06. 03. 2008, 22:41
Schimmelreiter schrieb:Ich sage nichts gegen Streiks, aber ich habe etwas dagegen, wenn man es auf den rücken anderer Leute austrägt, und nicht untereinander. Da ich nicht in einer Gewerkschaft bin, kann ich auch nicht streiken.
Doch, das Streikrecht ist an keine Gewerkschaft gebunden. Und wenn Du so einzigartig in Deiner Firma bist wie Du behauptest, dann könntest Du sogar Erfolg haben.
Und wenn das nicht hilf: kündige und gehe. Und wenn Du so unersetzlich bist, dann wird Dir Dein Arbeitgaber soger hinterherrennen und versuchen, Dich wieder zurückzuholen.
Bei uns gab es solche Fälle schon. Die Kündigung ist da nichts anderes als der Streik einer Einzelperson.
Schimmelreiter schrieb:Der Staat handelt freilich keine Lohnerhöhungen aus und sollte sich prinziepiell auch aus Lohnverhandlungen raushalten (muss er ja auch), aber er könnte sich um das in diesem Fall der Bahnstreiks -sei es DB oder SSB- um das wohl weitaus schwerwiegendere Wohl der Allgemeinheit kümmern und ein Chaos im Land verhindern.
Du merkst hoffentlich Deinen eigenen Widerspruch: der Staat soll sich raushalten, der Staat soll sich aber kümmern?
Da Streiks der einzige Weg sind um Lohnerhöhungen durchzusetzen (Forderungen bringen nichts), wie soll das dann gehen?
Da übrigens die Mehrheit weder auf die Bahn noch die SSB angewiesen ist zieht also auch das Argument des Volkswohls nicht, zumal das Streikrecht im GG garantiert ist.
Schimmelreiter schrieb:Es ist mir unverständlich, dass die GDL streikt, die haben doch ihre Lohnerhöhung bekommen!
Damit gibst Du jetzt aber endgültig zu, daß Du nichts verstanden hast. Bitte informiere Dich etwas genauer, und dann reden wir hier weiter.
Schimmelreiter schrieb:Die Behauptung, dass ein Arbeitsloser meinen Job billiger macht, mag sein, aber vielleicht nicht besser, deswegen hab ich ihn ja bekommen, und nicht irgend ein anderer. Mein Job ist sozusagen "einzigartig" in meiner Firma, also werde ich auch nicht die Chance haben, dass ein zweiter eingestellt wird, sodass ich nach 40h nach hause gehen könnte. Also, Pech gehabt.
ROTFL. Das meinst Du. Dein Arbeitgeber denkt "endlich ein Dummer, der für das Geld von einem halben die Arbeit von 1,2 macht". Wenn Du wirklich so unersetzlich bist, warum bekommst Du dann weniger als ein Lokführer?
Schimmelreiter schrieb:Abgesehen davon finde ich meine Arbeit gut, und nehme es gerne in Kauf, ein paar mehr Stunden dafür zu arbeiten, ich verlange ja nicht mehr als ich bekomme, und das ist jetzt nicht ein Top-manager-Gehalt, sondern wahrscheinlich weniger als ein Lokführer, wenn ich den Vergleich anführen darf, ich finde man sollte mit dem zufrieden sein was man bekommt,
Na wenn das so ist, warum beklagst Du Dich dann? Sei froh über Deine Situation, aber schließe nicht von Dir auf andere.
Schimmelreiter schrieb:schließlich wusste man das ja vorher, auf was man sich einläßt
Als die allermeisten der heute streikenden in ihrem Job angefangen haben konnten sie sich für den Verdienst mehr leisten als heute. Daß die Inflation und Abgaben stärker steigen als das Nettoeinkommen ist eine Sache, die Du ja scheinbar in Deiner Berufwahl auch nicht berücksichtigt hast, wenn Du schon jetzt weniger als ein Lokführer verdienst.
Schimmelreiter schrieb:Fazit: trotz allem Verständnis für eine möglicherweise nötige Lohnerhöhung (nicht aus meiner Sicht...)
Und jetzt erzähle mal einen ex-Programmierer, der, da über 45, keinen Job mehr findet und deshalb bei der Müllabfuhr ist, warum er trotz 8-Stunden-Job noch zum Sozalamt muß, da sein Einkommen unterhalb des Hartz-IV-Satzes liegt. Und daß Hartz IV gerade mal zum Leben reicht sollte bekannt sein.
Nun, falsche Ausbildung und falschen Job gewählt? Kann man als Programmierer kaum sagen, Firma wurde halt verkauft. Zu faul zum Arbeiten? Kaum. In der Branche mit 45 was neues finden? Aussichtslos.
Sage so einem mal ins Gesicht, daß er Deiner Meinung nach genug verdient.
Schimmelreiter schrieb:kotzt mich so eine Einstellung tierisch an, und man sollte den Arbeitskampf nicht auf dem rücken Unbeteiligter austragen.
Du kannst Dir doch ein Auto kaufen, dann betrifft Dich das doch alles nicht mehr. Ein Kollege kam heute mit dem Taxi zur Arbeit, und die Firma hat sogar das Taxi bezahlt (es scheint demnach wichtigere Leute als Dich zu geben). Oder Du nimmst aus Deinen 50 Stunden pro Woche einfach mal 8 frei. Bei Streik = höherer Gewalt darf der Arbeitgeber das nicht verweigern, denn Du hast Dein Soll von 40 dann ja mit 42 weiter erfüllt.
Du hast Alternativen, und daher darfst Du Dich auch nicht beschweren.
Es ist das Wesen eines Arbeitskampfes, daß man u.U. auf Alternativen zurückgreifen muß.