27. 06. 2008, 21:06
dt8.de schrieb:dieses Jahr wurde die Solo-Bus-Bestellung von 8 Fahrzeugen je zur Hälfte auf MAN und Mercedes verteilt. Die vier heuen MAN heißen 5138 bis 5141 im Anschluß an die bisherige Serie von MAN.
Der Bus in Vaihingen dürfte vermutlich 5141 gewesen sein, denn die anderen drei standen (wenn ich das grad von den Nummern richtig im Kopf habe) heute Nachmittag friedlich in Gaisburg.
dt8.de schrieb:Um die Euro-IV-Abgasnorm bei Nutzfahrzeugen (also auch Bussen) erreichen zu können ist zwingend eine Abgasnachbehandlung erforderlich. Dabei verwenden Mercedes-Benz und MAN verschiedene Systeme: während Mercedes wie die meisten anderen Nutzfahrzeughersteller auch auf Ad-Blue setzt, also die Abgase zusätzlich mit Harnstoff "behandelt" werden, setzt MAN auf ein anderes System, welches keine zusätzlichen Betriebsstoffe erfordert.
Da man bei der SSB - wenn man den Gerüchten glauben darf - mit der Ad-Blue-Technologie technische Probleme hat wollte man auch das System von MAN im Vergleich testen und hat daher vier Fahrzeuge mit dieser Technik beschafft.
Es ist immer so die Frage, ob man in der heutigen Welt der Ausschreibungen als kommunaler Betrieb über einen sehr langen Zeitraum immer nur eine Marke beschaffen kann. Von daher könnte ich mir hier auch etwas "Kosmetik" gut vorstellen.
Allerdings ist das Problem mit der SCR-Technik nicht von der Hand zu weisen. Man kann aber nicht behaupten, dass die SSB ein Problem damit hat, eher Evobus hat das Problem. Und das an vermutlich ALLEN Bussen, die mit dieser Technologie ausgeliefert wurden. Mir persönlich sind Klagen aus Hamburg, Lübeck und Stuttgart bekannt, wobei ich durch Gespräche mit Werkstattpersonal von Evobus weiß, dass es noch viel mehr Betriebe erwischt hat. Ich hab selbst so ein Exemplar vor der Tür stehen, bei dem der Schraubenschlüssel im Display nach Verlassen der Werkstatt nur für wenige Meter verschwindet. Und ein Werkstattmeister eines großen Mercedes-Kunden sagte unlängst zu mir "wir machen da nix mehr, es ist nur blöd den Fahrern beizubringen, bei welcher Meldung sie weiterfahren können und bei welcher nicht."
Das Problem ist übrigens recht einfach erklärt, aber wohl nur schwer zu beherrschen. Bei der SCR-Technik wird AdBlue (wässrige Harnstofflösung) in die heißen Abgase eingespritzt, das Wasser verdampft und der Harnstoff wird "freigesetzt". Im Nachgeschalteten SCR-Kat reagiert dann dieser Harnstoff mit den Stickoxiden zu Wasser und Stickstoff. Wenn AdBlue trocknet, dann kristallisiert der Harnstoff, was dann optisch wie verkalkt aussieht. Die AdBlue-Menge wird über eine Dosiereinheit gesteuert und vermutlich liegt genau dort das Problem. Wenn dort der Harnstoff nicht im Selbstreinigungsprozess entfernt wird, dann setzt sich da was zu, was dann zu Fehlermeldungen und ggf. zum Ausfall der Abgasnachbehandlung führt.
Den Fehler kann man technisch recht einfach beheben, nämlich indem man die Dosiereinheit mit Wasser durchspült. Da dies aber meist nicht lange vorhält muss das relativ oft gemacht werden (aus Lübeck hört man, dass das einmal wöchentlich passiert), Gerüchten zufolge haben andere Betriebe das Spülen schon längst aufgegeben und beklagt sich halt lautstark bei Evobus.
Was erschwerend dazu kommt ist, dass der AdBlue-Verbrauch bei bis zu 5% des Dieselverbrauchs liegt und die Brühe natürlich auch Geld kostet. Was die SSB da für den Liter aus'm Tankwagen zahlt weiß ich nicht, aber beim Bezug im 210-Liter-Fass kostet der Liter im Moment um die 62 Cent. Nun hat Evobus den Kunden ein Fahrzeug offeriert, das dank SCR-Technik einen deutlich höheren Wirkungsgrad haben soll, also die Mehrkosten für das Adblue durch sparsameren Verbrauch wieder reinholt. Blöderweise hat bislang noch kein Unternehemr, mit dem ich in der Vergangenheit gesprochen habe, diese Verbrauchseinsparung auch wirklich festgestellt. Im Gegenzug scheint der von Evobus propagierte Mehrverbrauch für die AGR-Motoren von MAN auch nicht eingetreten zu sein, wie man hört brauchen die D20 etwa das gleiche wie die D28, sparen sich aber das Adblue.
Wenn man das alles mal betrachtet ist sicher nicht verwunderlich, dass die SSB auch mal "probieren" möchte. Allerdings muss man fairerweise sagen, dass die MAN wohl zeitgleich mit den Mercedes bestellt wurden und die Probleme mit der Adblue-Technik (abgesehen von den drei Protos) zu dem Zeitpunkt natürlich noch nicht absehbar waren.
Ach ja, so als Info am Rande, die die SSB jetzt nicht betrifft. Es gibt viele (nicht alle !) Citaros in Euro 4 und Euro 5 (EEV ist davon nicht betroffen), bei denen ständig die Tubrorohre (also die Verbindung zwischen Turbo und Kat) reißen. In ungünstigen Fällen passiert das alle drei Monate, manchen Betrieben wurden bei Auslieferung schon ein paar neue mitgegeben, weil man noch an der Neukonstruktion des Teiles war. Ob das Problem inzwischen behoben ist werden wir erst in ein paar Wochen wissen - wenn die neu entwickelten Teile die ersten drei Monate überstanden haben...