den Bahnhof jeden Tag nutzen bestand und besteht der Hbf jedenfalls nur aus den Bahnsteigen und der Kopfbahsteighalle, in den Rest hat sich nie jemand verirrt. Sag das doch nicht, man hat Seitenflügel doch früher gebaut, um die Städte vor dem Lärm und Gestank der Dampflokomotiven zu schützen. Im Grunde genommen sind die Flügel, die Halle und die Front natürlich noch die schönsten Teile des Bauwerks, denn wenn man sich das Flickwerk von oben anschaut, ist's vorbei mit der Herrlichkeit.
PS: Ich war mal im Südflügel - mein Opa hat in den 70ern dort gearbeitet. (Der versteht sowieso nicht, warum man nicht schon vor zehn Jahren angefangen hat zu bauen und man stattdessen überall blöde Lärmschutzwände hinbaut, aber lassen wir das.)
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17. 08. 2010, 12:13
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 17. 08. 2010, 12:16 von WN 26.)
Der Bonatz-Bau des Kopfbahnhofs war als architektonische Einheit aus den beiden Schalterhallen mit dazwischenliegenden Arkaden als Hauptportal, der Haupthalle mit Turm, die ruhig an ein Kirchenschiff erinnern durfte, und der bewußt höher als die Schillerstraße liegenden Kopfgleishalle (wegen der Gepäckverteilertunnels und Unterführungen) mit den sie verkleidenden Seitenflügeln geplant (das mit den "die Reisenden empfangenden, ausgebreiteten Armen" würde ich jetzt allerdings eher ins Reich der Sentimentalität einordnen). Streng genommen würde also schon die Herausnahme der Kopfgleise aus diesem Gesamtgefüge eine Zerstörung der Einheit darstellen.
Die nächsten Fragen wären: haben die Seitenflügel nach dem Wegfall der Kopfgleise, die sie verkleiden sollten, überhaupt noch eine architektonische Funktion, oder stören sie sogar den quer verlaufenden Tiefbahnhof? Zur letzten Frage ein klares nein, auf den ursprünglichen Planskizzen ist deutlich zu sehen, und selbst die Projektbefürworter haben inzwischen eingeräumt, daß eine Erhaltung und Unterfahrung der Flügel zumindest technisch möglich ist. Aber auch sonst haben sie durchaus ihren Sinn: sie bilden das optische Gegenstück zu den auf der anderen Seite des "Kirchenschiffs" Bahnhofshalle angebauten Schalterhallen und Eckbauten. Aus der Luft sieht das ganze dann ungefähr wie ein liegendes "H" aus, wobei die unterschiedliche Länge der Flügel dem angeschlossenen Güterbahnhof und dem Höhenunterschied geschuldet ist. Sehr gut sieht man die optisch ausgleichende Wirkung auch am Nordausgang: in der Mitte der portalartige Haupthallenabschluß, rechts der Eckbau (IC-Hotel), links als passendes Spiegelbild der Nordflügel. Da der geplante Tiefbahnhofsdeckel etwa auf gleicher Höhe wie der heutige Parkplatz liegen würde, wäre es ohne den Nordflügel ein sehr abruptes Ende des doch recht wuchtigen Restbaukörpers, der dann geradezu verlassen zwischen einer Hauptstraße und einem Platz, der diese Bezeichnung nicht verdient, herumstünde:
Mit Flügel: harmonisch eingefügter Nordausgang
Ohne: irgendwie fehlt da was
Das nächste Problem: Bonatz sah seinen Bau ausdrücklich als Kopfbahnhof vor. Durch S21 würde er nun zum Durchgangsbahnhof, was baugeschichtlich einen völlig anderen Typ Bahnhofsgebäude mit sich gebracht hätte. Das bei Bahnhöfen gerne verwendete Motiv "zu durchschreitendes Stadttor" (deshalb das arkadengeschmückte Hauptportal zu Stadt hin) wäre zwar auch auch bei S21 noch erfüllt, selbst das Fehlen der Bahnsteighalle aufgrund des Tiefbahnhofs wäre vertretbar (schließlich hatten auch schon klassische U-Bahnen wie in Berlin z.T. große freistehende Eingangs-Portalbauten), aber wozu die beiden Schalterhallen, wenn es doch von der Stadt her gesehen keine nebeneinander liegenden Fern- und Vorortgleise mehr gibt? Und für was braucht ein zur Stadt orientierter Durchgangsbahnhof noch Seitenausgänge parallel zum Gleisverlauf, also den Nord- und Südausgang? Bei einem Kopf- oder "Sack"-Bahnhof hatten sie noch ihren Sinn, damit die Reisenden nach allen Seiten aus dem "Sack" hinauskonnten, deshalb waren sie als Nebenaus- (und erst in zweiter Linie Eingänge) auch schlichter, aber immer noch halbwegs ansprechend gestaltet. Nun aber entlarven sie das Durchgangsbahnhofs-Gebäude, das die zu erhaltene Haupthalle künftig darstellen soll, als Täuschung: einen viel zu massigen Hohlbau fast ohne praktische, transformatorische Funktion, da die eigentliche Fahrgastverteilung ohnehin ein bis zwei Etagen tiefer erfolgen soll. Das alles hat mit der Bonatzschen Grundidee nun wirklich nicht mehr viel zu tun.
Was die Sichtbeziehungen angeht: man sieht von der Königstraße aus zwar tatsächlich nur Haupttrakt und Turm, ich würde aber dringend davor warnen, ein Gebäude und und seinen historischen Wert nur an den sichtbaren Teilen oder gar nur an der Fassade festzumachen. Es reicht schon, wenn z.B. bei im Krieg zerstörten Gebäuden oft nur die Sichtseite oder ein moderner Gebäudekern mit einem vereinfachten, das historische Erscheinungsbild nachahmenden Äußeren wieder aufgebaut wurde (gilt ja großteils auch für den Bonatzbau selber), aber ein bestehendes Gebäude zurückzustutzen, weil die betreffenden Teile angeblich weder gesehen noch gebraucht werden, ist doch ein sehr gewagtes Unterfangen, da die Gesamtwirkung eben doch eine ganz andere ist. Als Beispiel möge das Stuttgarter Rathaus dienen: wer nimmt den hinteren, alten Teil heute noch als besonders wahr, nachdem man ihm die fast zwingend zur neogotischen Fassade gehörenden und im Krieg stehengebliebenen Ziergiebel amputiert hat? Wenn der Bonatz-Bau also auch nicht komplett zerstört wird, so wird er doch erheblich verstümmelt und verkommt zum gut gemeinten Mahnmal seiner selbst, zerstört wird aber allemal eine durchdachte und bewährte Verkehrskonzeption.
Eine Umnutzung oder Aufwertung der Flügel wäre vermutlich das geringere Problem. Äußerlich und innerlich renoviert, könnte ich mir gut eine Nutzung als Büroräume (dann bleibt auf den freiwerdenden Arealen mehr Platz für Wohnungsbau, was einem "toten" Viertel entgegenwirkt ) oder, wie weiter oben schon mal erwähnt, mit Läden und Gastrononie, ähnlich wie in den Arkaden, vorstellen.
...im Übrigen bin ich der Meinung, daß die U15 in die Nordbahnhof- und Friedhofstraße gehört! (frei nach Marcus Porcius Cato d.Ä.)
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(16. 08. 2010, 21:15)DasBa schrieb: ... Seit Jahren ist der Umfang der Abrissarbeiten bekannt. ...
... Urplötzlich wird dann der Hbf zum Weltkulturerbe, wovon nur leider die UNESCO nichts gahalten hat...
Es ist schön, wenn dir das mit dem Umfang der Abrissarbeiten seit Jahren bekannt ist. Ich wohne, wie Du dir vielleicht denken kannst, nicht mehr in Stuttgart. Mein letzter Kenntnisstand war der, daß ein gewisser Herr Schuster 1997 (?) gesagt hatte, der Denkmalschutz werde respektiert. Ich war leichtfertigerweise davon ausgegangen, daß er sich an sein Wort hält, zumal wenn es sich um solch grundlegende Themen handelt.
Der Bonatzbau ist heute kein Weltkulturerbe. Es hatten sich - was alles andere als üblich ist - Mitglieder des ICOMOS (International Council on Monuments and Sites) dafür eingesetzt, den Bonatz-Bau in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufzunehmen. Das Aufnahme-Ersuchen hätte allerdings vom Eigentümer des Objektes ausgehen müssen.
Wenn Du dich etwas für Architektur interessierst: schau mal hier rein:
www.hauptbahnhof-stuttgart.eu
Grüße aus dem Exil
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Bei Frontal 21 kam ein Bericht zu S21 aus Bundessicht. Kein Wort zu K21. Keine Existenz von K21 erwähnt. Das Geld für S21 beim Scheitern wurde auch schon verplant: Für den Eisenbahngüterverkehr - bundesweit.
Liebe K21-Anhänger. Eure Idee ist damit bereits Geschichte. Das ging schneller, als ich gedachte hatte. Ihr habt keine Chance mehr, die fast gleichen Kosten für K21 zu rechtfertigen. Und eine modulare Umsetzung würde keiner einzigen Wirtschaftlichkeitsanalyse standhalten. Zumal die meisten Gutachten gegen S21 ja nicht mehr den Kopfbahnhof im Visier haben, sondern die "modularen" Teilprojekte, die bei beiden gleich sind. Unter anderem die Stuttgart/Ulm Neubaustrecke.
Jetzt beleibt nur noch abzuwarten, ob S21 fällt.
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Na besser das, als wenn Stuttgart 21 kommt .
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(17. 08. 2010, 20:23)Andreas schrieb: Bei Frontal 21 kam ein Bericht zu S21 aus Bundessicht. Kein Wort zu K21. Keine Existenz von K21 erwähnt. Das Geld für S21 beim Scheitern wurde auch schon verplant: Für den Eisenbahngüterverkehr - bundesweit.
Liebe K21-Anhänger. Eure Idee ist damit bereits Geschichte. Das ging schneller, als ich gedachte hatte. Ihr habt keine Chance mehr, die fast gleichen Kosten für K21 zu rechtfertigen. Und eine modulare Umsetzung würde keiner einzigen Wirtschaftlichkeitsanalyse standhalten. Zumal die meisten Gutachten gegen S21 ja nicht mehr den Kopfbahnhof im Visier haben, sondern die "modularen" Teilprojekte, die bei beiden gleich sind. Unter anderem die Stuttgart/Ulm Neubaustrecke.
Jetzt beleibt nur noch abzuwarten, ob S21 fällt.
Laß K21 einfach K 21 sein.
Oberste Prio ist, daß S21 gestoppt wird, bevor noch mehr kaputt gemacht und noch mehr Geld vergraben wird.
Ob die unbestritten notwendige Modernisierung des Kopfbahnhofs und der übrigen Infrastruktur dann K21 oder S22 oder Fintelwudelwix oder sonstwie heißt, ist doch sowas von egal.
Grüße aus dem Exil
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Ich bestreite nun aber mal die "notwendige Modernisierung". In Stuttgart muss nichts modernisiert werden. Es gibt notwendigeren Modernisierungsbedarf im deutschen Bahnnetz.
Gegen einen Eimer Farbe hab ich auch nichts, und die 20-30 Mio. EUR für eine "notwendige Modernisierung" des Bahnhofsgebäudes sollen auch sein. Aber nicht mehr. Und damit repräsentiere ich auch die Meinung des Volkes. Keine neuen Gleise, keine neuen Brücken, keine neuen Tunnel.
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