09. 04. 2018, 18:42
Hallo,
Das ist schon richtig, aber mich stört auch die Anspruchsmentalität, mit welcher die Sache angegangen wird. Der Bahnfahrer wird da nur noch als Maschine gesehen, welche ihren Dienst erfüllen soll, aber ja keine Ansprüche stellen darf. Und stellt er doch mal Ansprüche, dann soll das gleich verboten werden, dass der Ansprüche stellen darf. Was ist denn das für eine Haltung? Natürlich, Ansprüche werden nicht direkt verboten, aber wie wenn nicht mit Streiks sollen diese umgesetzt werden?
Gerade die Arbeitgeber im Dienstleistungsumfeld (egal ob öffentlich oder privat) sind nun nicht gerade dafür bekannt, die besten Arbeitsbedingungen zu bieten. Bei den öffentlichen hatte man bisher noch eine gewisse Arbeitsplatzsicherheit, aber bei privaten gar nichts. Von daher sollten sogar eher noch die privaten streiken, aber diese sind wegen der oft kleine Firmengrößen nicht so gut organisiert.
Und ja, ich denke wirklich, dass weniger gestreikt werden würde, wenn die Bedingungen besser wären. Wenn ich die Bedingungen eines Bus- oder Bahnfahrers mit meinen Arbeitsbedingungen (einschl. Bezahlung) vergleiche, dann müssten noch viele Jahre alle Gewerkschaftsforderungen erfüllt werden, bis es beispielsweise an meine Bedingungen herankommt. Bei uns wird nicht gestreikt, auch wenn der gewerkschaftliche Organisationsgrad ähnlich sein dürfte. Die Leute sind auch nicht mit allem zufrieden, aber man weiß auch, dass es in anderen Jobs viel schlechter aussieht.
Kann man so sehen, entspricht aber nicht der Realität in unserem Betrieb. Da ist man in der Gewerkschaft, damit der Arbeitgeber nicht alles mit einem machen kann, was er will. Betriebsausgliederungen, zuviel Arbeit, Rechtsschutz. Aber nicht wegen Streiks.
Kann mich nicht erinnern, dass die SSB jährlich bestreikt wird. Mit fällt eher auf, dass die Branchen bestreikt werden, in denen unterdurchschnittliche Bezahlung in großen Unternehmen oder Unternehmensgruppen existiert. Gut bezahlende Unternehmen werden nicht bzw. nur "pro Forma" bestreikt, bei kleinen Unternehmen reicht selten der Organisationsgrad. Und bevor jetzt jemand mit IG Metall und Daimler argumentiert: ja, diese "Streiks" habe ich erlebt. Ein paar Gewerkschaftler vor dem Werkstor und innen geht die Arbeit weiter. Klar, ein solcher Arbeitsausfall würde sich ja zu allererst auf die Jahres-Erfolgsprämie auswirken ...
Und zur Länge des Streiks: ja, da stimme ich zu. Ein Warnstreik sollte nicht den ganzen Tag gehen, ein paar Stunden am Morgen (so wie früher) sollte für einen Warnstreik reichen.
Trotz allem dürfen wir dennoch über die Verhältnisse hier glücklich sein. In anderen Ländern wird viel mehr und heftiger gestreikt. Aktuell SNCF in Frankreich; die würden über einen Tag lachen. Und ich habe in der Vergangenheit schon mindestens zweimal geplante Fototouren nach Frankreich wegen potentiellen Streiks abgesagt. Dort weiß man nicht einmal, ob gerade getreikt wird oder nicht, wenn ein Streik angesagt ist.
(09. 04. 2018, 04:31)A streetcar named desire schrieb:(09. 04. 2018, 00:21)dt8.de schrieb: Ansonsten gibt es gegen die Streiks zwei ganz einfache Lösungen: entweder die Mitarbeiter verbeamten oder mehr Geld bezahlen.Das mit dem "Streiks verhindern durch mehr Geld bezahlen" ist aber etwas blauäugig, findest Du nicht? Kurzfristig, ja sicher. Alle Forderungen der Arbeitnehmer erfüllen, dann wird dieses Jahr nicht mehr gestreikt. Nächstes Jahr werden die Forderungen aber umso höher ausfallen. Den Streik kann man dann nächstes Jahr ja wieder verhindern indem man auch diese Forderungen alle erfüllt. Und so weiter...
Das ist schon richtig, aber mich stört auch die Anspruchsmentalität, mit welcher die Sache angegangen wird. Der Bahnfahrer wird da nur noch als Maschine gesehen, welche ihren Dienst erfüllen soll, aber ja keine Ansprüche stellen darf. Und stellt er doch mal Ansprüche, dann soll das gleich verboten werden, dass der Ansprüche stellen darf. Was ist denn das für eine Haltung? Natürlich, Ansprüche werden nicht direkt verboten, aber wie wenn nicht mit Streiks sollen diese umgesetzt werden?
Gerade die Arbeitgeber im Dienstleistungsumfeld (egal ob öffentlich oder privat) sind nun nicht gerade dafür bekannt, die besten Arbeitsbedingungen zu bieten. Bei den öffentlichen hatte man bisher noch eine gewisse Arbeitsplatzsicherheit, aber bei privaten gar nichts. Von daher sollten sogar eher noch die privaten streiken, aber diese sind wegen der oft kleine Firmengrößen nicht so gut organisiert.
Und ja, ich denke wirklich, dass weniger gestreikt werden würde, wenn die Bedingungen besser wären. Wenn ich die Bedingungen eines Bus- oder Bahnfahrers mit meinen Arbeitsbedingungen (einschl. Bezahlung) vergleiche, dann müssten noch viele Jahre alle Gewerkschaftsforderungen erfüllt werden, bis es beispielsweise an meine Bedingungen herankommt. Bei uns wird nicht gestreikt, auch wenn der gewerkschaftliche Organisationsgrad ähnlich sein dürfte. Die Leute sind auch nicht mit allem zufrieden, aber man weiß auch, dass es in anderen Jobs viel schlechter aussieht.
(09. 04. 2018, 04:31)A streetcar named desire schrieb: Zudem ist es ja garnicht im Interesse der Gewerkschaften dass immer alle Forderungen so einfach mirnichts, dirnichts erfüllt werden. Weil wozu braucht man dann noch eine Gewerkschaft wenn nicht alles mit harten Bandagen erkämpft werden muss.
Kann man so sehen, entspricht aber nicht der Realität in unserem Betrieb. Da ist man in der Gewerkschaft, damit der Arbeitgeber nicht alles mit einem machen kann, was er will. Betriebsausgliederungen, zuviel Arbeit, Rechtsschutz. Aber nicht wegen Streiks.
(09. 04. 2018, 04:31)A streetcar named desire schrieb: Und gerade im Bereich SSB (und jedem anderen Unternehmen das jährlich bestreikt wird) kann man der Belegschaft ja mittlerweile eine guten Tarifabschluss ohne Streik fast garnicht mehr vermitteln. Die Meinung der Belegschaft geht dann ja schon in die Richtung "Hey, wir haben diesmal ja garnicht gestreikt. Hätten wir mal gestreikt wäre das Ergebnis sicher noch besser ausgefallen. Wofür bin ich eigentlich in der Gewerkschaft wenn wir nicht streiken?"
Kann mich nicht erinnern, dass die SSB jährlich bestreikt wird. Mit fällt eher auf, dass die Branchen bestreikt werden, in denen unterdurchschnittliche Bezahlung in großen Unternehmen oder Unternehmensgruppen existiert. Gut bezahlende Unternehmen werden nicht bzw. nur "pro Forma" bestreikt, bei kleinen Unternehmen reicht selten der Organisationsgrad. Und bevor jetzt jemand mit IG Metall und Daimler argumentiert: ja, diese "Streiks" habe ich erlebt. Ein paar Gewerkschaftler vor dem Werkstor und innen geht die Arbeit weiter. Klar, ein solcher Arbeitsausfall würde sich ja zu allererst auf die Jahres-Erfolgsprämie auswirken ...
Und zur Länge des Streiks: ja, da stimme ich zu. Ein Warnstreik sollte nicht den ganzen Tag gehen, ein paar Stunden am Morgen (so wie früher) sollte für einen Warnstreik reichen.
Trotz allem dürfen wir dennoch über die Verhältnisse hier glücklich sein. In anderen Ländern wird viel mehr und heftiger gestreikt. Aktuell SNCF in Frankreich; die würden über einen Tag lachen. Und ich habe in der Vergangenheit schon mindestens zweimal geplante Fototouren nach Frankreich wegen potentiellen Streiks abgesagt. Dort weiß man nicht einmal, ob gerade getreikt wird oder nicht, wenn ein Streik angesagt ist.