02. 08. 2007, 02:31
Hallo!
Mein Interesse gilt nicht nur der Eisen- und Stadtbahn, sondern auch Industriebetrieben und äquivalentem. Neulich ist so ein kleiner Bericht über Anlagen rund um Stuttgart-Ost bis Obertürkheim entstanden. Vielleicht für den ein oder anderen ganz interessant.
Der Start befindet sich an der Stadtbahnhaltestelle Schlachthof. Nun laufen wir auf die Brücke der Talstraße. Zur Linken erhebt sich das 1949, im Krieg zerstörte, wiederaufgebaute Gasometer. Es ist mit 100 Meter Höhe und 67 Meter Durchmesser eines der größten, noch in Betrieb befindelichen in Deutschland. Der Gasometer dient zur Speicherung von Erdgas.
Drehen wir uns um und überqueren die Talstraße fällt der Blick auf das Kohlenkraftwerk Stuttgart-Gaisburg der EnBW, auf das nun Kurs genommen wird. Das Kraftwerk dient Hauptsächlich der Versorgung des Stuttgarter Ostens mit Fernwärme. Die Schornsteine der beiden Kraftwerksblöcke haben eine Höhe von 160 und 125 Meter. Verbrannt wird hauptsächlich Kohle, die mit dem Schiff über den Neckar angeliefert wird. Der Kohle wird noch Asche und Kalk hinzugefügt, der mit der bei der Verbennung entstehenden Schadstoffe reagiert. Somit ist das Heizkraftwerk auch ohne Anlagen zur Rauchgasreinigung relativ emmisionsfrei. Für den Fall, dass der Neckar zugeeist ist kann das Kraftwerk auch noch mit der Bahn angefahren werden. Außerdem besitzt das Kraftwerk noch eine Gasturbine. Diese kann bei Versorgungsengpäßen innerhalb von acht Minuten hochgefahren werden, dient der Abedeckung der Spitzenlast, und erzeugt dann bis zu 60 MW Strom.
Es geht in der Ulmer Straße über einen Mix von Dienstleistungs- und Handelsunternehmen zum Großmarkt. Der 1957 eröffnete Großmarkt ist mit einer Fläche von 197.000 m² nach Hamburg und München der drittgrößte Deutschlands. Durch ihn wird der Einzelhandel der ganzen süddeutsche Region mit frischem Obst, Gemüse, Fisch, bis hin zu Pflanzen versorgt. Die Markthallen mit einem Warenumschlag von 490.000 Tonnen im Jahr haben fast 24 h am Tag und sechs Tage in der Woche geöffnet. Versorgt wird der Großmarkt hauptsächlich per LKW, jedoch existiert noch eine regelmäßig genutzte Bahnverbindung. Hier kommen auch öfters die Interfrigo "Bananenwagen" zum Einsatz.
Auf der anderen Seite des Neckars, steht das Inselkraftwerk. Für das Wasserkraftwerk wurde 1927 ein Kanal angelegt. Auf der nun entstandene "Insel" kann man im Inselbad seit 1929 in den Sommermonaten direkt neben dem Neckar baden. Zurück zum Wasserkraftwerk: Eröffnet wurde es 1902 als kombiniertes Dampf- und Wasserkraftwerk. Die Dampfturbinen wurden inzwischen stillgelegt, die ursprüngliche Kraftwerkshalle abgerissen. Heute erzeugt es ca. sechs Mio. KWh im Jahr. Das Kraftwerk wird seit 2002 von der Fernsteuerwarte in Rockenau bei Eberbach überwacht.
Es geht weiter in Richtung Hafen. An der Otto-Konz-Brücke ist einerseits die viergleisige Hauptbahn von Stuttgart nach Plochingen zu sehen, auf der anderen Seite steht der Hafen. Auf der Brücke sehen wir Blickrichtung Obertürkheim das Containerumschlagterminal für den Containerumschlag Schiene / Straße und umgekehrt. Auf der anderen Seite der Otto-Konz-Brücke fällt der Blick auf das Lager von Daimler-Crysler sowie im Hintergrund auf den Ölhafen. Daimler-Crysler nutzt von diesem Standort aus das Containterterminal in Richtung Bremerhaven. Es werden Motor(-teile) in den Stahlkisten verschickt. Gehen wir weiter die Otto-Konz-Brücke hinauf fällt der Blick auf das Hafenbecken 2 mit dem Stuttgarter Container Terminal. Von hier-aus verkehren einmal pro Woche Schiffe jeweils nach Rotterdam und Antwerpen, mit Anschluss an die große, weite Welt! Das rege benutzte Terminal stößt regelmäßig an die Kapazitätsgrenze; um eine Erweiterung der Depotflächen für die Stahlkisten wird es wohl über kurz oder lang nicht herrum kommen. Der Neckar wurde bis 1958 nach Stuttgart schiffbar gemacht. Durch die insgesamt 23 Schleusen auf dem 188 km weiten Weg von Mannheim wo der Neckar in den Rhein mündet, nach Stuttgart können bis zu 105 m lange Binnenschiffe geschleust werden. Geplant ist eine Erweiterung der Schleusen auf 140 m. Alle Schleusen im Stadtgebiet Stuttgarts werden von der Fernleitzentrale Obertürkheim ferngesteuert. Der Neckar hat bis Plochingen eine Mindesttiefe von 2,80 m.
Insgesamt hat der Hafen eine Fläche von fast 100 Hektar. Die Umschlagsstärksten Güter sind Baustoffe, Eisen, Stahl und Schrott. Am Ende vom Mittelkai werden die Otto-Hirsch-Brücken erreicht. Nach kurzer Zeit kommt zur linken Seite wieder das Containerumschlagterminal, zur rechten der Rangierbahnhof Stuttgart-Hafen in den Blick. Talbremsen? Förderanlage? Von wegen! Hier findet noch recht abenteurliche Ablaufvorgänge statt. Ein Besuch absolut lohnenswert Der Hafenbahnhof ist der letzte Rangierbahnhof im Stadtgebiet von Stuttgart auf dem noch Ablaufbetrieb stattfindet.
Grüße,
Lennart
Mein Interesse gilt nicht nur der Eisen- und Stadtbahn, sondern auch Industriebetrieben und äquivalentem. Neulich ist so ein kleiner Bericht über Anlagen rund um Stuttgart-Ost bis Obertürkheim entstanden. Vielleicht für den ein oder anderen ganz interessant.
Der Start befindet sich an der Stadtbahnhaltestelle Schlachthof. Nun laufen wir auf die Brücke der Talstraße. Zur Linken erhebt sich das 1949, im Krieg zerstörte, wiederaufgebaute Gasometer. Es ist mit 100 Meter Höhe und 67 Meter Durchmesser eines der größten, noch in Betrieb befindelichen in Deutschland. Der Gasometer dient zur Speicherung von Erdgas.
Drehen wir uns um und überqueren die Talstraße fällt der Blick auf das Kohlenkraftwerk Stuttgart-Gaisburg der EnBW, auf das nun Kurs genommen wird. Das Kraftwerk dient Hauptsächlich der Versorgung des Stuttgarter Ostens mit Fernwärme. Die Schornsteine der beiden Kraftwerksblöcke haben eine Höhe von 160 und 125 Meter. Verbrannt wird hauptsächlich Kohle, die mit dem Schiff über den Neckar angeliefert wird. Der Kohle wird noch Asche und Kalk hinzugefügt, der mit der bei der Verbennung entstehenden Schadstoffe reagiert. Somit ist das Heizkraftwerk auch ohne Anlagen zur Rauchgasreinigung relativ emmisionsfrei. Für den Fall, dass der Neckar zugeeist ist kann das Kraftwerk auch noch mit der Bahn angefahren werden. Außerdem besitzt das Kraftwerk noch eine Gasturbine. Diese kann bei Versorgungsengpäßen innerhalb von acht Minuten hochgefahren werden, dient der Abedeckung der Spitzenlast, und erzeugt dann bis zu 60 MW Strom.
Es geht in der Ulmer Straße über einen Mix von Dienstleistungs- und Handelsunternehmen zum Großmarkt. Der 1957 eröffnete Großmarkt ist mit einer Fläche von 197.000 m² nach Hamburg und München der drittgrößte Deutschlands. Durch ihn wird der Einzelhandel der ganzen süddeutsche Region mit frischem Obst, Gemüse, Fisch, bis hin zu Pflanzen versorgt. Die Markthallen mit einem Warenumschlag von 490.000 Tonnen im Jahr haben fast 24 h am Tag und sechs Tage in der Woche geöffnet. Versorgt wird der Großmarkt hauptsächlich per LKW, jedoch existiert noch eine regelmäßig genutzte Bahnverbindung. Hier kommen auch öfters die Interfrigo "Bananenwagen" zum Einsatz.
Auf der anderen Seite des Neckars, steht das Inselkraftwerk. Für das Wasserkraftwerk wurde 1927 ein Kanal angelegt. Auf der nun entstandene "Insel" kann man im Inselbad seit 1929 in den Sommermonaten direkt neben dem Neckar baden. Zurück zum Wasserkraftwerk: Eröffnet wurde es 1902 als kombiniertes Dampf- und Wasserkraftwerk. Die Dampfturbinen wurden inzwischen stillgelegt, die ursprüngliche Kraftwerkshalle abgerissen. Heute erzeugt es ca. sechs Mio. KWh im Jahr. Das Kraftwerk wird seit 2002 von der Fernsteuerwarte in Rockenau bei Eberbach überwacht.
Es geht weiter in Richtung Hafen. An der Otto-Konz-Brücke ist einerseits die viergleisige Hauptbahn von Stuttgart nach Plochingen zu sehen, auf der anderen Seite steht der Hafen. Auf der Brücke sehen wir Blickrichtung Obertürkheim das Containerumschlagterminal für den Containerumschlag Schiene / Straße und umgekehrt. Auf der anderen Seite der Otto-Konz-Brücke fällt der Blick auf das Lager von Daimler-Crysler sowie im Hintergrund auf den Ölhafen. Daimler-Crysler nutzt von diesem Standort aus das Containterterminal in Richtung Bremerhaven. Es werden Motor(-teile) in den Stahlkisten verschickt. Gehen wir weiter die Otto-Konz-Brücke hinauf fällt der Blick auf das Hafenbecken 2 mit dem Stuttgarter Container Terminal. Von hier-aus verkehren einmal pro Woche Schiffe jeweils nach Rotterdam und Antwerpen, mit Anschluss an die große, weite Welt! Das rege benutzte Terminal stößt regelmäßig an die Kapazitätsgrenze; um eine Erweiterung der Depotflächen für die Stahlkisten wird es wohl über kurz oder lang nicht herrum kommen. Der Neckar wurde bis 1958 nach Stuttgart schiffbar gemacht. Durch die insgesamt 23 Schleusen auf dem 188 km weiten Weg von Mannheim wo der Neckar in den Rhein mündet, nach Stuttgart können bis zu 105 m lange Binnenschiffe geschleust werden. Geplant ist eine Erweiterung der Schleusen auf 140 m. Alle Schleusen im Stadtgebiet Stuttgarts werden von der Fernleitzentrale Obertürkheim ferngesteuert. Der Neckar hat bis Plochingen eine Mindesttiefe von 2,80 m.
Insgesamt hat der Hafen eine Fläche von fast 100 Hektar. Die Umschlagsstärksten Güter sind Baustoffe, Eisen, Stahl und Schrott. Am Ende vom Mittelkai werden die Otto-Hirsch-Brücken erreicht. Nach kurzer Zeit kommt zur linken Seite wieder das Containerumschlagterminal, zur rechten der Rangierbahnhof Stuttgart-Hafen in den Blick. Talbremsen? Förderanlage? Von wegen! Hier findet noch recht abenteurliche Ablaufvorgänge statt. Ein Besuch absolut lohnenswert Der Hafenbahnhof ist der letzte Rangierbahnhof im Stadtgebiet von Stuttgart auf dem noch Ablaufbetrieb stattfindet.
Grüße,
Lennart