04. 01. 2021, 04:56
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 04. 01. 2021, 05:19 von SSBChris.)
Holger2 schrieb:lso um etwaige kleinere Fahrplanabweichungen (z.b. ungünstige Ampelschaltungen, Zugfolge oder Fahrgastwechsel) aus diesen Konfliktpunkten zu kompensieren, würde ich eben in Untertürkheim eine kurze Standzeit einplanen.Das ist ja an sich vernünftig, aber ich glaube nicht, dass zwei Minuten Pause ausreichen würden, um auf beiden Linien einen zuverlässigen Betrieb sicherzustellen. Dafür gibt es auf der Strecke einfach zu viele Verspätungsquellen. Außerdem sollte es schon aus menschlicher Sicht verständlich sein, dass die Fahrer vielleicht in Untertürkheim auf die Toilette möchten, bevor sie sich auf den Weg nach Feuerbach (und später Ditzingen) machen.
Holger2 schrieb:Für größere Störungen reicht das natürlich nicht. Nach meinem Eindruck halten sich die Stadtbahnen im Regelfall aber auch weitgehend an die Fahrpläne. Bei größeren Störungen muss natürlich wie bisher auch z.b. durch vorzeitige Wenden in den Fahrplan eingegriffen werden, dafür sind die Pufferzeiten aber auch nicht gedacht.Eine kombinierte Linie U4/U13 würde durch viele Engstellen fahren: Berliner Platz, Stammstrecke der Tallängslinie, Hackstraße, Wilhelmsplatz, Pragsattel... Es reicht schon, wenn im Berufsverkehr etwas mehr Autoverkehr ist oder ein vorausfahrender Zug etwas Verspätung hat, um bei einer solchen Linie die Aufenthaltszeiten an den Endhaltestellen dahin schmelzen zu lassen. Da löst sich ein geplanter kurzer Aufenthalt in Untertürkheim schnell in Luft auf.
Und natürlich können Aufenthalte an den Endhaltestellen (und in diesem Fall auch Untertürkheim) in einem gewissen Maß auch dafür genutzt werden, die einzelnen Kurse nach einer Störung wieder in einen gleichmäßigen Abstand zu bringen. Nur wenn das nicht ausreicht, wird vorzeitig gewendet.
Holger2 schrieb:Eine kombinierte U4/13 hätte eine Fahrzeit von 55 Minuten. Diese Fahrzeit entspricht der heutigen Fahrzeit von U6 oder U7. Und natürlich hätte man auf einer U4/13 an den jeweiligen Endstationen mehr Zeit - nämlich exakt so viel Zeit wie heute. Wie gesagt, wir hätten ähnliche Verhältnisse, wie auf den Linien U1, 2, 6 oder 7 - zusätzlich außerdem noch eine Pufferzeit unterwegs, die die anderen Linien nicht haben.Die Linien U6 und U7 sind aber wesentlich besser ausgebaut als die Tallängslinien: Sie fahren weitgehend unabhängig vom Straßenverkehr, es gibt weniger niveaugleiche Kreuzungen und nur einen kurzen Abschnitt, auf dem sich Stadtbahnen und Autos die Fahrbahn teilen müssen. Das sorgt für eine gute Zuverlässigkeit trotz langen Strecken.
Gerade die U4 ist dagegen auf weiten Strecken ein Paradebeispiel für die "gute, alte Straßenbahn". Hier gibt es viele Gründe, warum sich ein Zug verspäten könnte und das wird bei einer Verdoppelung der Linienlänge nicht besser.
Holger2 schrieb:Das Problem ist m.E. die Doppelrolle der SSB. Nämlich einerseits den Stadtrat zu beraten, andererseits aber möglichst effizient zu wirtschaften.So ist das nunmal: Niemand kennt den Verkehrsbetrieb besser, als die Mitarbeiter des Betriebs selbst. Die SSB bei Entscheidungen über ihr eigenes Netz außen vor zu lassen ist schlicht unmöglich.
Holger2 schrieb:Was sich verändert hat, sind teilweise zusätzliche politisch gewollte Leistungen, die entsprechend auch zusätzlich bezahlt werden: Linie U16, Linie U19 und X1 - aber eben keine tiefgreifende Reform der Netzstruktur.Vor ziemlich genau 10 Jahren wurden mit dem "Netz 2011" recht viele Änderungen am Stadtbahnnetz vorgenommen. Mehr als das ist aber aufgrund unserer Netzstruktur nicht möglich: Bis auf wenige Ausnahmen sind Talquer- und Tallängslinie voneinander isoliert, was die möglichen Linienverläufe stark einschränkt. Der nachträgliche Bau von Verbindungsstrecken in der Innenstadt wäre aber über viele Jahre mit unzumutbaren Einschränkungen im Betrieb verbunden.
Holger2 schrieb:Du sagst es und das erschreckt mich. Das ganze System funktioniert nach dem Motto: Das haben wir immer so gemacht - das werden wir immer so machen.
Die Linie U4 fährt im Prinzip seit 1932 auf diesem Linienweg. Die U13 ist eine Kombination von 12 +13 aus dem Jahre 1932. Weil es für alle bequem ist, wird sich nichts ändern.
Du bringst es auf den Punkt: Warum sollte man etwas verändern, was sich über Jahrzehnte bewährt hat? Warum sollte man sich das Leben bewusst unbequem machen? Warum müssen wir alles neu erfinden, wenn es keinen wirklichen Bedarf dafür gibt?
Ein großer Teil der Linie 4 stammt weitgehend unverändert aus dem 19. Jahrhundert. Der zentrale Abschnitt der U1 geht sogar auf die erste Pferdebahnlinie zurück. Wenn eine Änderung nötig gewesen wäre, hätte man sie sicher umgesetzt - hat man aber nicht.
Aber jetzt schweife ich zu sehr vom eigentlichen Thema ab.