25. 09. 2018, 15:58
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 28. 09. 2018, 10:07 von Stammtram.)
Hallo Snowtrain, hallo Mitleser,
vielen Dank für den interessanten Fotorundgang im Bereich der Nürnberger Straßenbahn.
Dass sich an der Situation im Bereich Bayernstr in den letzten Jahren nichts geändert hat, kann auch daran liegen,
dass südlich dieses Bereiches bei der Brunecker Str ein neues Wohngebiet "Lichtenreuth" entstehen soll.
Es ist geplant, das Neubaugebiet mittels einer neu zu bauenden Straßenbahnstrecke von der Tristanstr/Bayernstr
ausgehend zu erschließen. Es ist anzunehmen, dass beim Bau dieser Strecke auch eine Neutrassierung im Bereich
Bayernstr vorgenommen wird.
Auf der Seite 4 dieses Dokumentes ist die geplante Strecke inklusive Schleife an der Bauernfeindstr eingezeichnet:
https://www.lichtenreuth.de/uploads/docu...lanung.pdf
Hier gibt es einen Netzplan, auf dem diese geplante und weitere angedachte Verlängerungen berücksichtigt sind:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/c...rnberg.png
Es gibt oder gab auch einen Tunnelstutzen an der Bayernstr, der von der stillgelegten Strecke richtung Frankenstr
herrührt(e). Nach Schließung des Btf. Nordost im Jahr 2001 wurden dort bis zur Eröffnung des Straßenbahnbetriebshofes
Heinrich-Alfes-Str im Jahre 2003 interimsweise Fahrzeuge abgestellt.
Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass bis in die 70er Jahre die Straßenbahn über die Bayernstr. hinaus
entlang der Münchener Str bis zur Bauernfeindstraße vekehrte.
Das Nürnberger Straßenbahnnetz mit einer Betriebsstreckenlänge von ca. 35 km ist nach jahrzehntelangem
Schrumpfungsprozess aus meiner Sicht ein Torso, der erst in jüngster Vergangenheit kleine "Reparaturen" erfahren hat.
Der großen Landeshauptstadt München folgend beschloss auch Nürnberg in den 60er Jahren, anstelle einer U-Strab eine
reinrassige U-Bahn zu bauen. Bis heute entstanden ca. 36km U-Bahn Strecke (in Stuttgart zum Vergleich ca. 130km
Stadtbahn). Wie in anderen Städten auch wurden im Laufe der Zeit nicht nur Straßenbahnstrecken stillgelegt, die direkt
durch das neue Verkehrsmittel ersetzt wurden, z.B. Fürth Flößaustr, zwischen Westfriedhof und Maximilianstraße, zwischen Bayernstraße
und Frankenstraße oder im Kirchenweg. Die Straßenbahn zur Gustav-Adolf-Str wurde 1984 nach Eröffnung der U2
stillgelegt; immerhin erreichte diesen Bereich nach 24 Jahren mit der U3 wieder ein Schienenverkehrsmittel.
Die Altstadt an sich wird von nur einer (!) Schienenlinie, der U1, bedient. Die Straßenbahnen und die U-Bahn-Linien U2 und U3
berühren die Altstadt mit zentralen Fußgängerbereichen und Sehenswürdigkeiten nur am Rande. Es bestehen vergleichsweise viele
Umsteigezwänge. Man stelle sich einmal vor, der Stuttgarter Schlossplatz würde von nur einer U-Bahn-Linie bedient...
Die nördliche Altstadt wäre ideal geeignet, um (wieder) per Straßenbahn erschlossen zu werden. Zudem erhielte
das Netz wieder eine sinnvollere Struktur. Vor einiger Zeit las ich, das der NKI der Altstadtstrecke mit nur ca. 1,2km
Länge zwischen Rathenauplatz und Hallertor bei über 4,0 (!) liegen soll. Ein hervorragender Wert, bei dem man
"eigentlich" sofort mit dem Bau beginnen müsste.
Immer wieder ist zu bemerken, dass in Diskussionen um die Nürnberger Verkehrspolitik eine gewisse Konkurrenzsituation zwischen U-
und Straßenbahn vorherrscht. Und das, obwohl l.t. meiner Meinung bereits heute mehr als alle U-Bahn-würdigen Relationen entsprechend
erschlossen sind. Nürnberg leistet sich ein übrigens ein eigenes "U-Bahnbauamt", das offensichtlich beschäftigt werden will.
Wäre ein "ÖPNV-Amt", das ALLE Systeme gleichberechtigt nach vorne bringt, nicht sinnvoller?
Unter diesen Umstäden ist auch nicht absehbar, ob und wann die Altstadtstrecke realisiert wird, denn die Straßenbahn wird an der Pegnitz
nur zögerlich ausgebaut.
Erst im Jahr 1994 erfolgte der Beschluss zum Erhalt und Ausbau der Straßenbahn. In Sachen Ausbau ist leider wenig passiert:
- 2002 Eröffnung Lückenschluss Luitpoldhain-Dutzendteich (wenn ich mich recht entsinne ca. 700m Strecke)
- 2011 Eröffnung Aufsessplatz-Celtisplatz-Hauptbahnhof (17 Jahre Diskussion, Planung und Bau für nur ca. 900m Strecke parallel zur U1)
- 2016 Eröffnung Thon-Am Wegfeld (mit etwa 2,5km Länge für Nürnberger Verhältnisse beachtlich)
Auch an der Noris gibt es dicht bebaute Stadtteile mit stark belasteten Gelenkbuslinien in dichtem Takt, z.B. die Linien 43/44 nach Zerzabelshof,
welche per Straßenbahn vermutlich wirtschaftlicher und fahrgastfreundlicher bedient werden könnten. Allerdings müsste hier aus
Platzgründen überwiegend straßenbündig trassiert werden.
Der größte Teil des Nürnberger Straßenbahnnetzes existiert nur, weil er weit vor dem Zweiten Weltkrieg entstand.
Straßenbündige Neubaustrecken sind auch in der Frankenmetropole die Ausnahme und werden meines Wissens auch in Bayern nicht
oder nur gering gefördert.
Ich halte es auch in Stuttgart leider für illusorisch, eine klassische Straßenbahn ähnlich wie in Nürnberg NEU anlegen zu wollen,
solange dafür keine ausreichende politische, finanzielle und personelle Unterstützung absehbar ist.
Seit mehr als 25 Jahren wird eine sogenannte "Stadt-Umland-Bahn" in richtung Erlangen und Herzogenaurach diskutiert und
seit etwa zwei Jahren tatsächlich geplant. Es würde sich hierbei von Am Wegfeld ausgehend um eine enorme Erweiterung mit
ca. 26km Straßenbahnstrecke handeln. Sind auch die meisten Abschnitte mit eigenen Bahnkörpern geplant, wird es in Erlangen,
so sie denn gebaut wird, auch straßenbündige Abschnitte geben, die nun offensichtlich nach langen Diskussionen auch vom Land
gefördert werden.
Zum guten Schluss: der von Snowtrain fotografierte GT6N 1011 ist einer der zwei ersten vorhandenen generalsanierten GT6N.
In den nächsten Jahren werden bei der Fa. IFTEC in Leipzig die restlichen 12 GT6N und die 26 GT8N ertüchtigt. So dürften künftig
die Zielanzeigen an nahezu allen Straßenbahnen endlich gut lesbar sein.
Viele Grüße
Stammtram
vielen Dank für den interessanten Fotorundgang im Bereich der Nürnberger Straßenbahn.
(25. 09. 2018, 11:55)snowtrain schrieb: Aber die Herabstufung dieses Restabschnittes zur Betriebsstrecke ist schon ein (schlechter) Witz. Vor allem auch deswegen weil man selbst 8 Jahre später anscheinend keinen Schritt weiter ist diese Strecke wieder im Linienbetrieb zu fahren.
Das mit dem (Niederflur-)Straßenbahnnetz für Stuttgart kann ich nur unterschreiben. Im Grunde gehört die überall dorthin wo jetzt noch die Buslinien 40-45 fahren.
Dass sich an der Situation im Bereich Bayernstr in den letzten Jahren nichts geändert hat, kann auch daran liegen,
dass südlich dieses Bereiches bei der Brunecker Str ein neues Wohngebiet "Lichtenreuth" entstehen soll.
Es ist geplant, das Neubaugebiet mittels einer neu zu bauenden Straßenbahnstrecke von der Tristanstr/Bayernstr
ausgehend zu erschließen. Es ist anzunehmen, dass beim Bau dieser Strecke auch eine Neutrassierung im Bereich
Bayernstr vorgenommen wird.
Auf der Seite 4 dieses Dokumentes ist die geplante Strecke inklusive Schleife an der Bauernfeindstr eingezeichnet:
https://www.lichtenreuth.de/uploads/docu...lanung.pdf
Hier gibt es einen Netzplan, auf dem diese geplante und weitere angedachte Verlängerungen berücksichtigt sind:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/c...rnberg.png
Es gibt oder gab auch einen Tunnelstutzen an der Bayernstr, der von der stillgelegten Strecke richtung Frankenstr
herrührt(e). Nach Schließung des Btf. Nordost im Jahr 2001 wurden dort bis zur Eröffnung des Straßenbahnbetriebshofes
Heinrich-Alfes-Str im Jahre 2003 interimsweise Fahrzeuge abgestellt.
Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass bis in die 70er Jahre die Straßenbahn über die Bayernstr. hinaus
entlang der Münchener Str bis zur Bauernfeindstraße vekehrte.
Das Nürnberger Straßenbahnnetz mit einer Betriebsstreckenlänge von ca. 35 km ist nach jahrzehntelangem
Schrumpfungsprozess aus meiner Sicht ein Torso, der erst in jüngster Vergangenheit kleine "Reparaturen" erfahren hat.
Der großen Landeshauptstadt München folgend beschloss auch Nürnberg in den 60er Jahren, anstelle einer U-Strab eine
reinrassige U-Bahn zu bauen. Bis heute entstanden ca. 36km U-Bahn Strecke (in Stuttgart zum Vergleich ca. 130km
Stadtbahn). Wie in anderen Städten auch wurden im Laufe der Zeit nicht nur Straßenbahnstrecken stillgelegt, die direkt
durch das neue Verkehrsmittel ersetzt wurden, z.B. Fürth Flößaustr, zwischen Westfriedhof und Maximilianstraße, zwischen Bayernstraße
und Frankenstraße oder im Kirchenweg. Die Straßenbahn zur Gustav-Adolf-Str wurde 1984 nach Eröffnung der U2
stillgelegt; immerhin erreichte diesen Bereich nach 24 Jahren mit der U3 wieder ein Schienenverkehrsmittel.
Die Altstadt an sich wird von nur einer (!) Schienenlinie, der U1, bedient. Die Straßenbahnen und die U-Bahn-Linien U2 und U3
berühren die Altstadt mit zentralen Fußgängerbereichen und Sehenswürdigkeiten nur am Rande. Es bestehen vergleichsweise viele
Umsteigezwänge. Man stelle sich einmal vor, der Stuttgarter Schlossplatz würde von nur einer U-Bahn-Linie bedient...
Die nördliche Altstadt wäre ideal geeignet, um (wieder) per Straßenbahn erschlossen zu werden. Zudem erhielte
das Netz wieder eine sinnvollere Struktur. Vor einiger Zeit las ich, das der NKI der Altstadtstrecke mit nur ca. 1,2km
Länge zwischen Rathenauplatz und Hallertor bei über 4,0 (!) liegen soll. Ein hervorragender Wert, bei dem man
"eigentlich" sofort mit dem Bau beginnen müsste.
Immer wieder ist zu bemerken, dass in Diskussionen um die Nürnberger Verkehrspolitik eine gewisse Konkurrenzsituation zwischen U-
und Straßenbahn vorherrscht. Und das, obwohl l.t. meiner Meinung bereits heute mehr als alle U-Bahn-würdigen Relationen entsprechend
erschlossen sind. Nürnberg leistet sich ein übrigens ein eigenes "U-Bahnbauamt", das offensichtlich beschäftigt werden will.
Wäre ein "ÖPNV-Amt", das ALLE Systeme gleichberechtigt nach vorne bringt, nicht sinnvoller?
Unter diesen Umstäden ist auch nicht absehbar, ob und wann die Altstadtstrecke realisiert wird, denn die Straßenbahn wird an der Pegnitz
nur zögerlich ausgebaut.
Erst im Jahr 1994 erfolgte der Beschluss zum Erhalt und Ausbau der Straßenbahn. In Sachen Ausbau ist leider wenig passiert:
- 2002 Eröffnung Lückenschluss Luitpoldhain-Dutzendteich (wenn ich mich recht entsinne ca. 700m Strecke)
- 2011 Eröffnung Aufsessplatz-Celtisplatz-Hauptbahnhof (17 Jahre Diskussion, Planung und Bau für nur ca. 900m Strecke parallel zur U1)
- 2016 Eröffnung Thon-Am Wegfeld (mit etwa 2,5km Länge für Nürnberger Verhältnisse beachtlich)
Auch an der Noris gibt es dicht bebaute Stadtteile mit stark belasteten Gelenkbuslinien in dichtem Takt, z.B. die Linien 43/44 nach Zerzabelshof,
welche per Straßenbahn vermutlich wirtschaftlicher und fahrgastfreundlicher bedient werden könnten. Allerdings müsste hier aus
Platzgründen überwiegend straßenbündig trassiert werden.
Der größte Teil des Nürnberger Straßenbahnnetzes existiert nur, weil er weit vor dem Zweiten Weltkrieg entstand.
Straßenbündige Neubaustrecken sind auch in der Frankenmetropole die Ausnahme und werden meines Wissens auch in Bayern nicht
oder nur gering gefördert.
Ich halte es auch in Stuttgart leider für illusorisch, eine klassische Straßenbahn ähnlich wie in Nürnberg NEU anlegen zu wollen,
solange dafür keine ausreichende politische, finanzielle und personelle Unterstützung absehbar ist.
Seit mehr als 25 Jahren wird eine sogenannte "Stadt-Umland-Bahn" in richtung Erlangen und Herzogenaurach diskutiert und
seit etwa zwei Jahren tatsächlich geplant. Es würde sich hierbei von Am Wegfeld ausgehend um eine enorme Erweiterung mit
ca. 26km Straßenbahnstrecke handeln. Sind auch die meisten Abschnitte mit eigenen Bahnkörpern geplant, wird es in Erlangen,
so sie denn gebaut wird, auch straßenbündige Abschnitte geben, die nun offensichtlich nach langen Diskussionen auch vom Land
gefördert werden.
Zum guten Schluss: der von Snowtrain fotografierte GT6N 1011 ist einer der zwei ersten vorhandenen generalsanierten GT6N.
In den nächsten Jahren werden bei der Fa. IFTEC in Leipzig die restlichen 12 GT6N und die 26 GT8N ertüchtigt. So dürften künftig
die Zielanzeigen an nahezu allen Straßenbahnen endlich gut lesbar sein.
Viele Grüße
Stammtram