17. 03. 2024, 23:30
(17. 03. 2024, 13:55)Jack Lanthyer schrieb: Sollte Herr Weselsky mit seiner Forderung für die 35 Std-Woche im Jahr 2028 mit vollem Lohnausgleich, wie er es mit 28 (?) anderen Bahnunternehmen ausgehandelt hat, durchkommen, wird der Streik der EVG im Jahr 2025 oder später vorprogrammiert sein, weil sich die EVG mit den Unterschieden zwischen der GDL und der EVG nicht gefallen lassen will. Sie würde dann auch gleich eine Arbeitszeitverkürzung von 35 Stunden-Woche mit Lohnausgleich und vielleicht auch sogar eine Lohnerhöhung rückwirkend zum GDL-Vertragsbeginn fordern.Ich bin, ehrlich gesagt, sehr verwirrt, da die Argumentation komplett an der aktuellen Faktenlage vorbeischießt: Die Urlaubsmodelle sind um 2015 herum bei beiden Gewerkschaften eingeführt worden, also dass man neben 6 auch 12 Tage Urlaub nehmen kann. Die GDL hatte bisher kritisiert, dass die angebotenen Stunden durch die Streichung der jeweiligen Optionen kompensiert werden sollte - quasi das Optionsmodell nur ohne Optionen -> das würde letztlich in dem Konflikt eher der EVG in die Karten spielen und ist somit sowohl für das Gros der Mitarbeitenden (Urlaubstage sind im Gegensatz zu Überstunden sicher) die schlechtere Lösung.
Die EVG könnte das mit dem Tarifeinheitsgesetz begründen. Und sollte sich die GDL die Urlaubsmodelle (6 oder 12 Tage) durchsetzen, obwohl die Arbeitszeitverkürzung das Thema war, bzw. ist, wird sie vermutlich auch fordern, daß das Urlaubsmodell an den Lohnausgleich verknüpft sein würde, andernfalls wird die Bahn mit einem Streik, sehr zum Leidwesen von unbeteiligten Dritten, konfrontiert werden müssen.
Das EGMR hatte 2022 entschieden, daß das TEG eingehalten werden müsse und es für Verfassungs- und Menschenrechtskonform gehalten hat.
PS.: Ich möchte, daß die schmutzige Konkurrenz zwischen der GDL und der EVG beendet wird und alle beide zukünftig mit der Bahn an einem Tisch setzen und einen gemeinsamen Tarif aushandeln müssen. Die Streikerei trifft oft die falschen und hat aber auch Erpressungspotenzial, das dem ein Riegel vorgeschoben werden muß.
Die Konkurrenz zwischen EVG und GDL wird durch die Unzufriedenheit der Mitarbeitenden mit der Verhandlungsergebnisse der EVG genährt - das knappe Ergebnis bei der Mitarbeiterbefragung und das Timing der Befragung beim letzten EVG-Abschluss haben da nicht unbedingt positiv dazu beigetragen. GDL und EVG sind leider die beiden Extreme, die es unter den Gewerkschaften gibt - und dadurch, dass beide Verhaltensweisen diametral auseinander laufen, wird der Konflikt im Laufe der Zeit und dem wachsenden Workload auf die einzelnen Mitarbeitenden eher verschärft werden als gelöst. Man kann gespannt sein, wie sich die GDL in der Zeit nach Wesselsky wandeln wird - und wenn sie ihre Mitgliederlisten für die Zählung für das TEG freigibt, dann könnte das letztlich nicht zum Vorteil der EVG enden.
Daher wäre ich vorsichtig mit den Geistern, die man herbeiruft...