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Besuch der Hauptwerkstatt im BP2 Möhringen
#51
Der allgemeinen Begeisterung schließe ich mich gerne an. Am Anfang war ja noch gar nicht sicher, als wir uns um 9:15 an der Haltestelle SSb-Zentrum trafen, ob unser Termin heute überhaupt stattfinden würde. Schließlich war auch der zuständige Mitarbeiter (womöglich streikbedingt?) in den letzten Tagen nicht mehr zu ereichen gewesen, und so konnten unsere beiden "Organisatoren" auch nicht mit letzter Sicherheit bestätigen oder absagen. So trafen wir uns eben "auf gut Glück", und nachdem noch einige DT8 - mit oder ohne S und sowohl mit Tagfahrlicht als auch mit Vollbeleuchtung - im Nebel fotografiert werden mußten und wir außerdem noch Zeuge einer kleinen Signalstörung wurden, machten wir uns auf den Weg zum Empfang im Hauptverwaltungsgebäude. Immerhin - dort und in der Kantine brannte Licht. Schon mal ein gutes Zeichen.

Die Dame an der Pforte war gerade dabei, einen Anrufer auf den Streik zu verweisen und entsprechend zu vertrösten, dann nahm sie uns aber gleich in Empfang, und weitere zehn Minuten später, in denen wir die ausliegenden ÜBUT-Hefte überfliegen konnten, war auch unser Führer zu Stelle, der uns herzlich willkommen hieß. Da er sonst in leitender Funktion in der Lehrwerkstatt tätig ist, begann die Führung selbstverständlich auch dort. Über zwanzig Auszubildende in den verschiedensten Fachrichtungen beginnen dort Jahr für Jahr ihre berufliche Laufbahn, die meisten davon mit Übernahmegarantie, wie man uns stolz berichtete. Dies ist bei den anfallenden Tätigkeiten aber auch mehr als naheliegend, wie wir später noch deutlich sehen sollten. Interessant waren auch die ausgestellten Lehrarbeiten und Gesellenstücke der mechanischen und elektrischen Werkstatt, die von liebevoll detaillierten Modellfahr- und Flugzeugen über eine dynamische Digitaluhr (aus einem alten DFI-Paneel) bis zu einer dreidimensionalen LED-Lichtorgel reichten. Vorbei an Schreinerei und Glaserei ging es nun in die "heiligen Hallen" der Hauptwerkstatt. Ich bekenne, daß ich nicht zu denjenigen gehöre, die sich Umbaustatus, Betriebsstandort und auch noch Kratzeraufkommen und Schutzblechverschleiß eines jeden Wagens zu merken versuchen, aber anhand der in in einer langen Reihe aufgestellten DT8-Hälften (auch der reichlich lädierte 3230, der in Zuffenhausen zu nahe Bekanntschaft mit einer Hochbahnsteigkante gemacht hatte, war dort), konnte man sehr schön die wichtigsten Schritte der laufenden Generalsanierung der älteren DT8 nachvollziehen. Gerade wurden wir z.B. Augen- und vor allem Ohrenzeuge, wie einem Wagen auch der Holzunterboden abgefräst wurde, so daß letztlich nur noch die gerippeartige Fahrzeugkarosserie und einige letzte, verwaiste Käbelchen übrig waren, notdürftig durch Holzgitter in den Fenster- und Türlöchern stabilisiert (unfreiwillig stellten sich da schöne Erinnerungen an längst vergangene Tage mit "Cabrio"-Feeling an den offenen Türen auf alten meterspurigen T2's und DoT4's ein Wink).

Weiter geht es dann mit der Neuverkabelung. Zentnerschwere, astdicke Kabelbäume mit einer Gesamtleitungslänge von mehreren Kilometern plus den zugehörigen, ebenso großen Verbindungssteckern lagen zur Verlegung bereit. Wohlgemerkt erfolgt dies alles in Handarbeit, vor allem das Verlöten der einzelnen Steckerkontakte, was wir auch an anderer Stelle an einem Motorenprüfstand an den Wicklungen eines gleichstrombetriebenen alten GT4-Motors sehen konnten. Nicht auszudenken, wenn nach all dem Arbeitsaufwand auch nur ein Kabel verwechselt oder falsch verbunden würde... Deutlich wurde aber auch, daß die hier beschäftigten Mitarbeiter "ihre" Fahrzeuge aus dem "Effeff" kennen müssen, zumal sie sich aufgrund der besonderen Stuttgarter Gegenheiten doch deutlich von Wagen "von der Stange", die in ebeneren Gegenden Deutschlands ohne weiteres laufen können, nur eben hier nicht, deutlich unterscheiden. Da verwundert es nicht, daß auch die Ausbildung schon frühzeitig direkt "vor Ort" durchgeführt wird und die Leute anschließend nur zu gerne behalten werden, da das hier erworbene Fachwissen auch künftig sicher dringend gebraucht wird.
Der nächste Wagen hatte dann schon weitaus mehr Gestalt angenommen, die meisten Innenverkleidungen und die Sitzrahmen waren bereits wieder eingebaut, ebenso am Untergestell die Elektronik mit den Sicherungskästen. Dazu kommt - auf den ersten Blick nicht minder chaotisch anmutend - die Druckluftanlage für Tür- und Bremsensteuerung. Die zwischendurch ausgebauten Einzelteile werden übrigens nicht verschrottet, sondern aufgearbeitet, wiederverwendet und davor in einen eigens neuerrichteten Hochregallager zwischen den Werkständen deponiert. Überhaupt das Lager! Das befindet sich ja auch in Möhringen, und zwar nicht nur für DT8-Ersatzteile, sondern für so ziemlich alles, mit dem die SSB insgesamt zu tun hat oder auch hatte. Alte Widerstände und Teile eines Nockenfahrschalters standen dort neben Dachlaternen-Glasscheiben, fein säuberlich nach GT4 und DoT4 getrennt und beschriftet, ein GT4-Armaturenbrett im Originalzustand dämmerte besseren Zeiten entgegen, und Fenstergummis in den unterschiedlichsten Formen für ebenso unterschiedliche Einsatzgebiete lagen bereit.

Erst jetzt gelangten wir, da wir die Tour genau genommen "verkehrt herum", also in den Kleinteilwerkstätten, gestartet hatten, in den "Aufnahmebereich" für eintreffende Fahrzeuge mit dem integrierten Unterflur-Rollenprüfstand. Im übrigen einer der wenigen Bereiche, der unter Fahrspannung gesetzt werden kann (sonst erfolgen die Bewegungen mit Seilwinde und Schiebebühne), wozu eine Stromschiene in der Decke dient, an der sich auch sehr schön die übliche Zickzack-Führung der Fahrleitung beobachten läßt. Nebenan sind die Kammern der Lackiererei, die ebenfalls gerade ein künftiger DT8.S durchlaufen hatte, der dort noch "frisch duftend" seinem weiteren Zusammenbau harrte. Des weiteren werden in diesem Bereich auch einzelne Drehgestelle und Antriebsaggregate bearbeitet, von der Generalreinigung über die Grundüberholung bis zur Bearbeitung der Räder und Radreifen. Der Unterschied zwischen neuwertigen und abgefahrenen, schrottreifen Rädern und deren Spurkränzen ist schon beeindruckend. Ins Auge fiel außerdem ein Antriebsaggregat eines ZT4, das offenbar ein neues Zahnrad erhalten hatte, und eine Drehstrom-Antriebseinheit eines neueren DT8, die sich durch ihren modularen, wartungsfreundlichen Aufbau und die übersichtlichere Schaltung wohltuend von den vorher gesehenen Gleichstromantrieben unterscheidet. Das Holzmodell des DT8.12, das im Keller aufgestellt ist, durften wir leider nicht besichtigen, dafür war aber der Gartenschau-TW 851, dessen Inneneinrichtung, Verkabelung und Bestuhlung aufgearbeitet werden mußte und der sich zwischen all den DT8 fast wie ein Spielzeug aus einer anderen Zeit ausmachte, aus Bad Cannstatt zu Gast. Das Thema Bestuhlung führte uns danach in die Sattlerei, in der alle Sitze, vom Stadtbahnsitz mit blauem Stoffbezug bis zur historischen Kunstlederbank, auf selbstgefertigte Holzunterbauten und Schaumstofformen gezogen und montiert werden.

Den Rückweg traten wir dann eine Etage höher durch die Elektrowerkstätten an. Hier werden unter anderem Entwerter und Fahrkartenautomaten bearbeitet. Wir erfuhren, daß eine eingeworfene Münze bis zu zwölf verschiedene Prüfvorgänge hinter sich bringen muß, um akzeptiert zu werden, und es sogar eigens Testmünzen mit unterschiedlich ausgereizten Toleranzen gibt. Auch die Entwerter, deren frühere Typvielfalt inzwischen auf einen reduziert ist, mußten fahrgastseitig schon so manchen "Test" über sich ergehen lassen, was in den Schlitz so alles hineinpaßt... Da hatten sie es hier auf den teils selbstgebastelten Testständen doch wesentlich bequemer. Getestet wird hier übrigens so ziemlich alles: IBIS-Geräte, Monitore, Perlband- und Linienlaufanzeigen, auch wenn die guten alten Rollbänder hier wohl eher zur Dekoration standen. Was es eben so an Elektronik in den Fahrzeugen gibt.
Nach knapp zwei Stunden war schließlich unser Rundgang beendet und wir standen nach einem letzten Blick auf die 3D-Lichtorgel der Lehrwerkstatt, die uns ein leuchtendes "S - S - B" hinterherblinkte, wieder wieder an der Pforte. Wir möchten uns herzlich bei der SSB, unserem Führer für diese hochinteressante Tour und natürlich SSBaschdi und FJK DT8 für's Organisieren bedanken! Es war ein toller Rundgang, lehrreich und unterhaltsam. Unbedingt weiter zu empfehlen! Smile Smile
...im Übrigen bin ich der Meinung, daß die U15 in die Nordbahnhof- und Friedhofstraße gehört! (frei nach Marcus Porcius Cato d.Ä.)
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#52
Danke für die lobenden Worte=), es war echt toll das du dir da jetzt noch so spät die Mühe gemacht hast, und nochmals die Führung für die anderen Mitglieder wiederholt hast.=) und mal schauen vllt. wiederholen wir des nächstes Jahr nochmals und vllt kommen dann ein paar Leute mehr mit
Grüße: Silvia Weiß
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#53
Hallole,

danke für diesen Bericht, für die nicht dabei gewesenen.

Es spiegelt sich aber alles wieder, was ich zuletzt im Jahr 2008, damals zur letzten GT4-Fahrt nach Möhringen, sehen konnte.
Auch die ganzen Werkstätten konnte ich, zwar bald 20 Jahre her, während meinem Praktikum besuchen, und das bei einer Praktikumslänge von 2 Wochen (abzüglich 2 Streiktage), viel erleben.

Grüßle
AFu
[Bild: 3320-Front-DSO.jpg]
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Stuttgarts Straßen- und Stadtbahnlinien im Internet:
http://www.ssb-linien.de
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#54
In der SSB-Werkstätte werden 100 Stadtbahnen gewartet und gereinigt: https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhal...cbb88.html
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#55
Bemerkenswert an dem verlinkten Zeitungsfoto ist auch, daß im Hintergrund der Museums-TW 222 zu sehen ist. Das wùrde doch die Frage aufwerfen, ob es sich dabei um ein älteres Archivbild handelt, oder ob das tatsächlich bedeutet, daß er nun (endlich) von seinem tragischen "Kollaps" beim Jubiläumskorso 2018 kuriert wird und hoffentlich demnächst wieder - zu gegebenen Anlässen - die nähere (oder auch weitere) Umgebung des Cannstatter Museums unter die Räder nehmen kann? Zu wünschen wäre es ihm ja auf jeden Fall.
...im Übrigen bin ich der Meinung, daß die U15 in die Nordbahnhof- und Friedhofstraße gehört! (frei nach Marcus Porcius Cato d.Ä.)
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#56
Würde mal behaupten, dass das ein Archivbild ist, denn die Sanierung zu DT 8.S ist abgeschlossen Smile
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#57
Schon richtig, aber wer sagt denn, daß das Bild die Sanierung und nicht die im Artikel beschriebene erweiterte Grundreinigung des Wagens oder einen sonstigen (aktuelleren) Werkstattaufenthalt zeigt?
...im Übrigen bin ich der Meinung, daß die U15 in die Nordbahnhof- und Friedhofstraße gehört! (frei nach Marcus Porcius Cato d.Ä.)
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#58
(21. 08. 2019, 15:03)WN 26 schrieb: Schon richtig, aber wer sagt denn, daß das Bild die Sanierung und nicht die im Artikel beschriebene erweiterte Grundreinigung des Wagens oder einen sonstigen (aktuelleren) Werkstattaufenthalt zeigt?
Ich sage das Big Grin
Der Artikel zeigt leider ein Bild der Hauptwerkstatt, obwohl die Grundreinigung nicht dort, sondern in der Betriebshofwerkstatt gemacht wird. Da, wo im Bild einige halbe DT8.S stehen, ist heute die Montage der teilsanierten DT8.4.
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#59
(21. 08. 2019, 15:03)WN 26 schrieb: Schon richtig, aber wer sagt denn, daß das Bild die Sanierung und nicht die im Artikel beschriebene erweiterte Grundreinigung des Wagens oder einen sonstigen (aktuelleren) Werkstattaufenthalt zeigt?

Eine Grundreinigung eines DT8 beinhaltet auch nicht den Ausbau des Fahrerpults Wink zur Grundreinigung gab es auch mal ein Video auf Youtube vom ZDF
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#60
Hallole,

hier, leider schlechte Kopie:
https://www.youtube.com/watch?v=tQMNfjnDgEc

Grüßle
AFu
[Bild: 3320-Front-DSO.jpg]
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Stuttgarts Straßen- und Stadtbahnlinien im Internet:
http://www.ssb-linien.de
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